Veloroute 555: Burgen, Schlösser, Wolken, Feste und Seifen – „e suuberi Sach“

Es soll den ganzen Tag sonnig sein sagen die Wetterfrösche. Am Abend fragen wir uns, was diese Frösche wohl getrunken haben bevor sie die Prognose gemacht haben.

Strahlender Start

Gabi kommt mit dem Zug von daheim nach Sargans, ich mit dem Auto und den Velos aus dem bergischen Heimbüro in Fideris. Schnell sind die Velos startbereit. Kleidermässig passen wir uns an. Eher leichter bestofft geniessen wir die Sonne und das einmal mehr überdurchschnittlich warme Wetter. Wir kurven los. Die Route 555 steht an. Viele Haufen alter Steine erwarten uns, die Route nennt sich „Fünf-Schlössertour“. Höhenmeter stehen nicht im Vordergrund. Die ersten 30 Kilometer sind flach.

Wir cruisen vom Bahnhof Sargans hinüber auf den Rheindamm, wenden uns flussabwärts und biegen beim Heliport über die Rheinbrücke ab ins Fürstentum Liechtenstein. Die erste Station ist die Burg Gutenberg in Balzers. Die wir im Oktober 2022 gründlich erkundet haben. Deshalb fahren wir gemütlich vorbei, durch Balzers durch und weiter dem Rhein nach bis nach Vaduz. Wo wir auf einer Nebenstrasse vom Verkehr fast überrollt werden. Was ist denn hier los?

Herbstzeit ist Festzeit – und der Nordföhn besucht uns

Im Prättigau ist heute Alp-Spektakel. In Vaduz ist Herbstmarkt. Wir zuckeln durch die Gassen, wollen ausweichen als wir genug Leute gesehen haben und landen mitten in der Chilbi. Ja, da ist was los. Der Markt ist eine relativ stark kommerzialisierte Geschichte. Gar nichts mit hübsch und vielen einheimischen Sachen. Wir sind froh, können wir das Gewusel und den Verkehr hinter uns lassen. Schnell sind wir weg. Zwei, drei Kurven braucht es bis wir wieder auf schmalen Strässchen unterwegs sind und durch die Landschaft kurbeln. So ganz nebenbei verbuchen wir Schloss Nummer zwei. Das Schloss Vaduz.

In der Zwischenzeit hat sich der Himmel leider ein dunkles Wolkenkleid angezogen. Kurz vor Vaduz haben wir den Zmittag auf einem Bänklein am Rhein genossen. Und die Föhnfische und Föhnlinsen bewundert. Dabei ist doch Nordwestwind angesagt? Das Geheimnis lüftet sich mit der Föhnprognose von Rheintalmeteo. Wir haben ganz kurz eine Nordföhnphase miterlebt. Dumm nur, dass die eben die vielen Wolken gebracht hat. Die Föhnfische waren da bloss der Anfang. Zeitweise ist es jetzt stark bewölkt und gar nicht mehr hübsch.

Zurück in die Schweiz

Kurz nach Schaan geht es zurück in die Schweiz. Über die imposante Velobrücke, die den Rhein überspannt. Und gleichzeitig dazu genutzt wird, Fernwärme der Kehrichtverbrennungsanlage in Buchs SG hinüber ins Ländle zu transportieren.

Durch Buchs hindurch kurven wir weiter. Leider schlägt dort die manchernorts etwas komisch markierte Routenführung der 555 zu. Die Route geht nach links, dabei wäre doch rechts das Schloss Werdenberg zu sehen. Was wir aber voll verpeilen. Also geht es nach links. Bis wir in Sevelen sind. Da findet heute die Schaf- und Gitzischau statt. Auf dem Sportplatz Schild. Den wir etwas suchen müssen. Wieso wir das wissen? Weil eine Kollegin von mir, mit der ich vor x-Jahren ein NDS HF gemacht habe, Seifen produziert (schau vorbei unter www.seife.li) und in ihrem WhatsApp Status jeweils publiziert, auf welchen Märkten sie gerade ihren Stand hat. Wie es der Zufall will, ist heute Sevelen dran, und wir sind auch da.

Der Besuch lohnt sich, wir freuen uns, uns nach Jahren wieder einmal zu sehen. Bepackt mit wohlriechenden, handgemachten, Seifen schauen wir uns die Schafe und Geissen an. Ein richtig schöner, kleiner und lokaler Anlass ist das. Bestritten von den lokalen Bauern und flankiert von Ständen, an denen einheimische Sachen angeboten werden. Was für ein Unterschied zum Kommerz in Vaduz, das in Sichtweite liegt.

Ach ja, fast vergessen. In Sevelen passieren wir Burg Herrenberg, unsere heutige Nummer drei, wobei das bloss noch eine bröcklige Ruine ist. Weiter geht es, bis zum Käshof bei Plattis. Ob es auf dem Hof Käse gibt? Wir wissen es nicht und biegen nicht zum Hof ab. Sondern steigen auf, auf der schmalen Strasse die in den Wald führt. Vorbei an alten Panzersperren aus Beton und einem imposanten Bunker mit Schussrichtung zu den Panzersperren. Diese Seite des Rheintals ist mit Verteidigungsanlagen in grosser Zahl möbliert. Die Strasse ist ein Traum um nach oben zu fahren. In Gretschins passieren wir die Ruine der Burg Wartau. Kaum zu glauben, dass das Gemäuer seit 1530 leer steht. Von aussen meint man, man könne gleich einziehen. Aber nein, unsere heutige Nummer vier ist und bleibt leer.

In Fontnas schauen wir uns eine kleine Kapelle an. Bevor wir Azmos durchfahren. Wo gerade so ziemlich gar nichts los ist. Vorbei an Trübbach erreichen wir den Schollberg. Heute dominiert von einem grossen Kies- und Betonwerk. Aber: Der Berg ist ziemlich ausgehöhlt und beherbergt eine alte Festung. Gut sieht das geübte Auge den getarnten Eingang in den Berg. Die Festung kann man besichtigen. Der Verein AFOM betreut die Anlagen. Wer an diesen alten Löchern Interesse zeigt, dem kann ich eine solche Führung sehr empfehlen. Siehe auch die Führung, die ich am 03.04.2022 gemacht habe.

Schon kommen wir zum Ende, denn nach weiteren knapp 5 Kilometern fotografiere ich noch unser Schloss Nummer fünf – dasjenige von Sargans. Nun haben wir also ein Schloss verpasst und trotzdem fünf Stück auf dem Zähler? Veloland Schweiz hat irgendwie eine etwas eigenartige Zählmethode stellen wir fest. Egal, uns hat es gefallen, wir verladen unsere Velos und düsen hinauf nach Fideris. Wo wir uns überlegen, wohin wir die Speichen am Sonntag bewegen wollen. Wandern wär auch was. Aber da wir die Velos hier haben, lassen wir die Wanderschuhe im Schuhrechen.

Das Bilderbuch des Tages.

Mit der Route.