Magletsch – einer der „vergessenen Igel“

Für einmal geht es nicht um Touren in den Bergen. Sondern um eine Tour in einem Berg. Dem Magletsch nämlich. Einem Felsmassiv bei Oberschan im Rheintal. Seit wir in der Region aktiv sind, sahen und sehen wir immer wieder die Verteidigungsanlagen aus dem 2. Weltkrieg und dem kalten Krieg in der Region. Manch einer der Berge ist innen hohl und ausgebaut. Eines der drei grossen Festungswerke des Reduit ist die Festung Sargans. Die beiden anderen Werke sind St. Maurice im Wallis sowie der Gotthard. Und nein, allen Gerüchten zum Trotz gibt es keinen Stollen von Sargans bis zum Gotthard.

Rund um Sargans sind rund 90 Bunker und Anlagen vorhanden. Einige davon kennt man vielleicht. Stichworte wie Tschingel oder Furggels sind nicht unbekannt. Aber keine der Anlagen ist so gut erhalten wie das Artilleriefort Magletsch. 4 Kilometer Stollen hat es da im Berg. Davon sind 2 Kilometer heute ein Museum, die anderen 2 Kilometer werden nach wie vor von der Armee genutzt, als Unterkunftsanlage für die Truppe. Da der Verein, der die Anlage Magletsch betreibt, heute eine Besichtigung der Anlage anbietet, melde ich mich an und nutze das mittelprächtige Wetter für eine sehr interessante Führung und einen Einblick in die Militärgeschichte der Schweiz.

Angesichts der aktuellen Lage in Europa, mit dem Krieg in der Ukraine, kann man sich fragen, ob solche Anlagen wieder von Bedeutung sein könnten. Vor allem wenn man sieht, dass der aktuelle Krieg mit eher althergebrachten Methoden ausgefochten wird. Die Antwort auf die Frage lautet aber nein. Der Grossteil der Anlagen ist nicht mehr betriebsfähig, einige sind abgebrochen worden. Dazu kommt, dass eine Bewaffnung aus den 1930-er Jahren heute, obwohl einige der Systeme bis in die 2000-er Jahre benützt wurden, wirklich musealen Charakter hat. Oder schlicht nutzlos ist.

Trotzdem ist es spannend und lehrreich zu sehen, was da in den 1930-er Jahren entworfen und dann ab 1938 in die Tat umgesetzt worden ist. Ausgeklügelt, in Rekordzeit realisiert, mit hochmotivierten Leuten gebaut und gerade noch rechtzeitig in Betrieb genommen sind die Anlagen Zeugen ihrer Zeit. Im Magletsch funktionieren übrigens viele der Anlagen, wie zum Beispiel die drei grossen Sulzer Dieselmaschinen, nach wie vor und werden perfekt gewartet.

Detaillierte Informationen zu den Bauwerken, inklusive deren Geschichte, sind auf der Webseite des AFOM zu finden. Das private Projekt „Die vergessenen Igel der Festung Schweiz“ gibt ebenfalls einen Einblick in die Verteidigungsanlagen und deren Konzeption. Hier wird auch der kalte Krieg abgedeckt. Sind die Anlagen doch bis um das Jahr 2000 herum laufend der aktuellen Gefährdungslage angepasst worden.

Die über 3 1/2 stündige Führung gibt einen tollen Eindruck. Im heute noch genutzten Teil der Anlage hängt dieser Satz von General Guisan an der Wand. Der nach wie vor aktuell ist.

Die Bilder des Tages.

1 Gedanke zu „Magletsch – einer der „vergessenen Igel““

Kommentare sind geschlossen.