Kelten, Mauren, Kork, Wildschweine & ein Gecko

Der Donnerstag macht seinem Namen Ehre. Es ist mit 25 Grad warm, aber den ganzen Tag sehr, sehr dunstig. Ausser am Nachmittag, da drückt die Sonne etwas mehr durch. 


Wir entscheiden uns für den Aussichtsberg Rocha da Pena auf 479 Meter über Meer. Der Berg liegt am nördlichen Rand der Algarve. Bloss einige Kilometer trennen uns von der Bergkette, die das warme Meerklima vom kalten Nordklima trennt. Die Wetterscheide ist gleichzeitig die Grenze zwischen der Algarve und dem Norden von Portugal. 


Der Start der Wanderung ist in Rocha. Einem verschlafenen Nest auf dem Land. Die Leute hier betreiben Landwirtschaft und Tourismus. Viel ist aber nicht los. Viele Gebäude sind in schlechtem Zustand oder gar verfallen. Dafür ist es landschaftlich schön. Wir stellen uns vor, wie es hier im Frühling grünt, blüht und vielfältig riecht. Im Moment ist alles ziemlich braun und verdorrt. Trotzdem hat die Landschaft ihren Reiz. Der Berg Rocha da Pena ist eine lange Felskette. Wir steigen gen Norden auf. Oben verläuft der Weg über die ganze Hochebene nach Süden. Von dort zieht sich die Route in einem Bogen gen Osten zum Ausgangspunkt zurück. 


Am Dunschtig war es Dunschtig

Auffällig ist hier oben der aufgewühlte Boden. Gemäss unserem Wanderbüchlein hat es Wildschweine. Wir sehen die vielen Wühlstellen und hoffen, vielleicht ein Zeichen der Viecher zu hören. Ein Grunzen oder so. Aber Fehlanzeige. Sie machen auf unsichtbar. Dafür sehen wir einen 2800 Meter langen Steinwall. Der wurde in der Eisenzeit aufgeschüttet um die Höhe zu verteidigen. Die Kelten sollen hier in der Gegend gesiedelt haben. Fürwahr eine lange Zeit ist das her. Im Dorf Salir finden sich Zeichen aus der Keltenzeit. Aber auch aus der Zeit der Mauren, die offenbar so um das 14. Jahrhundert herum von hier vertrieben worden sind. Die Gegend scheint also schon früh beliebt gewesen zu sein. Die Römer waren übrigens auch hier. Aber wo waren sie nicht? In den Dörfern blühen in den Gärten einige Blumen. Die immer wieder für Farbtupfer sorgen. 


Farbtupfer am Wegesrand

Im Jetzt prägen Korkeichen die Gegend. Die Bäume erstrecken sich über weite Flächen und bilden ganze Wälder. Sie werden bewirtschaftet. Aus São Brás de Alportel, wo wir wohnen, soll der beste Kork der Welt stammen. Im Jahr 2004 hatte die Korkwirtschaft einen grossen Rückschlag zu verzeichnen. Ein riesiger Waldbrand zog sich über die halbe Algarve bis zur spanischen Grenze. Die Korkeichenwälder nahmen schweren Schaden und auch Gebäude in einigen Dörfern sind niedergebrannt. Noch heute sehen wir die Spuren gut. Viele Baumrinden sind schwarz. 


Kork in Weltmeisterqualität – hier die Korkeichen

Interessant war ein kleiner Ausflug mit dem Auto auf eine Nebenstrasse. Die entpuppt sich als Schotterstrasse. Die immer schmaler wird. An einer Verzweigung hat es tatsächlich Wegweiser mit Strassennummern. Auch unser GPS im Auto teilt uns mit, dass wir uns auf einer offiziellen Strasse befinden. Nun, wir entscheiden uns trotzdem zur Rückkehr auf die geteerte Strasse. Sicher ist sicher. Denn es ist hier draussen in den Bergen wirklich einsam. 


Forstweg? Nein, offizielle Strasse! 

Den Tag beschliessen wir mit einem Besucher vor unserer Haustür. Einem Gecko. Dem maurischen Osga wie Google weiss. Womit wir wieder bei den Mauren wären. Lateinisch tönt das herzige, ca. 10 cm lange (inkl. Schwanz) Tierchen ziemlich martialisch „Tarentola mauritanica“. Mir kommt da eine Tarantel in den Sinn. Dabei ist der Gecko absolut harmlos. 


Guckst du Gecko

Nicht im Bild, aber heute gesehen: Eine sprintende Schildkröte. Die sauste über die Strasse, bis wir gehalten hatten und zurückgespurtet waren sass sie wohl schon irgendwo im Unterholz. Ob es eine europäische Sumpfschildkröte gewesen ist? Wer weiss, geografisch jedenfalls wäre das möglich. 


Die komplette Bildersammlung aus der Algarve.  

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.