Segel hissen und ab zu den Seen – von Fürstenberg nach Waren (Müritz)

Nach dem Zmorge in der Bäckerei am Marktplatz in Fürstenberg satteln wir unsere Velos, hissen die Segel und fahren los. Es bläst ein strammer Wind. In Böen sagt der Wetterbericht gut 30 km/h voraus. Und ich denke, das stimmt. Der Himmel begrüsst uns mit einem fast wolkenlosen Blau. Die Temperatur steigt im Tagesverlauf auf sommerliche 26 Grad. Der Wind kommt meistens von hinten und gibt uns Schub. Kurz, wir haben die perfekten Verhältnisse für unsere heutige Etappe. Sie wird am Ende gut 100 km lang sein. 4 km länger als ich bei der Planung geschätzt habe. Und dabei sind wir nicht einmal die ganze Strecke so gefahren wie es geplant war. Dazu später mehr. 


Wir erfreuen uns heute wieder der perfekten Streckenführung. Man kann hier tatsächlich ohne Karte fahren. Oder sagen wir besser: man kann das wagen, muss dann aber ein wenig flexibel sein. Heute sind die Schilder nämlich nicht gar so üppig vorhanden wie gestern. Manchmal müssen wir genau schauen und teilweise raten wo es durchgeht. Die Wege sind fast immer gut. Ausser einmal: da erwartet uns eine sandige Piste. Da bewegt sich das Velo hinten und vorne unberechenbar. Die Geschwindigkeit nimmt markant ab. Das Stück ist zum Glück relativ kurz. Ein anderes Mal müssen wir eine Umleitung fahren. Die führt gnadenlos über einen Wanderweg. Da loben wir unsere guten Velos die den ruppigen Untergrund gut meistern. Überwiegend ist der Untergrund auch heute perfekt. Einmal fahren wir über mehrere Kilometer durch Feld und Wald. Immer auf einem Weg aus Betonverbundsteinen. Die passend verlegt sind und sich anfühlen wie ein Teppich. Wenn diese Steine von Hand verlegt worden sind, waren da viele Leute monatelang an der Arbeit. 


Die Gegend präsentiert sich heute abwechslungsreich. Seen wechseln sich ab mit Ackerland. Von Zeit zu Zeit queren wir kleine Dörfer und Weiler. Da hat es manch altes Gebäude das bald in sich zusammenfallen wird. Viele ältere Gebäude, wo sich früher Gewerbe darin befand, stehen leer und zerbröseln. Die Landflucht im Osten Deutschlands bekommt hier ein Gesicht. Auf der anderen Seite sind die grösseren Orte herausgeputzt und leuchten in der Sonne. Am Nachmittag fahren wir ein in die Mecklenburger Seenplatte. Immer wieder hat es grössere und kleinere Gewässer. 


Einmal verfahren wir uns heute. Irgendwie verpassen wir einen Wegweiser der nach links weist. Wir fahren rechts. Und landen 11 km später in einem Ort, den wir eigentlich nicht hätten passieren sollen. Dank dem Veloführer finde ich einen Weg aus der Patsche. Sonst hätten wir die 11 km wieder zurückfahren müssen. Dafür fahren wir an der Grenze zum Müritzer Nationalpark entlang. Ein Teil des Gebietes war zu Sowjetzeiten ein riesiges Truppenübungsgelände. Heute muss der Boden mit Kampfmitteln verseucht sein. Die Beschilderung ist irgendwie bizarr. Einerseits alles verseucht, andererseits Nationalpark? 


Wir leben gesund. Pro Tag 1 Liter Hefeweizen alkoholfrei ist das Sportlergetränk. Sogar auf der Flasche steht, dass man mit mindestens 5 dl pro Tag zu einer gesunden Ernährung beiträgt. Und es stimmt. Die Mischung ist isotonisch und mit einer Apfelschorle nimmt man mehr Kalorien zu sich. Da kombiniere ich das Bier glatt mit drei Kugeln Glacé. Das schmeckt 1a und kühlt super ab. 


Abends fahren wir in Waren an der Müritz ein. Hier wartet das Hotel am Tiefwarensee auf uns. Ein Projekt einer Lebenshilfe GmbH. Hier arbeiten Menschen mit einer Benachteiligung im Hotel und einem grossen Gartenbetrieb. Es hat einen Schaugarten der schön gestaltet ist. Das Hotel liegt direkt am Tiefwarensee. Es ist ruhig hier und sehr schön. Das Gebäude diente zu früheren Zeiten einmal als Heim für ledige junge Damen. Die Lage abseits der Stadt kommt genau richtig für den Ruhetag am Sonntag. In den letzten drei Tagen haben wir gut 253 km Kilometer lang die Sonne und die wunderschöne Gegend genossen. Da tut es gut, mal ein wenig die Beine hochzulegen. Wobei wir nicht klagen können. Nichts tut weh und wir fühlen uns wunderbar fit. Die guten Velos tragen sicher ihren Teil dazu bei. 


Der Tag in Bildern – unten rechts das Hotel am Tiefwarensee 

PS: das Fotoalbum führe ich nach sobald wir mal ein Hotel erwischen wo das WLAN mehr als bloss Schneckentempo erreicht. 

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