Rückreise nach Hamburg als Theater für Leute mit starken Nerven

Ab Kopenhagen fahren wir heute mit dem Zug nach Hamburg. Um am Abend mit dem CNL gen Zürich abzufahren. Den CNL ab Kopenhagen gibt es leider schon länger nicht mehr. Wie in einem früheren Blog erwähnt, verschwinden bis Ende 2016 auch die anderen CNL. Dann herrscht Öde in Sachen Eisenbahnkomfort und Reisen im Schlaf. Die Reise nach Hamburg entpuppt sich als Theater mit mehreren Abschnitten. 


Zuerst geht es von Kopenhagen nach Nyborg. Das klappt gut. Wir haben reservierte Plätze für die Velos und wir selber finden im selben Wagen problemlos Platz. 


In Nyborg ist die Strecke unterbrochen. Genau über Pfingsten arbeitet die Dänische Bahn DSB an dieser Strecke und eine Brücke ist zu. Es gibt einen Busersatz. Der nimmt keine Velos mit. Das wussten wir schon seit einiger Zeit. Denn der von mir ursprüngliche geplante direkte IC von Kopenhagen nach Flensburg fehlte im Fahrplan auf einmal. Nun, wir sitzen in den Sattel und starten unser Zeitfahren. Gegen die Uhr und den Wind. Der bläst nämlich wieder und begrüsst uns von vorne. 30 km ist die Strecke bis nach Odense, von wo der Zug wieder fährt. Wir haben genau 2 Stunden zur Verfügung. Das reicht. Wir fahren los. Ich im Wind, Gabi in meinem Schatten. Dem sagt man Windschatten. Und nach 1 1/4 Stunden stehen wir in Odense vor dem Bahnhof. Die Strecke war mehr oder weniger ein gerader Strich durch die Landschaft. Zwei, drei Bögen und immer auf dem Veloweg einer Überlandstrasse nach. 


In Odense geht es mit dem Zug weiter nach Kolping. Klappt auch gut. Plätze sind reserviert und wir sitzen ebenfalls. In Kolping wechseln wir erneut den Zug. Diesmal in den nach Flensburg. Denken vermutlich die meisten Passagiere. Ausser denen, die es besser wissen. Denn der Zug hält nach rund 15 Minuten Fahrzeit an einem Bahnhof mitten in der Pampa. Alle müssen raus. Der Zug kann nicht mehr weiterfahren. Es muss ein anderer Zug genommen werden. Ich glaube, es liegt an der Spurweite. Jedenfalls hält der andere Schlitten. Auch diese Passagiere müssen raus. Und so wechseln alle Leute mit Sack und Pack die Züge. Die zwar nur aus zwei Wagen bestehen. Aber es ist trotzdem obermühsam. Vor allem mit den Velos und dem Gepäck. Denn alles muss einzeln geschleppt werden. Ebenerdige Einstiege kennen die Dänen nicht. Die haben keine Berge, da wollen sie wohl wenigstens Treppen steigen. Weiter geht es tatsächlich direkt bis nach Flensburg. Wo wir, dem Zugwechsel sei dank, mit 10 Minuten Verspätung eintreffen. Der Anschlusszug der DB wartet auf unseren Zug. Bloss der Lokführer muss ein Volldepp sein. Mitten während des Einsteigens der Passagiere macht er die Türen zu und fährt ab. Der Typ auf dem Perron, der auch von der DB ist, ist vermutlich bloss Verzierung. Machen tut er gar nichts ausser blöd schauen. Nicht bloss wir stehen da und fluchen. Zum Glück hatten wir nicht schon die Velotaschen in den Zug gestellt. Die wären glatt ohne uns abgefahren. Jetzt sind wir eine Stunde später unterwegs und ich bin froh, habe ich genügend Reservezeit eingeplant. In Hamburg sollten wir jetzt gegen halb sechs ankommen. Dann noch etwas essen und ab in den Zug gen Zürich. 


Die vielen Zugwechsel waren sehr mühsam. Vor allem weil der ursprüngliche Fahrplan genau einen davon vorgesehen hatte. Jetzt sind es sage und schreibe zwölf Ein- und Aussteigevorgänge. „Scho e weneli viel“. Das ist ein ziemlicher Murks hier. Immerhin ist das Bahnpersonal beidseits der Grenzen freundlich. Aber die Freundlichkeit kann die mangelnde Qualität halt nicht immer übertünchen. Die Dänen sollten sich wirklich überlegen, ob sie diese Bahnstrecke noch betreiben wollen. Nicht nur wir fanden das heute am Rande des Erträglichen. Mit der DB geht es nun gen Hamburg. Im Doppelstockwagen und viel Platz für die Velos. Sogar das Gepäck konnten wir an den Velos lassen. Wegen Bauarbeiten auch nicht ganz planmässig, aber das nehmen wir locker. Solange wir nicht wieder umsteigen müssen. 


Ansonsten hatten wir aber heute auch Glück. Denn die Velofahrt verlief trocken. Der Himmel ist schon arg bewölkt gewesen und es war sehr kühl. Kaum sassen wir in Odense im Zug ging ein erster Schauer nieder. Bis Flensburg hat es zum Teil heftig geregnet. Teilweise sogar gehagelt. Wir haben die Woche mit dem schönen Wetter bis zur letzten Minute genutzt und blieben immer trocken.


Wenn wir daheim sind, schauen wir mal, was unter dem Staub in Veloform hervorkommt.


Staubsammler 

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