Ins Ziel gefahren – von Rødvig nach Kopenhagen

Am Morgen wieder das Wetterprogramm an das wir uns gewöhnt haben: Blauer Himmel, Sonnenschein. Aber etwas fehlt heute. Es ist der Wind. Der ist über Nacht eingeschlafen und wird sich bis zum Abend höchstens in Spurenelementen zeigen. Was für ein Unterschied. Das Pedalieren ist schon fast erholsam zu nennen. Und vor allem ist es ruhiger als wenn dir der Wind den ganzen Tag um die Ohren pfeift. 

Die heutige Route bietet wieder viel Abwechslung. Ruhige Kilometer dem Meer entlang, ebenso ruhige Kilometer über das Land. Naturschauspiele die sogar im UNESCO-Inventar stehen und jede Menge Autos, die in einer langen Autoschlange stehen. Vermutlich war die Autobahn zu und so ergossen sich die Blechmassen auf die Haupt- und Nebenstrassen. Hier im Grossraum Kopenhagen leben eindeutig mehr Menschen als draussen auf dem Land. Die Einfahrt nach Kopenhagen war dann hingegen viel weniger verkehrsreich als befürchtet. Die Velostrecke ist klar von der Autostrecke getrennt und verläuft durch eine schöne Auenlandschaft. Kopenhagen erreicht der Pedaleur durch eine Schrebergartensiedlung. So quasi hinterrücks und ganz leise.

Nach der Abfahrt in Rødvig besuchen wir die Kreidefelsen Stevns Klint, von denen ich gestern bereits geschrieben habe. Und dort vor allem eine Kirche. Die hat im Jahr 1928 ihren Chor verloren. Der stürzte in die Tiefe, da die Ostsee die Kreideküste so lange angeknabbert hatte, bis die in sich zusammenfiel. Heute ist der Rest der Kirche gesichert und der fehlende Teil ist einem kleinen Balkon gewichen. In den Kreideschichten sind übrigens Dinosaurier eingelagert. Die sind aber ziemlich komprimiert. 10 cm dick ist die Schicht. 

In Køge machen wir Mittagspause. Da ist das schönste Städtchen das wir auf unserer ganzen dänischen Route gesehen haben. Viele Fachwerkhäuser, viele kleine Läden. Und mitten auf dem grossen Zentrumsplatz eine Gartenbeiz für uns für den Zmittag. Was will man mehr? Wir schlemmen Sandwiches der Sonderklasse. Das gibt die nötigen Kalorien für den Rest der Strecke. Die sich langsam Kopenhagen annähert. 

Vor Kopenhagen geht der Veloweg nochmals raus ans Meer. Das merkt man beim Fahren. Es wird laufend kühler. Die Stimmung am Strand ist wunderbar. Bei geschätzten 10 Grad Wassertemperaturen spüren die Kinder hier den Sommer und vor allem keine Kälte. Sie baden im kalten Wasser. Mir graut es nur schon vom Zuschauen. 

Gabi nimmt nach rund 80 km den Zug nach Kopenhagen. Ich fahre die Strecke fertig und verlängere sie mit etwas umherirren in den Dünen noch etwas. Einmal bog ich falsch ab. Das war nicht so gut. Ich stand am Ende vor einem Meeresarm. Da musste ich umdrehen und retour fahren. Der richtige Weg war dann rasch gefunden. 

Am Ende erreiche ich Kopenhagen über einen Veloweg, der herrlich an einem Meeresarm entlang führt. Mitten durch ein grosses Neubaugebiet mit ganz schönen Wohnlagen kurve ich dem Zentrum entgegen. Hier noch ein paar Mal abbiegen und ich lande nach 110 km direkt vor dem Hotel Absalon. Ohne auch nur einmal nachgeschaut zu haben. 8 Jahre sind vergangen und der Ort ist immer noch im Kopf gespeichert. Das schöne Erlebnis toppe ich mit der schnellsten Etappe der ganzen Ferien. Super. Alles hat geklappt, unfallfrei und ohne jeglichen Defekt sind wir die ganze Strecke gefahren.


Gabi und mir kam der Name des Hotels irgendwie bekannt vor. Heute Morgen entdeckte ich, dass wir tatsächlich Ende Juni 2008 schon mal hier waren. Die Zimmer sind immer noch so schön wie damals. Auch wenn sich der Preis dafür knapp verfünffacht hat. Die Boomtown Kopenhagen lässt grüssen. Es ist kein Gerücht: Die Stadt ist sehr teuer geworden. Sogar für dänische Verhältnisse. 


Zum Neubaugebiet: auf der Insel Falster und vor allem die letzten zwei Tage im südlichen Teil der Insel Seeland, sind die grossen Mengen an zum Verkauf stehenden Häusern aufgefallen. In einigen Orten steht annähernd die Hälfte der Häuser zum Verkauf. Wenn ich die grossen Neubaugebiete hier in Kopenhagen sehe, vermute ich da einen Zusammenhang. Offenbar ziehen die Leute in die Hauptstadt. Hier gibt es Arbeit und hier sind die Unternehmen. Draussen, auf dem Land, sieht man ausser Bauernhöfen nichts. Keine Firma, null. Da sind die Leute wohl zum Umzug gezwungen. 

Das Fazit der Tour: sehr schöne und sehenswerte Route durch viele verschiedenartige Gebiete. Wenig Verkehr, meistens guter Untergrund und immer sehr gute Unterkünfte. Das Wetter war natürlich nicht zu toppen. Wäre es nass und kalt gewesen, ich denke wir hätten da die eine oder andere Etappe mit öV bewältigt. Von der Zeit her wären zwei zusätzliche Tage gut gewesen. Das hätte vor allem die langen Etappen verkürzt, da wir diese besser hätten aufteilen können. Aber eben: alles kann man nicht haben. Ganz gut war, dass wir die Route ganz zu Beginn der Saison haben fahren können. Es waren sehr, sehr wenig Leute unterwegs. Da war es auch in den Unterkünften meistens ruhig. 

Die kleine Ausnahme war diese Nacht. Eine Firma hat offenbar eine Konferenz durchgeführt und einige der Leute schliefen in der Strandpension in der wir unser Zimmer hatten. Die gehört zum örtlichen Hotel. Jedenfalls war morgens um 03.00 Uhr plötzlich die Hölle los. Ein Rudel angeheiterter Leute ist offenbar vom Ausgang zurück und will im oberen Stock des Hauses, im Aufenhaltsraum, Party machen. Laute Musik, Alkohol und Vollgas. Da bin ich fast im Bett gestanden. Nichts wie raus und nach oben. Dem Volk erklären gehen, dass sie nicht alleine im Haus sind und es noch andere Gäste habe. Es war dann nach 5 Minuten Ruhe. Zum Glück. 

Das Wetter hat dann am Abend Wolken für uns bereit. Die sind bereits wieder weg. Morgen Samstag kann es Niederschläge geben. Wir müssen auf unserer Reise gut 30 km mit dem Velo machen. Leider gibt es den direkten Zug von Kopenhagen nach Flensburg nicht mehr. Neu steigt man in Nyborg aus und in Odense wieder ein. Dazwischen fährt ein Bus. Der keine Velos mitnimmt. Wir hoffen auf trockene zwei Stunden zwischen 10.00 und 12.00 Uhr. Den Regenschutz wollen wir nämlich nicht auspacken. 

Viel war los heute 

Das Fotoalbum ist topaktuell.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.