Nordfriesland entdecken

Sommersaison in Nordfriesland. Es wird zusehends schwieriger bezahlbare oder einigermassen akzeptable Unterkünfte zu finden. Einmal auf einer Nordfriesischen Insel übernachten? Auf Sylt wird mir auf booking.com ein Zimmer für € 1032 angezeigt. Für eine Nacht. Oder als Gegensatz ein Mobilhome für € 44 mit Gemeinschaftsbad. Liegt aber Beides nicht an meiner Route.

Ich passe meine Planung diesem Umstand an und reise früher als geplant zu Urs in die Ferien-(Arbeits-)wohnung nahe der dänischen Grenze. Süderlügum hat eine Haltestelle des Zuges, der die deutsch-dänische Grenze überquert. So bereise ich nun Nordfriesland mit Zug und Velo und leichtem Tagesgepäck.

St. Peter Ording, der berühmte Nordsee-Badeort, der auch von Bekannten von uns regelmässig besucht wird, ist an der Reihe. Fast zwei Stunden anreisen, zweimal umsteigen, um auf die weit süd-westlich gelegene Halbinsel zu gelangen. Was aber sehr lohnend ist. Der langgezogene, touristische Ort zeichnet sich aus durch viel Wald, Dünen, Marschland, Sandbänke und einen breiten, weissen, kilometerlangen Strand. Auch das Wattenmeer Nordfrieslands gehört zum Nationalpark und ist geschützt. So sind alle Einrichtungen am Strand sehr einfach gehalten. Den Strand im Ortsteil Bad erreicht man über eine 1000 m lange Seebrücke. Das Restaurant wie das Toiletten-Haus sind als meterhohe Pfahlbauten konstruiert. Viele Menschen sind unterwegs, doch ich treffe keinen Massentourismus an, die Stimmung ist sehr friedlich.

Allerdings muss ohne Kurkarte vom Ort eine Weggebühr, äh die Kurtaxe bezahlen, wer den eindrücklichen Strand besuchen will. Immerhin gilt der Beleg auch für den weiter südlich gelegenen Küstenbereich.

Als zweites Highlight besuche ich den Westerhever Leuchtturm. Einer der Meistfotografierten. Der Gegenwind bläst stark, die Route dem Deich entlang macht wenig Spass und ich frage mich, ob es sich lohnt wegen einem weiteren rot-weiss geringelten Leuchtturm einen Umweg auf mich zu nehmen. Diese Frage stelle ich mir später nicht mehr. Unbedingt dorthin, es ist traumhaft: Das unendliche Marschland, der Leuchtturm in Begleitung seiner zwei Häuser, die tiefstehenden Wolken an diesem herrlichen Tag bilden eine einmalige und sehr sehenswerte Szenerie.

Wichtig ist natürlich heute das Ziel, auf der Nordseeveloroute entlang zu fahren. Soweit mir dies gelingt. Den der deutsche Teil ist wesentlich schlechter ausgeschildert als der Niederländische. Immer wieder verliere ich die Route. Ohne Karte wäre die Routenwahl schwierig. Denn auch hier führt sie nicht nur einfach dem Deich entlang –  der Deichkoller ist wohl auch den Verantwortlichen für die Routenführung bekannt. Es wird darauf geachtet, dass die Route durch sehenswerte Dörfer oder Landschaften und an anderen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt.

Am nächsten Tag bin ich seit langem wieder einmal früh unterwegs: Ich starte um 5 Uhr morgens, um die erste Fähre nach Amrum um 07.15 Uhr zuerst mit dem Velo, dann mit dem Zug zu erreichen. Ich will den nochmals schönen Tag voll ausnützen. Was sich wirklich lohnt. Amrum ist sehr sehenswert mit seinen reetgedeckten Friesenhäusern in einigen beschaulichen Dörfern und der Pracht der Natur. Es führt nur eine Strasse über die Insel – mit recht viel Verkehr. Für Radfahrer gibt es auf beiden Seiten stille Wege, der eine führt durch einen wunderschönen Mischwald mit vielen Eichen und Kiefern.

Das Nordende von Amrum kann nur zu Fuss besucht werden. Der Weg führt zuerst über einen Steg dann am Rande des Watts und nahe der geschützten und von vielen Vögeln besiedelte Düne an die Nordspitze der Insel. Da erwartet mich eine unglaublich schöne Sicht auf weissen Sand, Sandbänke, hell- bis dunkelblau schimmernde Prielen (Wasserläufe) und die nahen Inseln Sylt und Föhr. Ein traumhafter Ort! Auf der Westseite laufe ich – barfuss – dem Sandstrand und der Düne entlang wieder zum Fahrradparkplatz. Glücklicherweise ist dieser über die Düne zurück ausgeschildert.

Am Abend nach Ankuft der Fähre radle ich nochmals ein Stück der Northsea Cycleroute und dann zurück nach Süderlügum.

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