Leer ist gar nicht so leer

Gabi hat die Stadt Leer erreicht. Ich habe Anker in Altharlingersiel geworfen. Die beiden Orte liegen gut 70 km auseinander. Gabi hat das Velo, ich das Auto. Somit fahre ich heute Samstag nach Leer um den Tag mit Gabi zu verbringen. Schön ist es, uns wieder zu sehen. Das Wetter ist gerade richtig um nicht mit dem Velo unterwegs zu sein. Es herrscht „Friesennerz-Wetter“. Bis nach dem Mittagessen nieselt es stark und ist unfreundlich. Da verziehen wir uns lieber in ein Café.


Leer ist eine Kleinstadt und nicht touristisch. Sie wandelte sich in den letzten 10 Jahren. Das alte Hafengebiet, im Zentrum der Stadt gelegen, wurde mit modernen Wohnbauten bestückt. Diese ersetzen alte Industriegebäude. Die Bauerei geht weiter und weitere Parzellen werden vergoldet. Zum Teil sind die Wohnlagen prächtig. Der Übergang zum Handelshafen und der Schiffswerft ist fliessend. Der Hafen selber ist seit etwa 100 Jahren mit einer Schleuse gegen den Fluss Ems hin abgeschottet und weist einen Wasserstand auf, der bloss noch um die 20 cm schwankt. Früher wurden Teile der Stadt im Winter regelmässig überflutet. 


Strenge Ordnung im Schaufenster, mit einem „Friesenwichtel“ rechts vorne 



Wir entscheiden uns spontan für eine Hafenrundfahrt. Die dauert 1 Stunde und der Fahrer des Schiffs erzählt viele interessante Details. Das hat sich gelohnt. Speziell spannend finde ich die Schiffswerft, wo gerade ein neues Schiff aus Einzelteilen zusammengesetzt wird. Der Bau eines solchen Spezialschiffs (eistauglich und für den Bau von Windturbinen auf hoher See gedacht), dauert bloss etwa 6 Monate. Auch in der Schiffsindustrie führt das Baukastensystem zu mehr Effizienz.



Die Seefahrtsschule Leer ist auch im Hafen daheim. Sie übt das Wassern von Rettungsbooten mit einem Spezialkonstrukt. Das orange Rettungsboot taucht ungebremst aus 9 Metern Höhe ins Wasser. Wenn ihr euch ein modernes Schiff, beispielsweise eine Fähre auf der Nordsee vorstellt, würde man im Ernstfall aus einer Höhe von 40 Metern ungebremst ins Wasser knallen …



Nach der Rundfahrt ist der Besuch in einer traditionellen ostfriesischen Teestube angesagt. Der Teegenuss hat hier oben einen hohen Stellenwert. Es gibt sogar Teeclubs. Auf der Fahrt zurück nach Altharlingersiehl sehe ich ein Schild. Da feiert ein Teeclub seinen 60. Geburtstag. Der Ostfriesentee ist nicht einfach ein profaner Schwarztee. Nein, das ist eine Mischung von bis zehn verschiedenen Schwarztees. Der „Echte Ostfriesentee“ hat sogar bis zu zwanzig Sorten drin. Es gibt, gemäss Wikipedia, drei grosse Teehandelshäuser. Bünting ist eines davon, es ist in Leer ansässig und somit trinke ich den Tee von Bünting. Dazu gehören „Kluntje“ – das ist Kandiszucker und Rahm. Statt als Kandiszucker im Tee esse ich den Zucker lieber in Form einer Reistorte zum Tee. Köstlich! 

sieht nicht nur schön aus – das ist auch fein 🙂



Die Altstadt erschliessen wir uns zu Fuss. Viele schöne kleine Läden gibt es und die Gassen sind nett anzusehen. Es herrscht keine Hektik sondern die Ruhe einer Kleinstadt. Der Rundgang gefällt. Vor allem auch, weil sich der Nieselregen verzogen hat und zum Teil die Sonne durchdrückt. Das macht die Sache doch gleich viel freundlicher. 

Leerer Eindrücke 



Den Tag beschliessen wir mit einem Nachtessen in einem italienischen Restaurant. Nachher mache ich mich auf den „Heimweg“. Es nieselt wieder. Die nächsten Tage wird Gabi wieder mit dem Velo unterwegs sein. Bis sie bei mir eintreffen wird. 


Die Bilder der Zeit in Deutschland, Holland und Schweden liegen hier


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