Reisearbeiter in Aktion

Seit Mitternacht bin ich nun wirklich in Altharlingersiel. Für die nächsten Tage, ohne Rückreise in die Schweiz wie am Sonntagabend. Und ohne andere Reisen nach Paris, Köln oder so. Einfach mal da. Ich fröne dem Leben als digitaler Nomade. Dessen Büro immer nur ein WLAN oder einen Handymasten weit entfernt ist. An einem Tag wie heute ist das reizvoll. Das Wetter ist nett, ich kann im Garten sitzen und meine stundenlangen Telefonate führen.  Die Umgebung setzt neue Reize und so vergehen die Arbeitsstunden wie im Flug. In einem Baum wohnt eine Vogelfamilie die Nachwuchs hat. Die zwei Jungvögel sind bald flügge. Sie hocken auf einem Ast und die Vogelmutter hat viel Arbeit um Insekten heranzuschaffen. Es herrscht reger Flugverkehr.


Das Duett der Jungvögel 



Über Mittag besuche ich den Strand im Dorf vorne. Ich will sehen, ob es wirklich Strandkörbe hat. Dem ist tatsächlich so. Ein richtig ostfriesischer Strand. Aufgeschütteter Sand, weil es am Wattenmeer keinen natürlichen Strand hat und einen Container in dem jemand sitzt, der einem für € 7.00 einen Strandkorb vermietet. Der Zutritt zum Strand kostet übrigens Eintritt. Man kann kontrolliert werden. Drum immer schön die Kurkarte auf sich tragen :-). 


So ein Teil habe ich im Garten – schon noch eine coole Kiste 

Neuharlingersiel Beach – mit Blick auf die Insel Spiekeroog am Horizont


Am Abend fahre ich nach Neuharlingersiel. Dort kann das Schöpfwerk besichtigt werden. Im Gegensatz zu Holland ist hier das Binnenland etwas höher gelegen als das Meer. Zwar nur wenige Zentimeter. Aber immerhin. Deshalb gibt es in den Dämmen die so genannten „Siele“. Durchlässe, die üblicherweise mit Toren verschlossen werden. Herrscht Ebbe, öffnen sich die Tore und das Wasser aus dem Binnenland ergiesst sich ins Meer. Steigt der Meerespiegel bei Flut wieder, schliessen sich die Tore und es ist sichergestellt, dass kein Wasser vom Meer ins Binnenland läuft. Seit hunderten von Jahren dasselbe System, und es funktioniert heute noch so. Anschaulich wird das von einem Mitarbeiter der Deichorganisation erklärt. Hier gibt es als Besonderheit zwei Pumpen. Damit das Wasser aus dem Binnenland auch ins Meer gelangt wenn der Meeresspiegel ausnahmsweise nicht tief genug sinkt. Der wiederum kann eindrückliche Höhen erreichen wenn eine Sturmflut herrscht. Bis zu über 4 Meter über Normalniveau. Wobei die heutigen Dämme das aushalten. Was ich aber lerne ist, dass der Dammbau eine richtige Kunst ist. Und es sich, bis die Erde sich setzt, die Dammbasis passt und alles fix und fertig stabil in der Landschaft steht bis zu über 100 Jahre dauern kann. Dammbauten sind Generationenprojekte stelle ich fest.



Klein, schön und gemütlich – das Zentrum im Hafen von Neuharlingersiel 



Spannender finde ich den Umstand, dass sie an der ganzen Küste die Dämme am Erhöhen sind. Der Klimawandel lässt grüssen. In der Folge muss, nur als Beispiel, der relativ neu gebaute Hafen in Neuharlingersiel neu gerechnet werden. Um herauszufinden, ob die Hafenmauer hoch genug und der Hafen generell für die höheren Wasserstände tauglich ist. Sie haben ihre Zweifel und sehen bereits wieder grosse Investitionen auf sich zukommen.


Mit dem Erhöhen der Deiche lassen sich die Seen in Deichnähe im Binnenland erklären. Nur ganz spezielles Erdmaterial ist für den Deichbau geeignet. Das wird ausgebuddelt und am Ende entstehen Seen oder Neubaugebiete. Das sei das grösste Problem beim Deichbau. Das Material zu finden. Denn das sei fast immer Landwirtschaftsland das verlorengehe.


Das Dorf Neuharlingersiel ist klein und es geht trotz Sommersaison beschaulich zu und her. Das liegt vermutlich am Altersdurchschnitt der Touristen. Ich denke, ich würde da glatt den Kinderteller kriegen in der Beiz. Und sooo jung bin ich ja auch nicht mehr. 


Raststätte für Spaziergänger im Hafen 


Zufällig sehe ich bei der evangelischen Kirche ein Plakat, welches für eine Demo in Hamburg aufruft. Der G20-Gipfel lässt grüssen. Und ich denke gleich wieder an die Polizeikaserne namens Motel One. Die dürfte seit heute leerer sein. Gemäss einem Tagi-Artikel ging in Hamburg offenbar die Post am falschen Ort ab. Auf dem Plakat steht „Bootsdemo“ und stattfinden wird sie auf dem Rathausplatz in Hamburg. Das wird spannend. Ich wüsste nicht, wie man dorthin mit dem Boot kommt … Vielleicht ist nicht bloss eine andere Politik nötig. Sondern auch ein anderes Plakat. 



Das freut die Polizisten in Hamburg sicher 


Die Bilder der Zeit in Deutschland, Holland und Schweden liegen hier

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