Kein Läckistock, dafür Freipass Klausen

Wenn Frau in der Nacht nicht schläft, hat sie gute Ideen. Am Freitagabend packen wir alles für unsere Bergwanderung auf den Läckistock. Das ist der Berg, bei dem wir vor einigen Wochen wegen zu viel Schnee in einer Rinne umgekehrt sind. Der Schnee ist weg, das Wetter prächtig, der Berg ist fällig. Meinen wir.


Aber: wie Gabi in der Nacht einfällt, ist heute Samstag am Klausen der Freipass. Von 09.00 Uhr bis 16.00 Uhr ist der Pass für den motorisierten Verkehr gesperrt. Wir hätten mit dem Auto auf den Urnerboden fahren müssen um den Läckistock zu erreichen.


Spontan ist somit der Start in den Tag. Wanderklamotten verräumen, dafür die Velosachen hervornehmen, den Veloständer ans Auto hängen, die schnellen Velos draufschrauben und ab ins Glarnerland. Denn eines ist klar: Der Tag ist für eine Velofahrt genauso prächtig wie für eine Wanderung. So landen wir gegen 10.00 Uhr in Oberurnen, parkieren das Auto und fahren per Velo das Glarnerland hinauf bis Linthal. Alles auf dem Veloweg. Der ein richtiger Industrielehrpfad ist. Gefühlt über 10 Industriegelände durchfahren wir. An mindestens zwei Baustellen für neue, grosse, Wasserkraftwerke kommen wir vorbei. Und das alles bei Wetter wie aus den Bilderbuch. Die 30 km bis Linthal merken wir fast nicht.

Zeitlos ist der Herbst an einem solchen Tag 

In Linthal geht’s dann los gen Klausen. 21 km und um die 1’280 Höhenmeter. Velofahrer hat es viele. Aber es ist nie gedrängt oder stressig. Sondern einfach herrlich. Vor allem stinkt es nicht nach Abgasen, ist erholsam ruhig und die Töfffahrer, die uns ja immer enorm nerven, können ihre Hobel nicht die Passstrasse hinauf jagen. Die gehört den Velofahrern.


Langsam aber sicher schrauben wir uns in die Höhe. Bald kommen wir an einem Velofahrer vorbei dem es nicht gut geht. Gemäss Polizeibericht ist er in der Abfahrt gestürzt, vermutlich weil ein Pneu geplatzt ist. Er rutschte dann in einen Randpfosten. Per Rega ging es ins Spital. Es wird nicht die einzige Episode dieser Art am heutigen Tag bleiben.


Wir erreichen den Urnerboden. Die Verhältnisse sind perfekt. Die Temperatur stimmt, die Sonne scheint und wir geniessen die Fahrt. Gabi fährt heute schneller bergauf als ich. Irgendwie merke ich wohl die fehlenden Höhenmeter in dieser Velosaison mehr als sie. Wir sind ja vorwiegend flach gefahren.

Blick auf den Urnerboden vom oberen Teil der Strecke 



Auf dem Urnerboden machen wir Pause. Und nehmen die zweite Hälfte der Strecke in Angriff. Die ist etwas kürzer, dafür ein wenig steiler. Was sich bis oben in 12 Minuten Vorsprung für Gabi bemerkbar macht. Ok, bei mir gibt es einen kurzen Fotostop. Aber eines ist klar: Gabi hätte mich auch sonst abgehängt. Denn nach dem Sandwich zum Zmittag geht bei mir zu Beginn gar nicht mehr viel. So 1 km vor der Passhöhe kommt ein Entscheid meines linken hinteren Oberschenkelmuskels dazu. Der meint nämlich, ihm reiche es für heute. Er will krampfen, ich will nicht. Ich gewinne. Dafür macht der Muskel dann auf stur und wird hart. Auf der Passhöhe habe ich ziemlich Mühe, mich normal vorwärtszubewegen. Zum Glück kriege ich das soweit in den Griff das ich hinunterfahren kann. Die ersten paar Pedalumdrehungen sind auf der linken Seite kein wirkliches Vergnügen. Ich frage mich, ob die 50 km retour bis nach Oberurnen eine gute Idee sind. Ich glaube schon. Ich sehe den Weg als Therapie für den Muskel. Ehrlich gesagt lässt es mein Kopf nicht zu, in Linthal in den Zug zu steigen. Der Entscheid ist richtig. Der Muskel fügt sich und hat sich bis zum Schluss ziemlich entspannt. Mit einem heissen Bad und Salbe fühlt sich das am Abend schon fast wieder normal an. Da kommt am Sonntag der Zürcher OL gerade richtig.

Ja, auch wir sind oben angekommen und strahlen

Auf der Abfahrt werden wir von der Feuerwehr gestoppt. Ziemlich weit unten. Der Feuerwehrmann weist auf die Ambulanz hin, die hinter einer Kurve steht. Wie schon am Morgen ist wieder ein Velofahrer in der Abfahrt gestürzt. Er rutschte auf Kuhmist aus. Am Freitag war Alpabzug und die Strasse war teilweise ziemlich verschi….Was für Velofahrer heikel sein kann. Die Kuhscheisse ist wie Seife wenn man in die noch leicht feuchten Hinterlassenschaften fährt. Genau schauen und sorgfältig lenken und bremsen tut heute not. Wir jedenfalls haben Glück und können alle Haufen umkurven. Hoffen wir, der Verunfallte habe sich nicht allzu arg verletzt.


Nach diesem prächtigen Tag, der sehr spontan zu Stande gekommen ist, kommen wir nach über 102 km und 1’500 Höhenmetern in Oberurnen an. Wo wir zum Glück ganz schnell eine Pizzeria finden. Deren Produkte leiten bei uns die Erholungsphase ein :-). Ich bin sicher: Wir werden schlafen wie die Murmeltiere und Gabi wird nicht wach und hat neue Geistesblitze. 

Abendstimmung in der Gegend von Näfels 

Eine Passfahrt bei diesem Wetter ist schlicht traumhaft. Im 2017 wären dann einfach wieder mehr Höhenmeter nötig. Dann geht’s besser bergauf.


Der Link zu den Schnappschüssen vom Tag. Heute mal alle mit dem Telefon geknipst.

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