Hauchdünn und mit Vollgas geschafft – von Güstrow nach Nykøbing

Die Winde sind uns am Morgen gnädig gestimmt und wehen vorwiegend von hinten oder der Seite. Kommt der Wind von vorn wird es mühsam.


Der heutige Tag ist für Leute mit starken Nerven. Und strammen Waden. Es geht schon am Vorabend los. Habe ich eine Vorahnung gehabt? Ich weiss es nicht. Jedenfalls prüfe ich unsere heutige Zimmerbuchung. Damit ich weiss, wie weit wir heute fahren. Das Tagesziel ist Nykøbing in Dänemark. Gestern habe ich das auf der Insel Seeland verortet. Was falsch ist. Es liegt auf der kleinen Insel Falster. Gehört aber zur Region Seeland. Kompliziert ist das hier. Auch die Dänen legen Gemeinden zusammen. 


Ziemlich schnell merke ich: es gibt zwei Orte desselben Namens hier. Einen im Süden auf der Insel Falster, einen anderen etwa 200 km nördlich auf der Insel Seeland. Und wo liegt das von mir gebuchte B&B? Genau, im Norden. Das ist mir noch nie passiert. Eine Buchung am falschen Ort. Ich habe Glück, finde ein Hotel im Ort wo wir tatsächlich hin müssen und kann ein Zimmer für heute buchen. Puh.


Um 06.30 Uhr essen wir Zmorge. Wir wollen beizeiten los. Denn die Fähre ab Rostock nach Gedser in Dänemark fährt nur alle zwei Stunden. Sie ist ziemlich genau zwei Stunden unterwegs. Drum ist uns das 15.00 Uhr Schiff zu spät. Und wir brauchen Nerven. Der Weg wird länger und länger. Zweimal, im Abstand von 5 km zum Beispiel, passieren wir Wegweiser die für unser Ziel 14 km nennen. Schon noch eine Differenz wenn es auf Minuten ankommt. Am Ende erreichen wir den Überseehafen so quasi mit rauchenden Pneus um genau 13.00 Uhr. Schwein gehabt, die Fähre hat ein wenig Verspätung. So bekomme ich noch unsere Billette und dann geht es ab zum Schiff. Wir brauchen jetzt eine Pause. Die Verpflegung im Bordcafé ist willkommen und fein. Die Landesgrenze nach Dänemark bedeutet massiv höhere Preise. Das merken wir schnell. Es ist wieder wie daheim.


Die Stadt Rostock haben wir auf der Seite liegengelassen. Da sind wir im Juni 2004 auf unserer Ostseevelotour schon einmal durchgefahren. Lieber setzen wir nach Dänemark über. An der Fähre lernen wir René aus Bargen kennen. Er fährt mit dem Randonneur in einer guten Woche von daheim nach Göteborg. Jeden Tag etwa 200 km. Da machen wir mit Etappen von 70 – 100 km eine Warmduschertour für Schlappe ;-). Auf unserer Route freuen wir uns über die meistens erstklassigen Velowege. René, der seine eigene Route fährt, macht offenbar die gegenteilige Erfahrung. Miese Wege und gestern ein Plattfuss deswegen. Da ist mir unsere Route lieber.

In Gedser kurven wir von der Fähre. Die Velofahrer haben eine eigene Spur und fahren abseits des Verkehrs direkt in den kleinen Ort. Dänemark begrüsst uns mit Gegenwind oder Seitenwind und angenehm tieferer Temperatur. Wir pedalieren los. Bald sehen wir die alte Windmühle die im Führer erwähnt ist. Nett anzuschauen ist sie. Wir fahren weiter. Zuerst entlang der Europastrasse auf dem Veloweg. Nicht so schön ist das. Dann biegt die Route auf eine Nebenstrasse direkt am Meer ab. Jetzt passt das Feeling. Nach gut 100 km Tagesleistung sind wir in Nykøbing und das Hotel finden wir am Ende auch. Es liegt im Industriegebiet. Die Reception und das Restaurant sind neu. Gemäss den Fotos die hier hängen hat es im 2014 gebrannt und der Neubau wurde im September 2015 fertig. Die Zimmer sind 30 Jahre alt und die sanitären Anlagen erneuerungsbedürftig. Für eine Nacht ist es ok. Hauptsache wir können hier auch essen und müssen nicht in die Stadt zurück. Wobei das mit dem Essen wieder einmal nach dem Motto „Gut Ding will Weile haben“ funktioniert. Wir warten über eine Stunde lang. Was beim „Velohunger“ eine Ewigkeit ist. Dafür ist das Essen fein.


Wie vermutet ist es auf den Inseln draussen in der Ostsee kühler, aber immer noch höchst angenehm. Und der Himmel? Der kennt bloss eine Farbe: Blau :-). Der Wind ist mit rund 30 km/h durchaus störend. Vor allem wenn er so wie heute Nachmittags von vorne kommt. 


Letzte Eindrücke aus Deutschland

Und weiter geht es in Dänemark – Raps gibt’s hier auch :-). Der ist aber viel gelber da die Blüten schon offen sind. 

Das Fotoalbum ist topaktuell. 

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