Neue Kulisse: von Schleswig-Holstein nach Niedersachsen

Moorpiste, Sandbahn, Schotterstrasse, Pfützenweg, Betonplattenweg, Teerstrasse, Grassträsschen, Singletrail, Waldweg und Kopfsteinplaster der üblen Art. Alle Möglichkeiten des doch öfters – aber nicht immer – befahrbaren Untergrunds in kurzer Abfolge. Der Weg führt mich durch das Landesinnere von Schleswig-Holstein und dann ennet der Elbe durch Niedersachsen. Mein Fahrrad sieht aus wie die Sau (sagt man hier in Deutschland so). Ich reinige es fast täglich, die Taschen bevor ich sie ins Zimmer trage, sowieso. Die Kette schmiere ich alle drei Tage. Auch mal unterwegs, wenn das sandige Geknirsche den Wind an den Ohren übertönt.

Das Wetter ist sehr wechselhaft mit kurzen starken Regengüssen. Und verschärft die Pfützen-, Nässe- und Verschmutzungssituation in hohem Masse. Heute bin ich auf 20 km dreimal zwangsuntergestanden: unter einen Baum, unter das Dach eines Supermarktes und in einem Bushäuschen. Der Regenschutz kam nicht zum Einsatz. Mittagessen fand auf einem trockenen Bänklein unter einer grossen Eiche bei Sonnenschein statt. Welch eine Wonne!

Ich kreuze Wasserstrassen, die ich auf dem Weg nach Norden an der Nordsee schon kennen gelernt habe: Eider (Eidersperrwerk), Nord-Ostsee-Kanal (Mündung bei Brunsbüttel in die Elbe) und eben die Elbe selber. Der Nord-Ostsee-Kanal, 1895 eröffnet, ist heute die meistbefahrene künstliche Wasserstrasse. Alle Fähren über den Kanal können umsonst benutzt werden. In Rendsburg gibt es eine Schwebefähre, die an der hohen Eisenbahnbrücke befestigt ist. Zudem gibt es seit den 1960er Jahren dort einen Autotunnel und einen Fussgänger- und Fahrradtunnel – mit einer über 55 m langen Rolltreppe – unter dem Kanal durch. Eindrückliche Bauten sind das!

Die Elbe überquere ich diesmal näher bei Hamburg mit der Lühe-Schulau-Fähre. Dort am nördlichen Fährableger befindet sich auch der Willkomm-Höft für die Schiffe auf dem Weg in den Hamburger Hafen. Mit grossen Lausprechern werden für die Leute im Café Name, Herkunftsort und technische Daten des Schiffes vermittelt und die Schiffbesatzung wird mit einem Gruss und der entsprechenden Landeshymne willkommen geheissen. Eine interessante Angelegenheit! Am Abend im Restaurant treffe ich ältere Deutsche aus dem Harzgebiet, die hier Ferien machen alleine um die grossen Pötte bei der Ein- oder Ausfahrt auf der Elbe zu beobachten. Das gleiche Zimmer wie letztes Jahr. Da kann man nämlich durch das Badfenster über den Deich hinweg die Schiffe sehen!

Und: ich lerne am Südufer der Elbe das Alte Land kennen. Es ist das gösste Obstanbaugebiet Nordeuropas. Im Frühling, wenn die Bäume blühen, muss hier eine wahre Pracht zu sehen sein. Aber auch jetzt lohnt sich die Gegend, insbesondere der schönen Häuser wegen.

Wahrscheinlich habe ich hier an der Elbe zum letzten Mal einen Deich befahren. Meine Reise geht weiter in den Süden!

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.