Von Elend, dem Brocken und dem Velo

Es regnet wieder am heutigen Samstagmorgen. Ergiebig und endlos. Die letzten Tage waren vorwiegend nass und trüb. Mir fällt der Abschied in Nordfriesland nicht schwer. Schön war es, aber jetzt ist Zeit für etwas Neues.


Damit ich dem Ferienverkehr entkomme, fahre ich kurz nach 06.00 Uhr los. Der Plan geht auf. Für meine Strecke höre ich die Staus am Radio. Ich bin problemlos durchgekommen. Auch das Nadelöhr kurz vor Bremen klappt perfekt. Der Stau beginnt genau dort wo ich abbiegen muss und freie Fahrt habe. Später stehen die Autos auf der Gegenseite, gen Norden, auf der A7 10 Kilometer auf drei Spuren.


Auf der Fahrt gen Süden besuche ich Gabi in Harsefeld. Sie hat dort Ruhetag. Da mache ich gerne einen kleinen Umweg. Das nächste Mal sehen wir uns daheim.


Nach dieser schönen Pause sause ich in den Harz. Da liegt der Brocken. Ein spezieller Berg, vor allem was das Klima anbelangt. Aber auch, weil Heinrich Heine und Johann Wolfgang von Goethe den Berg bestiegen haben. Sein Faust wird im Tal im Theater offenbar als Standardwerk gespielt. Von Heine steht sogar ein Gedenkstein oben auf dem Berg. Den Harz sehe ich zum ersten Mal. Es ist wirklich schön hier. Viel Wald, Hügel und Natur. Die Dörfer sehen aus wie aus dem Bilderbuch. Ganz Ensemble an Fachwerkhäusern hat es und alles ist gut unterhalten. Der ehemalige Osten hat so manche Trouvaille zu bieten.


Der Plan ist es, mit dem Velo auf den Brocken zu fahren. Zuerst wollte ich das mit einem gemieteten Mountainbike machen. Geht aber nicht. Die Vermieter schliessen alle am Samstagmittag ihre Läden. Im Internet finde ich heraus, dass es eine geteerte Strasse auf den Berg gibt. Die ist in einem 1a Zustand. Eigentlich will ich ab Elend starten. Der Ort heisst tatsächlich so. Aber die 2 Kilometer der stark befahrenen Strasse entlang zu pedalen ist dann wirklich ein Elend. So starte ich in Schierke. Von hier sind es lockere 10 Kilometer zum Gipfel mit knapp 600 Höhenmetern. Gerade recht so ein Fährtchen nach einem Tag mit viel Autofahren. Vielleicht hätte ich vor der Abfahrt meine Schaltung ölen müssen. Ich merke plötzlich, dass ich nicht auf den kleinsten Kranz schalten kann. Tja. So stehen mir weniger Gänge zur Verfügung. Was bei der moderaten Steigung kein Problem ist. Ich überhole auch so alle Mountainbiker :-). 


Oben auf dem Gipfelplateau bläst mich der Seitenwind fast um. Man merke: immer zum Wind ausrichten. Die Aussicht passt. Es hat viele Touristen. Die fahren mit dem Dampfzug herauf. Andere wandern auf den Berg. Das Volk ist bunt gemischt. Inder, besoffene deutsche Jugendliche mit dem Ghettoblaster auf einem Rollator (!), Senioren per pedes oder auf dem Mountainbike.

Brocken im Harz inklusive der Harzer Schmalspurbahn HSB



Die Abfahrt verläuft rasant. So rassig einen Berg hinunter bin ich schon länger nicht mehr gefahren. Da es gerade so um 18.00 Uhr herum ist und ich Hunger habe, genehmige ich mir einen Fleischvogel mit Rotkraut und Kartoffelklössen in einem Restaurant in Schierke. Das hat geschmeckt. Vorher fahre ich beim Bahnhof vorbei um die Dampfzüge zu fotografieren. Die habe ich nämlich im Wald nur gehört und gerochen, aber nicht gesehen.


Ach ja, das Wetter: teilweise sonnig. Im Tal 26 Grad, am Berg so 20. Ich komme südwärts. Es wird wärmer und ich muss mich wieder an feuchtes Sommerwetter gewöhnen. So geschwitzt wie heute habe ich seit langen Wochen nicht mehr.


Die Bilder der Zeit in Deutschland, Holland, Dänemark und Schweden liegen hier.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.