700 und 800 und eine grosse Runde um die Müritz

Eine Stileiche, die über 700 Jahre alt ist und eine Linde, die sogar über 800 Jahre in der Landschaft steht. Zwei eindrückliche Zeitzeugen, von denen es hier in der Gegend noch mehr gibt. Wir haben heute auch eine Urbuche passiert, die nicht beschriftet war. Eine kurze Recherche im Internet ergibt, dass der Baum so quasi noch in den Windeln liegt. Er ist erst um die 100 Jahre alt – aber säuberlich registriert und beschrieben. Was es nicht alles an Registern gibt. 


Aber zuerst zum Start des Tages. Der verlief verhalten. Zuerst fahren wir nach Waren (Müritz) um den kürzesten Weg zum Bahnhof zu finden. Das endet einigermassen im Chaos. Den Bahnhof finden wir am Ende aber. Den Weg haben wir dann auch irgendwie im Griff. Für Velofahrer ist der Bahnhof hundsmiserabel beschriftet und vor allem durch eine mehrspurige Schnellstrasse, einer Bausünde aus DDR-Zeiten, getrennt. Der Bahnhof ist wichtig, weil Ali und Helen am Samstag und Gabi am Sonntag von dort aus entweder heimreisen oder ihre Reise fortsetzen (Gabi).


Nach dem Bahnhof folgt der Einstieg in die heutige Runde um die Müritz. Den finden wir gut. Die ersten Kilometer lassen keinerlei Spass aufkommen. Es hat schlicht und ergreifend viel zu viel Veloverkehr auf dem Veloweg. Die Kippstangen sitzen auf Mieträdern oder bewegen so batteriebetriebene Gefährte durch die Gegend. Und meinen noch, sie fahren Velo. Wir kämpfen uns tapfer durch. Sind aber alles andere als begeistert. Zum Glück geht diesen Pilotinnen und Piloten nach etwa 20 km der Schnauf aus oder ihr Hinterteil schmerzt zu sehr. Jedenfalls sind wir plötzlich fast allein unterwegs und können die Tour geniessen.


Das Wetter macht mit. Zuerst ist es bewölkt, dann kommt Nordwind auf und der bläst die Wolken weg. Die Sonne scheint und es wird angenehm warm. Die Strecke führt zuerst viel durch den Wald. Später dann durch die Landschaft in einem stetigen Auf und Ab. Die uns immer wieder einen tollen Ausblick auf die Müritz bietet. An den Ufern hat es manchen Campingplatz und viele lauschige Stellen. Baulich ist ebenfalls Abwechslung angesagt. In Röbel sehen wir eine holländische Windmühle. Die steht seit 1466 dort. Lustigerweise entdecken wir sie zufällig aus einem Hinterhof hinaus. Im Hinterhof des örtlichen Bioladens gibt es einen Tisch mit Bänken. Wo wir Kuchen und Kaffee geniessen. Wir linsen herum und plötzlich erblicken wir die Windmühle. 


Tageseindrücke in Form von Gebäuden 

Dumm ist bloss, dass mich der zweite Plattfuss in dieser Woche erwischt. Wieder hinten und wieder mit einem spitzen Stein. Das Mechanikerteam Gabi und Ali ist voll aktiv und so bleibt mir am Ende fast nur das Fotografieren der tollen Arbeit die sie leisten. Ok, den Pneu pumpe ich am Ende selber auf. Noch einmal herzlichen Dank für die tolle Unterstützung an die beiden.


Wie eingangs erwähnt passieren wir die alten Bäume. Die säumen den Wegrand alle in der zweiten Hälfte der Tour und die Linde, die mit über 800 Jahren prunkt, steht bloss 4 km von unserem Hotel weg. Wenn ich mir vorstelle, was in den 700 bis 800 Jahren alles so passiert ist. Und die Bäume stehen immer noch. Wenn die erzählen könnten, ich glaube, das würde spannend.


Zum Beispiel wie es war zu Zeiten der DDR. Da war bloss 100 m von der Linde weg ein Gutshof ein Erholungsheim für Offiziere der Volksarmee. Oder ein paar Kilometer weiter weg, in Rechlin, die „Rechliner Mauer“. Die ehemaligen Konzentrationslager, die wir letztes Jahr auf dem Weg von Berlin nach Kopenhagen passiert haben, sind auch dieses Jahr wieder präsent. In Rechlin war eine Aussenstelle des KZ Ravensbrück. 


„Rechliner Mauer“ im Original 

Nach rund 95 km erreichen wir unser Hotel wieder. Gut 300 Höhenmeter gab es, was für die Länge der Strecke nicht wirklich viel ist. Gefallen hat die Tour am Ende sehr. Wir fahren im warmen Abendlicht ins Ziel, duschen und geniessen den Znacht und ein, zwei Biere. Das haben wir uns heute wirklich verdient.


Einmal rund im die Müritz – Fisch daraus kauft man in Winterthur auf dem Markt 🙂

Die Fotos der Woche findet ihr hier

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