Abwechslung muss sein: zu Fuss immer höher und höher

Meine Beine wollen nicht nur Velo fahren. Ihnen und meinem Gemüt gönne ich Abwechslung mit ein paar Wanderungen. Nach Regentagen sind wieder sonnige, aber kühle Herbsttage angesagt. Ich entscheide mich an diesem Tag für eine kürzere Tour in tieferen Lagen mit Ziel Küblis – es sollte aber anders kommen.

Ich starte recht warm angezogen in Schiers mit blauem Himmel und Sonnenschein pur. Steil steigt der Wanderweg an. Die Aussicht auf den Ausgangsort auf der einen Seite und den Gipfel des kürzlich besuchten Girenspitzes auf der anderen Seite ist wunderschön. Nun gut, der Wanderweg sollte in Kürze abbiegen und flach dem Tal entlang führen. Im ersten Dörfchen bin ich vom Gefühl her schon zu hoch aufgestiegen. Weiter geht es – noch weiter steil hinauf. Kein Abzweiger, nur Weg, immer faszinierendere Aussicht, Wärme im Körper durch die Anstrengung. Ich erreiche Stels 600 Höhenmeter über Schiers – ich bin definitiv nicht mehr in der Nähe meines anvisierten Wanderweges. Ich plane neu. Denn einfach wieder Absteigen ist bei dem Prachtswetter keine Option. St. Antönien bietet sich an. Die verbleibenden Stunden bis zur Abfahrt des letzten Postautos sollten reichen in den Ort zu gelangen.

Über den Stelserberg mit ein paar schattigen Stellen erreiche ich den wunderhübsch gelegenen Stelsersee. Ich bin praktisch alleine unterwegs, es sollten mir heute nur drei, vier Wanderer von weitem begegnen. Die Aussicht auf die umliegenden Gipfel mit Vilan, Schesaplana und auf der anderen Talseite Glattwang, Weissfluh und weitere ist traumhaft.

Nochmals steigt der Weg an, Richtung Chrüz. Bis ich mich von der tiefstehenden Sonne verabschieden muss. Auf die Nordseite der Gipfel gelangt sie zu dieser späten Jahreszeit nicht mehr. Ich fühle mich wie im Kühlschrank. Das Licht scheint bläulich, Schneereste, gefrorene Wasserläufe und gefrorener Tau begleiten mich auf dem Wanderweg. Es ist rutschig, jeder Schritt muss wohlüberlegt sein. Bald ziehe ich Kappe und Handschuhe an. Die langen Unterhosen sind schon lange montiert.

Vor dem letzten Abstieg nach St. Antönien sind die Bergspitzen über dem Dorf in abendliches oranges Licht getaucht. Der Mond ist aufgegangen. Einmal mehr eine traumhafte Stimmung, die die Kälte vergessen lässt. Mein Zeitplan ist aufgegangen: Mit minimalen Pausen bin ich 20 Minuten vor Abfahrt des Postautos angekommen und warte auf dem Bänklein an der Haltestelle während es finster wird.

Der nette Postautofahrer nimmt mich ein Stück weiter nach seinem Dienstende mit dem Postauto mit. So muss ich nicht in Küblis 20 Minuten auf den Anschluss warten. Sondern kann weiter unten im Tal in nur 5 Minuten umsteigen. Die Nebensaison fast ohne Touristen ermöglicht eine solch ungewöhnliche Dienstleistung!

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