Salzkammergutradweg: das Sahnehäubchen

Bevor wir das Sahnehäubchen – hier in Österreich wohl das Schlagobershäubchen – fahren können, dislozieren wir von Bad Goisern nach Altaussee. Dem Hallstättersee entlang bleiben wir erst mal stecken. Nicht im Morast, sondern in gut 800 entgegenkommenden Läufern, welche teilnehmen am „Sparkassen Hallstättersee-Rundlauf Halbmarathon in der UNESCO Welterberegion Hallstatt-Dachstein-Salzkammergut“. Die Szenerie rund um den See ist traumhaft, so macht es uns nicht viel aus den Läufern den Vortritt zu geben.

Das wunderschön gelegene Hallstatt auf der gegenüber liegenden Seeseite möchten wir mit der Fähre anfahren. Auf dem Weg vom Bahnhof Hallstatt zur Fähre hinunter bleiben wir vorerst auf dem schmalen Weglein quasi zwischen den riesigen Rollkoffern einer asiatischen Reisegruppe stecken. Das Boot ist bald voll. Und für Fahrräder hat es keinen Platz mehr. So fahren wir dem Seeufer entlang direkt nach Obertraun. Wobei Seeufer nicht ganz stimmt: kurz vor dem Seeende überqueren wir eine Brücke, dann folgt der Veloweg auf einem am Felsen befestigten und gut gesicherten Viadukt.

Der wilden Koppentraun entlang führt der Radweg durch das schmale Tal nach Bad Aussee. Teilweise ist die Strecke sehr steil – und die sommerliche Wärme Ende April lässt den Schweiss in Strömen fliessen. Nochmals eine steile Rampe und wir erreichen unsere Unterkunft etwas abseits des Zentrums von Bad Aussee.

Selbstverständlich üben wir uns auch fleissig im Österreichischen. Wir grüssen die Radler freundlich mit Grüessdi oder Grüsseuch. Wir bestellen im Heurigen gebratene Melanzanie und frittierten Karfiol (Blumenkohl), dazu gibts Vogerlsalat. Gegen den Durst bestellen wir gerne ein Seidl (eine Stange). Und am Schluss wird uns ein Kriecherl (ein Schnaps von wilden Zwetschken) serviert. Wenn wir gehen, werden wir mit einem Pfiati verabschiedet. Das Heurigenlokal (heuriger Wein) ist keine gewöhliche Beiz, eine Speisekarte existiert nicht: dort bestellt man an der Theke das Hauptgericht (zum Beispiel geräucherter Fisch oder Kasnockerl), Beilagen gibt es keine. Dafür erhält man einen grossen gemischten Salat, der gleich an der Theke auf Wunsch zusammengestellt wird.

Nun noch zum Schlagobershäubchen, wobei es nicht ums Essen sondern um die Königsetappe mit dem Velo geht. Am Morgen regnet es eine kurze Zeit. Wir wissen auch nicht was uns erwartet bezüglich dem Belag auf dem Passübergang ohne Namen. Zuerst fahren wir am malerischen Grundlsee entlang. Bereits scheint wieder die Sonne. Ein kurzer Abstecher bringt uns zum Toplitzsee. Dort herrscht ein Fahrverbot. Wir treffen auf eine Perle im Wald, dem Ursprungsgebiet der Traun. Dem Fluss und den gleichnamigen See sind wir an vergangenen Tagen schon einige Kilometer entlang gefahren.

Nach einem Bogen um das Ende des Grundlsees beginnt die starke Steigung. Und der Schotter, allerdings in einer angenehm feinen Form. Dieser bleibt uns 11 km erhalten. Zum Glück aber nicht die Steigung: die Forststrasse, mit einer Barriere gegen unerwünschten Autoverkehr geschützt, schlängelt sich angenehm hoch durch Wald und offenes Gelände mit fantastischer Aussicht auf die umliegenden Berge (Totes Gebirge der Steiermark). Der höchste Punkt auf 1203 m liegt unscheinbar über der Salzalm, einer wunderschönen Alp mit einigen schindelgedeckten Ställen. Ein paar wenige Mountainbiker begegnen uns, die meisten ohne E. Die Anstrengung, die alpine Szenerie, die malerische Umgebung mit saftigen Löwenzahnwiesen und prächtig blühenden Obstbäumen, das herrliche Frühlingswetter sind ein einmaliges Erlebnis. Auf Nebenstrassen weit weg von der Bundesstrasse erreichen wir die Ortschaften Bad Mitterndorf, Grundlsee und Altaussee. Die Berggipfel des Dachsteingebirges leuchten weiss vor dem blauen Himmel.

li oben: Toblitzsee, re oben: Loser im Abend-
licht

Die Bilanz des Tages: 1122 hm auf 65 km und ein gesunder Hunger für das Heurigenlokal Postilion‘s Einkehr. Wo wir beim Nachbarlokal am Abend vor dem 1. Mai dem Aufstellen des Maibaumes beiwohnen können.

Der Salzkammergutradweg hat übrigens mit den zwei letzten Etappen die Note 5,5 erreicht.

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