Heisse Heidschnucken: Munster – Tütsberg

Über Nacht findet der komplette Wetterwechsel statt. Das Feuchtpaket von gestern ist entsorgt worden. Ein stahlblauer Himmel begrüsst uns. Es wird um die 30 Grad heiss werden. Der Hochsommer ist zurück und wird uns bis zur Rückreise am Freitag begleiten. Nochmals drei Tage mit tollem Wetter. Unser Wetterglück wird langsam unheimlich.


Ab Munster bewegen wir uns auf den eigentlichen Naturpark Lüneburger Heide zu. Um Munster herum böllert es immer wieder. Die Panzerschiessplätze lassen grüssen. Das Herzstück der Lüneburger Heide soll über grosse Heideflächen verfügen. Diese Flächen sind für Donnerstag auf unserem Plan. Wir überprüfen die Planung am Abend damit wir ja nichts verpassen. Wir als Velofahrer werden das Gebiet in gut einem Tag durchfahren und umrundet haben. Wanderer können darin mehrere Tage verbringen. Es gibt einen so genannten „Heidschnuckenweg“. Der führt ab Hamburg in 13 Etappen als Wanderung nach Celle.


Die Route ab Munster ist wieder geprägt durch viel landwirtschaftlich genutztes Land. Baumalleen die Schatten spenden gibt es reichlich und sie sind immer wieder schön anzusehen. Manchmal bestehen sie aus Apfelbäumen, die alle reich behangen sind. Ab und zu geht es in einen lauschigen und lichtdurchfluteten Mischwald. Dessen Boden mit Heidelbeerbüschen dicht bewachsen ist. Die obligate Beerenpause muss da sein. Ein paar kleinere Heideflächen sehen wir auch.


In Munster gibt es viel zu sehen



Der Untergrund bietet ebenfalls alles was im Angebot ist. Sand, Kopfsteinpflaster der Sorte Schraubenschüttler, feinste Teerflächen, Schlaglöcher, Wurzeln unter dem Teer die bevorzugt quer über den Weg gehen, Schotter, feines Kies, undsoweiter. Für Abwechslung ist gesorgt.


Wir fahren heute rund 70 km mit etwa 300 Höhenmetern. Und übernachten in den Bergen. Auf über 100 Meter über Meer. Auf einem Hof in Tütsberg. Hier ist auch die Heimat einer der Heidschnuckenherden. Die Herde hat im Winter ca. 400 Tiere, vor allem Mutterschafe und ein paar Böcke. Im Sommer wächst sie auf über 700 Tiere an. Denn praktisch jedes Mutterschaft hat mindestens ein Lamm.


Wir können uns am Abend mit dem Hirten und Besitzer der Herde unterhalten. Er hat viele spannende Informationen zu vermitteln. Ein Schaf mampft pro Tag im Schnitt 3 1/2 kg Heidekraut. Die Tiere sind das ganze Jahr draussen unterwegs. In der Herde laufen, wir haben das gestern bemerkt, auch einige Ziegen mit. Die haben den Spezialauftrag die Birken und Kiefern abzufressen. Das machen die Schafe so nicht. Ausser die Ziege mache es ihnen vor. Die Heidschnucke ist eigentlich auch gar kein Schaf. Sondern stammt vom Mufflon ab. Das Fleisch ist ausserordentlich mager. Ich kann das seit heute Abend bestätigen. Die Konsistenz erinnert an Reh und der Geschmack ist definitiv in Richtung Wild und nicht so wie Schaf schmeckt. Das Fleisch mundet ausgezeichnet. Pro Jahr werden an die 2’000 Heidschnucken aus den sechs grossen Herden zu Fleisch verarbeitet. Diese Menge Fleisch müsse im ganzen Land sowie im anliegenden Ausland vermarktet werden. Dazu gehört auch die Schweiz. In Deutschland muss ein Restaurant, welches Heidschnucken auf der Speisekarte hat, vom hiesigen Verein Naturschutzpark Lüneburger Heide lizenziert sein. Damit nicht betrogen wird und irgendwelche Schafe aus Neuseeland auf dem Teller landen.


Unterwegs nach Tütsberg 

Unser Übernachtungsort ist das Hotel Hof Tütsberg. Der Ort ist ein Traum, vor allem beim aktuellen Wetter wo man vorwiegend draussen ist. Unter grossen Bäumen geniessen wir das Nachtessen. Wir bleiben sitzen bis es dunkel ist. Unser Zimmer, das so genannte Zedernzimmer, hat keine Dusche. Dafür steht direkt im Raum eine geräumige Holzbadewanne. Das ist eine ganz neue Erfahrung. Baden direkt im Schlafzimmer. 





Die Fotokollektion liegt hier.

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