Heide mit Schlagrahm: Uelzen – Munster

Ein Morgen wie im November, aber knapp 20 Grad wärmer. Die Luft ist extrem feucht, die Wolkendecke hängt hochnebelartig tief und drückt herunter. Es wird gar nicht richtig hell und nieselt bis in den Nachmittag hinein ganz leicht. Wir werden zum Glück nicht wirklich nass, und für den Regenschutz ist es eh zu warm. Irgendwie ist dieses Wetter nicht das, was wir uns wünschen. Auf der anderen Seite dürfen wir uns nicht beklagen. Denn den Regenschutz brauchten wir bis jetzt noch nie. Dazu kommen die prächtigen Wetterprognosen bis Freitag. Sonne pur, Sommer in Reinkultur und über 30 Grad. Da können wir die heutige Dampfküche verschmerzen. 

Und nach 8 km aufpassen, dann kommt eine Kurve 🙂

Heute ist der Spezialtag. Spezial deshalb, weil die geplante Route infolge dem Tortenproblem von vor einigen Tagen umgebaut werden muss. Müden (Aller) und Müden (Örtze), zwei Orte relativ nahe beieinander, und trotzdem knapp 50 km auseinander. Das Ziel des heutigen Tages: wir wollen ins Tortenschlaraffenland. Dafür fahren wir sogar einen Teil einer Strecke noch einmal, die wir bereits am letzten Donnerstag unter die Räder genommen hatten. Landschaftlich wenig reizvoll, vom Weg her holprig und teilweise sacksandig. Aber was nimmt man nicht alles auf sich für eine feine Torte. Vor allem wäre die Originalstrecke gemäss Planung keinen Deut besser gewesen. Eine reine Überführungsstrecke zu schöneren Orten ist das. 


Vor der Torte ist da noch so ein unscheinbarer Wegweiser an der Hauptstrasse. Ich habe ihn um ein Haar übersehen. Er weist in die Oberoher Heide. Ich will da hin, Gabi eher nicht, sie wäre wohl weitergefahren. Wir biegen ab, es geht etwas über 2 km ins Land. Von weitem sehe ich hinter Bäumen eine Heidefläche. Wir sanden den Berg hinauf und erreichen die Fläche. Und sie ist die grösste Fläche an Heide, die wir bis jetzt bestaunen konnten. Für einmal stimmt der Ausdruck „so weit das Auge reicht“. Genau passend zu unserer Ankunft reisst die Wolkendecke auf und ein paar scheue Sonnenstrahlen beleuchten das Gelände kurz. Auf dem Rückweg zum Veloweg haben wir gleich nochmals Glück. Eine Herde Heidschnucken ist an der Arbeit. Die Rasenmäher sind fleissig. Die Fresslaute sind gut hörbar. Verstärkt werden die Schafe durch ein paar Geissen. Die Herde ist gemäss dem Schäfer auf dem Rückweg zum Hof, von wo sie jeden Tag in die Heide ausrücken und getreu ihrem Auftrag Landschaftspflege betreiben. 

Heiderio

Und dann geht es nicht mehr lange bis wir in Müden ankommen. Das Ziel ist die Scheunenbäckerei „Ole Müllern Schün„. Hier soll es die besten Torten Norddeutschlands geben. Gebacken von Ria Springhorn, preisgekrönt und bekannt aus dem Fernsehen und der gedruckten Presse. Gabi fand den Tipp in einem Tagi-Artikel. Und es stimmt: die Torten sind wahrlich himmlisch. Wir sitzen im Garten unter einem Baum und lassen uns verwöhnen. Drei Stück der süssen Köstlichkeiten wandern in unsere Mägen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Dergestalt gestärkt fahren wir die letzten 15 km bis Munster. Wo wir übernachten. 

Wie das fein war! Das Tortenschlaraffenland von Ria Springhorn

Munster ist wohl vor allem Leuten bekannt, die sich mit Militär auskennen. Es ist das Zentrum der Panzerausbildung der Bundeswehr. Die Lüneburger Heide ist seit 1891, da hat das Aufkaufen von Land begonnen, ein sehr, sehr grosser Truppenübungsplatz. Weite Flächen sind Sperrgebiet und abgeriegelt. Auch die NATO übt hier. 


Nun sind wir auf die kommenden Tage gespannt. Wir sind im Herz der Heide. Bis jetzt haben wir die Heideflächen explizit gesucht und besucht. Für die kommenden Tage hoffe ich auf Strecken die ganz automatisch durch die Heidelandschaft führen. Wobei das garantiert in eine Sandschlacht ausarten dürfte. Gestern, beim Ruhetag, haben wir unsere Gefährte grob entsandet. Das tat vor allem den Ketten gut. Die tönten am Ende eher wie Schmirgelgeräte. Die Bremsbeläge der Scheibenbremsen schaue ich schon gar nicht an. So lange es bremst, ist alles gut. 


Heute sind wir ziemlich genau 70 km gefahren und haben 270 Höhenmeter absolviert. Meine GPS-Uhr, die ich seit einigen Wochen habe, spuckte übrigens endlich mal einen Trainingseffekt aus der über „Erhaltend“ liegt. Heute meint das Teilchen, ich hätte mich „Verbessert“. Irgendwie nett zu lesen, dass man bei 90 Velokilometern pro Tag einen Trainingseffekt hat der knapp über „auf dem Sofa liegen“ hinausgeht. Das sind wohl die fehlenden Höhenmeter. 

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