Geleise, blauer Himmel und Sonne

Nach dem Aufstehen merken wir: das Wetter wird heute wieder schön werden. Wir planen eine Velotour im Numedal. Sehenswert sei es dort. Viele alte norwegische Bauerngehöfte habe es. Kraftwerke wie im Wallis und auch Seen (Stauseen). Bereits die Fahrt ins Numedal ist schön. Wir überqueren drei Fjellhöhen, sehen immer wieder die typischen norwegischen Fjellhütten (bis hin zu veritablen Villen), staunen ob der Weite der Landschaft, die schier endlos erscheint und freuen uns am blauen Himmel. Die Temperaturen sind sommerlich, bis zu 20 Grad oder sogar etwas mehr. Herrlich. Und die Gegend hier entpuppt sich je längers je mehr als Geheimtipp. 


Am Ausgangspunkt in Rødberg machen wir die Velos bereit und fahren los. Das Ziel ist eine kleine Nebenstrasse zur Hauptstrasse. Die finden wir problemlos. Wir studieren die Karte und stellen fest: die Strasse hört im Grünen auf. Gemäss Karte gibt es dann noch einen Fahrweg. Man müsste also weiterkommen. Wir fahren weiter. Die Strasse wird zum Kiesweg, irgendwann kommt ein Sackgasseschild. Wir nehmen es zur Kenntnis und fahren weiter. Es geht runter. Wir sind auf einem Bauernhof. Die Strasse ist fertig. Was nun? Wir sehen ein altes Bahntrassee. Ist das der Fahrweg? Wir beraten, essen auf dem alten Perron einer Haltestelle mitten im Nirwana Zmittag und entscheiden: wir gehen zu Fuss auf dem Bahntrassee weiter. Die Bahn wurde vermutlich so vor 30, 40 Jahren stillgelegt. Das haben wir noch nie gemacht: uns mit den Velos zu Fuss auf dem Bahntrassee durchgeschlagen. Nach gut 700 Metern wird es spannend. Es kommt ein Tunnel. Zum Glück mit Durchsicht. Wir gehen weiter. Nach gut 1 km erspähen wir oben am Hang ein altes Bauernhaus im Umbau. Dahin müsste es doch einen Weg geben? Einen steilen, schmalen Weg kraxeln wir hoch um das zu prüfen. Und siehe da: es geht. Es hat einen Weg. Die Velos murksen wir den Hang hoch und sind froh, Pneuspuren auf dem Weg zu finden. Es muss also weitergehen. Und ja; die Strasse ist nach einem saftigen Aufstieg bald erreicht. Das ist definitiv angenehmer als die Velos zu Fuss über die Bahnschwellen zu wuchten. Weil wir eh schon am rauftrampeln sind, fahren wir das Tal gleich weiter rauf. Und werden mit einer schönen norwegischen Alpenlandschaft belohnt. Die alten Speicher sind schöne Fotosujets. Kommt dazu, dass das alte Holz in der warmen Herbstsonne fein riecht. 


Bahn für einmal ohne GA – dafür mit Muskelkraft

Impressionen vom Wegesrand


Die Gegend ist zusätzlich bekannt für ihre herrlichen, alten, Stabkirchen. Wir besuchen alle, die am Weg liegen. Das Ergebnis ist auf den Fotos sichtbar. Die älteste dieser Holzkirchen stammt aus dem Jahr 1170! Wie in Norwegen üblich, sind die Kirchen voll videoüberwacht. Vermutlich mit dem Ziel, bei möglichen Bränden sofort eingreifen zu können. 


Stabkirchen folgen sich Schlag auf Schlag


In Nore füllen wir unsere Energiespeicher im örtlichen Jokermarkt auf. Gabi tritt den Rückweg auf der Strasse 40 an. Ich will unbedingt noch weiter das Tal entlang fahren. So lege ich eine knapp 20 km lange Zusatzschlaufe und treffe Gabi später beim Auto. Auf der Rückfahrt, in Uvdal, machen wir Halt bei der Stabkirche. Wir hören aus einem offenen Fenster eine Blasmusik proben. Eine Polka von Slavko Avsenik. Das tönt wie bei einer Guggenmusik. Die Kapelle hat definitiv noch viel Entwicklungspotenzial. 


Wieder ein Tag, der ein wenig anders rauskam als geplant. Die Einlage mit dem Bahntrassee war nicht auf dem Programm. Umdrehen wollten wir aber auch nicht. Das kleine Abenteuer hat Spass gemacht. 





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