„E Rundi um de See“ – der Schritt ins Nass

Alles ist bereit

Es ist angerichtet am Freitagnachmittag. Der Arbeitstag ist beendet. Die Startnummer holte ich am Donnerstagabend ja bereits in Motala ab. Um 16.15 Uhr gehe ich los. Zu Fuss zum Bahnhof, der 10 Minuten weg liegt. Dort ist viel los. Ich bin voll im Pendlerverkehr gelandet. Der Zug hat Verspätung. Also der, der vor meinem fuhr. Am Ende nehme ich diesen Zug, der genau zu der Zeit fährt an dem mein geplanter Zug fahren sollte. Hauptsache ich bin im Zug, der ans richtige Ziel fährt. In Motala gehe ich zum Zelt, wo der Velovermieter seine Kunden bedient.

Abfahrt Bahnhof Linköping – im Hochhaus rechts hinten wohne ich

Veloausgabe im Schwedenstil

Die Ausgabe ist schwedisch organisiert, leicht chaotisch, aber freundlich und am Ende kommt es gut. Die beiden Mechaniker rotieren herum und es geht voran. Ich habe mein Mietvelo, meine Pedale sind montiert und das Gefährt funktioniert. 45 Minuten hat das gedauert, das passt. Weniger gut passt der Sattel. Ich habe dieses Jahr als Experiment auf mein eigenes Velo verzichtet. Der Transport per Flugzeug ist immer aufwändig. Meinen Sattel nahm ich zwar mit, setzte dann aber kurzfristig auf Risiko. Was sich im Nachhinein als falsch erwies. Aber dazu unten mehr. Ebenfalls suboptimal ist der Fakt, dass sie am Rennlenker Glocke und Reflektor montierten. Was dazu führt, dass für die Hände fast kein Platz mehr da ist.

Velomieter in Action
Velos zusammensetzen
Gut organisiert?
seriöse Arbeit im Wirrwarr

Etwas anders organisiert

Meine Runde habe ich dieses Jahr etwas anders organisiert. Ich starte schon um 20.26 Uhr, rund 1 1/2 Stunden früher als sonst. Damit ich länger bei Tageslicht fahren kann. Im Gegensatz zu den Vorjahren gelingt es mir heute aber nur schwer, eine gute Gruppe zu finden, an die ich mich anhängen kann. Entweder sie sind zu schnell oder zu langsam. So knete ich den ersten Streckenteil vorwiegend für mich, damit das Tempo passt.

mein Velo

Die ziemlich üblen Verhältnisse

Unglaublich aber war. Südlich von Hamburg heizt Europa auf 37 Grad und mehr auf. Oberhalb dieser Luftmassengrenze? Da ist es sehr kühl, windig und nass. Das stimmt genau. Beim Start ist der Himmel stark bewölkt. Ein strammer Gegenwind von rund 30 km/h bläst, es hat um die 15 Grad. Dummerweise sind die Prognosen schlecht. Es kommt eine Regenfront. Die treffe ich nach weniger als 5 Kilometern. Es beginnt zu tröpfeln, nur leicht, der Regenschutz ist noch nicht nötig. Der Wind frischt weiter auf und kommt frontal von vorne. Der Blick auf das Regenradar ist ernüchternd. Es soll bis mindestens um 06.00 Uhr am Samstagmorgen regnen. Und zwar so, dass es wirklich regnet. 10 Stunden im Regen? Bei 15 Grad und weniger und viel Wind? Ich muss da nicht lange überlegen. Das will ich nicht. Zu schön habe ich die Strecke bei passendem Wetter in Erinnerung.

Minuten vor dem Start

Der Entscheid

Dazu kommt, dass der Sattel des Velos ein echtes Problem ist. Mich schmerzt mein Hinterteil schon beim ersten Rastplatz, nach 47 km so stark, wie sonst nicht mal nach 300 km. Das kommt gar nicht gut. Wenn ich weiterfahre, sind Probleme programmiert. Der Entscheid fällt mir leicht. Ich steige aus, es regnet jetzt stark. Nach einer halben Stunde warten, werden wir zu Acht mit zwei Kleinbussen (1 x Mensch, 1 x Velos) retour nach Motala gefahren. Mit diesem frühen Ausstieg kann ich in Motala das Velo zurückgeben und erreiche um 01.05 Uhr den zweitletzten Zug, der mich retour nach Linköping bringt. Wäre ich weitergefahren, hätte ich die Nacht irgendwo in einem Zelt in Motala auf dem Boden verbringen müssen. Und die Bilder von einer der ersten Teilnahmen kommen mir wieder in Erinnerung: da hat es ebenfalls stark geregnet, zum Glück viel weniger lang, viele fuhren weiter, ohne Regenschutz und nach knapp 100 km zitterten und schlotterten die Leute unter Wolldecken und mussten mit grossen Bussen abgeholt werden. Da steige ich lieber aus, bevor das Chaos ausbricht.

eine feuchte Sache ist das
nicht so prickelndes Wetter
ein wenig zu blau (= nass) ist es auf dem Radar
ich sage „tschüss“ und bis auf ein anderes Mal

Jetzt habe ich dafür am Samstag Zeit, die Umgebung von Linköping zu erkunden. Was auch eine gute Sache ist. Einerseits ist es natürlich blöd, für 47 km so weit zu reisen, andererseits habe ich bis jetzt 4 x die Runde bei mehrheitlich schönen Verhältnissen fahren können. Da darf es auch mal anders sein.

Die Gretchenfrage

Man kann sich nun fragen, ob es sinnvoll ist, für eine solche Velorunde bis nach Schweden zu reisen. Gibt es doch auch bei uns jede Menge solcher Anlässe. Für mich ist der Fall aber klar. Und für viele andere wohl auch, sonst wäre der Anlass nicht die grösste Velorundfahrt der Welt. Die Stimmung, die Landschaft, einfach das ganze drumherum, das ist einmalig. Dieses Jahr hatte es viel mehr Zuschauer am Strassenrand. Das ist ein Volksfest in der Region. Ganze Familien sitzen am Strassenrand, mit Campingstühlen und Tischen, feuern den Grill ein und feuern dich an. Das Ambiente ist so toll, das willst du nicht mehr missen.

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