Bushaltestelle mit Charme auf der Route Gifhorn – Uelzen

Uelzen ist das Tagesziel. Hier sind wir am Donnerstag schon einmal vorbeigekommen. Diesmal bleiben wir einen ganzen Tag hier. Montag ist Ruhetag. Bei uns und in vielen Läden und Restaurants hier in der Gegend.


Zuerst noch ein kurzer Nachtrag der gestrigen Etappe: Das waren knapp 94 km mit etwa 136 Höhenmetern.


Das Wetter hat sich wieder gebessert. Der Tag beginnt mit Sonne in Gifhorn. Am Ortsausgang steht das Mühlenmuseum. Das wir rechts liegenlassen, aber fotografisch festhalten. Gleich daneben steht der Glockenpalast. Ein ganz spezielles Ensemble das hier zu Ehren der Wiedervereinigung aufgebaut worden ist. Wir knipsen einige Bilder und treten wieder in die Pedale. Heute warten einige Kilometer auf uns.


Abwechslungsreiche Bauten am Wegesrand – oben links: Erdölpumpe in Betrieb!
Der Wind ist ziemlich stark. Er weht erfreulicherweise meistens von hinten oder leicht von der Seite. Das gibt uns Schub. Zum Teil sausen wir mit gut 30 km/h über den Veloweg. Das macht Spass! In Betzhorn besuchen wir den Heiligen Hain. Das ist das grösste Heide-Naturschutzgebiet in der Südheide Gifhorn. Da relativiert sich der Begriff „das grösste“. Von wenig ist „das grösste“ halt immer noch nicht viel. Umso erstaunlicher ist es zu sehen, wie sich hier die Menschen sammeln. Das Revier der grauen Panther ist die lila Heide. Wir jedenfalls drücken den Altersschnitt im Gesträuch massiv. Bald verlassen wir diese Stätte wieder, nicht ohne beim Heidelbeerenverkäufer eine 500 Gramm Schale der feinen Beeren gekauft zu haben. Diese Beeren eröffnen den nächsten Teil der Tagesgeschichte.



Nicht viel später stoppen wir und geniessen die Beeren. Hinter uns hat sich eine schwarze Wand aufgebaut. Ein Blick auf die Regen-App bestätigt unsere Einschätzung. Es ist klar, was hier passieren wird. Der Regen soll in ein paar Minuten loslegen. Wir packen zusammen und geben Gas. Die ersten Tropfen fallen. Im nächsten Weiler suchen wir einen trockenen Unterstand. Die charmante Bushaltestelle am Strassenrand wählen wir aus. Das Modell aus Glas und Metall. Gegenüber wäre das Modell in Holz im Angebot. Unsere moderne Variante steht richtig im Wind und hält den Regen ab. Über eine Stunde verbringen wir auf den beiden Sitzen. Das Gewitter geht nieder und wir sind perfekt geschützt. Die Mittagspause verbringen wir unter Dach und trocken. Es ist so spannend in diesem Weiler, am Ende fallen mir immer wieder die Augen zu und ich schlafe mehrmals kurz ein. Nach dem Regen kommt die Sonne wieder hervor. Endlich können wir zusammenpacken und weiterfahren. Die Velos sehen beim nassen, sandigen Untergrund bald aus wie betoniert. Die würden langsam einen Schlauch mit Wasser vertragen.


Regenschutz aus Metall und Glas namens Bushaltestelle

Vorbei an Emmen (kein Witz) erreichen wir das Kloster Isenhagen. Hier leben noch etwa 10 Zistersienserinnen. So ist das Kloster nur mit Führungen zugänglich. Von denen findet gerade keine statt. Wir wären bereit für Kaffee und Kuchen, was es hier ebenfalls nicht gibt. Unweit vom Kloster liegt ein kleines Freibad mit Café. Am Himmel türmen sich schwarze Wolken. Das Gefühl und die Regen-App sind deckungsgleich. Es soll sogleich Regen geben. Die Torten im Café überzeugen uns: eine Pause tut not. Den bald runtergehenden Regenschauer verbringen wir wieder unter Dach. Diesmal gemütlicher als in der Bushaltestelle: bei Kaffee und Kuchen. Ein paar hundert Meter weiter passieren wir das Ottercenter Hankensbüttel. Hier kann man Otter, Dachse, Marder und Artverwandte in naturnaher Umgebung bestaunen. Das liegt für uns nicht drin. Das Abwarten der Regenschauer ist ziemlich zeitfressend. 


Vorbei an der Bokeler Heide fahren wir weiter. Das ist ein grösseres Stück Heide. Heide übrigens ist mehr oder weniger von Menschenhand geschaffen worden. Zuerst war das alles Wald, der wurde abgeholzt, zum Beispiel für die Saline Lüneburg. Auf dem sandigen und sauren Boden breitete sich dann die Heide aus. Heute wiederum verbuscht und verwaldet die Fläche, wenn sie nicht von Schafen gepflegt wird und wird wieder zu Wald. Die weitaus grösste Fläche der ehemaligen Heide ist heute hoch genutztes und gedüngtes Landwirtschaftsland. Da ist keine Spur von Heide mehr zu sehen.


Natur – rechts der Nachwuchstraktorfahrer; unten rechts Zwiebelfeld

Hinter Bokel entscheiden wir uns für eine Abkürzung. Mehr oder weniger geradeaus brettern wir die letzten rund 20 km bis Uelzen. Den Schlenker, den wir auslassen, haben wir am Donnerstag bereits einmal erlebt. Auch so gibt es bis zum Ziel wieder ziemlich genau 90 km. Bei knapp 240 Höhenmetern.


Wir haben übrigens heute eine Ölförderstelle passiert. Da pumpt eine einsame Pumpe Erdöl aus dem niedersächsischen Untergrund.    


Die Fotokollektion liegt hier.

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