Sonnentankstelle (2446 m)

Puh, manchmal sind die Kriterien, die zur Auswahl der Touren beitragen nicht ganz ohne. Die Zutaten für heute sind: erhebliche Lawinengefahr, Sonnenwunsch, fauler Schnee unterhalb 1500 Meter, warme Temperaturen (was gegen Südhänge spricht), möglichst keine Völkerscharen. Der Skitourenführer Graubünden Nord weiss zum Glück Rat. Ich finde das Parpaner Schwarzhorn. Welches man von Tschiertschen her angeht. Vom Dorf her geht es mit zwei Sesselbahnen in die Höhe. Der Start zur Tour ist auf 1940 Meter. Müsste passen sagen wir uns und machen uns auf den Weg. 

Traumhafter Aufstieg



Der Tag beginnt mit einer Panne mit der Pfanne. Ich studiere das Lawinenbulletin und den Wetterbericht. Es soll ja auf 2000 Meter bis zu +6 Grad werden heute. Währenddessen sprudelt die Milch in der Pfanne munter über und versusacht eine ziemliche Sauerei in der Küche. Die Putzerei dauert lange, es ist erstaunlich, wo überall Milch in Ritzen und Schalter laufen kann. Wir fahren somit später nach Tschiertschen als geplant. Dafür ist der Empfang dort überaus positiv. Man parkiert unten im Dorf auf dem grossen Parkplatz. Von dort gibt es einen Kleinbus, der zwischen der Bergbahn und dem Parkplatz pendelt. Es ist nicht viel los. Der Fahrer begrüsst uns persönlich und wartet geduldig direkt bei unserem Auto bis wir bereit sind. Die Skier werden verladen und wir fahren knapp 5 Minuten bis zum Sessellift. Ein richtiger VIP-Service. Der Fahrer ist überaus freundlich, wie auch die Mitarbeitenden beim Sessellift. Da fühlt man sich als Gast willkommen! Am Abend sieht er uns wieder, stoppt den Skibus und wir tauschen uns kurz zur Tour aus. Total nett ist das hier oben 😎. 

die Natur als Künstlerin



Vom Punkt 1940, einer Alp unterhalb der Hüenerchöpf, geht es los. Kurz habe ich einen ziemlichen Schattenfrust. Ist die Tourenidee die ich hatte der volle Schrott? Einige Minuten lang denke ich das und ich habe keine Lust, ins schattige Tal hochzusteigen. Vielleicht doch keine gute Idee, ein Tal mit Nordexposition zu wählen? Landschaftlich schön ist es. Aber eben: überall Sonne, aber bei uns nicht. Der Frust verzieht sich rasch. Gabi sieht das eh nicht so negativ und kaum fünf Minuten später zwinkert die Sonne hinter einem Grat des Alpstein hervor. Sofort taucht sie das Tal in wunderbares Licht und mein Frust ist weg. Cheibe schön. Und vor allem: ausser uns hat es hier niemanden mit Tourenskis. Wir steigen in unserer Spur auf, zuerst am Rande der Skipiste. Die verabschiedet sich nach etwa 30 Minuten und unsere Route führt fast schnurgerade bis ans Ende des Tals hinauf. Von dort würde es auf das Parpaner Schwarzhorn gehen. 

lange Schatten im Dezember



Wir sitzen auf dem Pässchen in die Sonne und lassen den Gipfel links liegen. Erstens wären wir wohl zu spät dran, es ist erst Dezember und die Tage sind dementsprechend kurz, zweitens ist der Schnee sehr verblasen und die Mulden sehen irgendwie geladen aus. Was auch mit dem Lawinenbulletin übereinstimmt. So entscheiden wir uns, getreu der „No Risk“-Strategie, den namenlosen Punkt 2446 zu unserem heutigen Gipfel zu erklären. Die Aussicht nach Valbella und der Lenzerheide ist einmalig. Wie auch das restliche Panorama. 

spiegelverkehrte Schrift „Schwarzhorn“ die vom Wegweiser fiel

Mit einer vollen Ladung Sonne fellen wir ab, packen zusammen und fahren wieder hinunter gen Tschiertschen. Der Schnee ist viel, viel besser als beim Aufstieg befürchtet. Es gibt wunderbare Pulverschwünge. Im unteren Teil nehmen wir die Skipiste und so kurven wir genussreich hinunter bis ins Dorf. 

Herrlich war’s – und von den Verhältnissen her viel besser als angenommen. 

Die Route von heute. 

Und die Bilder die dazu passen. 

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