Blaue Zungen eiskalt

Den heutigen Tag über stehen blaue Zungen im Fokus. Für einmal nicht die unsrigen, die blau von Heidelbeeren sind. Nein, es sind die Zungen von Briksdalsbreen und Kjenndalsbreen. Beides sind Gletscherzungen des Jostedalsbreen die weit ins Tal hinunter kommen. Beide sind leicht erreichbar. Was wir heute schätzen. Denn der Wetterbericht ist ein wenig durchmischt. Wolken und Sonne, aber noch kein Regen stehen auf dem Menuplan. Morgens ist es stark bewölkt, am Nachmittag geniessen wir wieder die Wärme an der Sonne. Bevor es am Abend schnell zumacht und dann mal kurz regnet. Das alles wird von einem starken, warmen, Wind begleitet. 20 Grad hat es meistens.


Beim Brikdalsbreen tauchen wir ein in den Massentourismus. In Olden, einem Dorf am Fjord, liegt ein britisches Kreuzfahrtschiff vor Anker. Die Gäste besuchen die Sehenswürdigkeiten der Umgebung. Das sind primär welche? Richtig – die Gletscherzungen. Der Weg zur Gletscherzunge rauf dauert knapp eine Stunde. Gemäss Beschreibung gibt es Pferdekutschen um die Leute hoch zu bringen. Dass muss eine Weile her sein. In der Zwischenzeit sind das Quads oder so was wie Golfmobile. Die fahren die Leute nun den Berg rauf und runter. Und hinterlassen jedes Mal eine stinkende Dieselwolke. Wir sind übrigens im Jostedalsbreen Nationalpark. Unten, am Start, stehen sechzehn (16!) Reisecars. Vor unserem geistigen Auge sehen wir schreckliche Menschenmassen. Aber es geht gut aus. Die Engländer sind bereits auf dem Rückweg und die Leute verteilen sich gut. Als wir wieder unten ankommen, sind noch drei Busse dort.


Die Zunge ist einmal mehr sehenswert. Wir sind ja auch Touristen. Und knipsen somit unsere Bilder. Wobei hier der Ausdruck „ein Brett vor dem Kopf haben“ die Neuauflage bekommt, die zum Technologiezeitalter passt. In Norwegen ist ein Tablet (also ein iPad oder so) ein so genanntes „Nettbrett“. Und genau diese Bretter halten manche Touris vor den Kopf und knipsen damit ihre Fotos. Die Gletscher gehen leider auch hier markant zurück. Links ein Foto von 2006 (von Jens Vinsrygg) – rechts eines meiner Bilder von heute. Bis zu 10’000 Liter Wasser pro Sekunde rauschen den Bach runter. Das sei der grösste Gletscherabfluss von ganz Europa. 


Gletscherschwund bildlich dargestellt. Links 2006 / Rechts 2015



Abfluss des Briksdalsbreen (bis zu 10’000 Liter/Sekunde)

Wir verlassen diese Stätte des Tourismus wieder und fahren zur nächsten Gletscherzunge. Die ist ebenfalls leicht zu erreichen. Hat aber einen guten Busfilter. Die Strasse ist so schmal, da passt kein Car durch. Somit sind wir am Kjenndalsbreen fast alleine. Der wirkt auf mich eindrücklicher als der Brikdalsbreen. Die Umgebung ist wilder, die Eismassen kommen von allen Seiten und von weit oben. Wir haben Glück und erwischen das Wetterfenster mit dem Sonnenschein und dem teilweise blauen Himmel. Was die Eismassen eindrücklich leuchten lässt. Auch hier ist der Gletscher zurückgegangen. Wenn auch nicht ganz so frappant wie beim Brikdsalsbreen.


Abends fahren wir zurück und kaufen in Stryn noch kurz ein. Der absolute Hammerartikel des Tages ist mit dabei. Kostet NOK 10.00 und nennt sich Fliegenklatsche. In unserer Wohnung hat es sehr anhängliche Stubenfliegen (gehabt). Die warten auf die richtige Betreuung. Seit der Rückkehr in die Wohnung ist die Population dieser Störenfriede brutal zurückgegangen. 26 Fliegen haben den Schlag getroffen und sie wurden aus der Wohnung ausquartiert. Erinnert mich ein wenig ans Schneckensammeln daheim. Da verzeichne ich ähnliche Fangquoten. Und das alles ohne Lizenz oder so. Hier muss man für jeden Fluss eine Angellizenz haben. Sofern nicht schon der ganze Fluss an einen Amerikaner verpachtet ist. Wie beispielsweise der absolute Hotspot hier für Lachsangler, der Strynselva. Bloss 1.5 Kilometer rund um den Ort Stryn sind noch für die Allgemeinheit zum Angeln zugänglich. 

Unter diesem Link ist die Fotosammlung unserer Reise zu finden.

Brikdalsbreen

Brikdalsbreen als Touristenmagnet

Kjenndalsbreen – die einsamere Variante


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