Es ist unglaublich. Heute Abend entnehme ich unserem Tourentagebuch doch tatsächlich, dass unser letzter Besuch der Sulzfluh, jedenfalls bis zum heutigen Morgen, am 20.09.2008 stattgefunden hat. 11 Jahre lang schauen wir den stolzen Berg bloss an und besteigen ihn nicht? Dieser Zustand hat heute sein Ende gefunden.
Wettermässig sollte es gut kommen. Regen ist nicht im Programm. Dafür Hochnebel, Bise und Quellwolken. Ab Partnun steigen wir auf. Die Luft ist trotz Bise ziemlich dunstig und der Himmel bedeckt. Die Sonne setzt sich etwas später durch. Vorher sind wir froh, brennt sie nicht herunter. Denn der Aufstieg wäre sonst sehr, sehr warm geworden. Wir haben den Klassiker ausgewählt. Ab Partnun über das Gemschtobel hinauf auf den Gipfel. Dann die Kaiserschmarrnkurve über die Tilisuna-Hütte, das Tilisunafürggli und hinunter, vorbei am Partnunsee, nach Partnun zurück.
links oben unser Tagesziel, rechts das Berghaus Alpenrösli in Partnun
Blumenpracht dank dem feuchten Sommer
Das Gute am heutigen Tag: wir sind unter der Woche unterwegs, die Ferien sind vorbei und so ist die Route nicht überlaufen. Wir sind sogar auf grossen Strecken alleine unterwegs. Bis kurz vor dem Gipfel. Der Aufstieg ist reich an Aussichten und wir sehen viele Murmeltiere. Die satt und träge in der Sonne hocken und sich ein wenig Wärme gönnen. Die Bise säuselt teilweise etwas frisch über die Felsen. Alles in allem ist es temperaturmässig gerade richtig.
Oberhalb des Gemschtobels, da wo sich die Wege der drei Hütten Carschina, Tilisuna und Lindauer, vereinigen, hat es schon sehr viel mehr Leute. Nichts im Vergleich zu einem Wochenende in der Hochsaison schätze ich. Hinauf und hinunter wuseln die Berggängerinnen und Berggänger. Auf dem Gipfel sind wir dann definitiv in guter Gesellschaft. Es hat an die 100 Leute da oben! Die grösste Gruppe stellt sich Schweizer Armee mit rund 40 Rekruten die über den Klettersteig hochgekommen sind. Sie haben es einigermassen im Griff, wo der Grenzstein zu Österreich steht. So gibt es bloss eine Gipfelinvasion, aber keine die nach Österreich übergreift.
im Anstieg zum Gipfel der Sulzfluh
nach gut einer Stunde sind die Massen gegangen
Die andere Grossgruppe sind Kinder und Jugendliche die den Gipfel erklommen haben. Dann die Leute wie Gabi und ich. Zum Glück ist der Gipfel sehr weitläufig. Die Stimmung ist ruhig und alle geniessen den Blick in die umliegenden Täler. Sogar einen Gleitschirmpiloten hat es oben. Der kurzerhand innert Minutenfrist seinen Schirm auslegt und abhebt. Genau zum richtigen Zeitpunkt um die Bise als Aufwind zu haben. Das sieht super aus.
gelungener Start
Für uns geht es auf den Abstieg, der via Tilisunahütte führt. Dort muss der Kaiserschmarrn sein. Begleitet vom bleifreien Weizenbier ist das eine traumhafte Pause. Es hat nicht mal so viele Leute. Eine Gruppe neben uns hat Pilzglück gehabt und Steinpilze gefunden. Die sie fein säuberlich in dünne Scheiben geschnitten und an der Sonne zum Trocknen ausgelegt haben.
Delikatesse am Trocknen
Für uns geht es dann via Tilisunafürggli zurück nach Partnun. Wo wir froh sind, endlich mal wieder diese Runde gemacht zu haben. Die karge Kalksteinlandschaft ist einfach sehr schön.
Bei der Rückfahrt nach Fideris wähnen wir uns im falschen Film. Der Hochnebel drückt ins Prättigau. Man könnte meinen es sei Winter und nicht Sommer. Schlussendlich hocken wir in Fideris tatsächlich unter einer dicken Hochnebeldecke 😳aus der es so richtig herrlich grauslig nieselt.