Hochwang (2532 m), Ratoser Stein (2473 m), Dängelstöck (2360 m) und Cunggel (2412 m)

Du planst eine Tour auf der Karte und stellst dir vor, wie toll die wird. Du brichst auf die Tour auf und merkst schnell: das kommt gut. Du kommst von der Tour zurück und bist schlicht und einfach begeistert. Genau das haben wir heute erleben dürfen. Eine Tour rund um das Fanintal, so quasi eine Kesselrunde. Und das ausgiebig und lange. Denn wir wollten eine grössere Tour, da die nächsten Tage wettermässig eher bescheiden aussehen. Aber heute, da herrscht ein Wetter wie aus dem Bilderbuch.

Von Furna Hinterberg starten wir am frühen Morgen. Die Sonne ist gerade knapp noch nicht aufgegangen. Es ist mit rund 10 Grad nicht warm und auch nicht kalt. Zuerst steigen wir auf der Alpstrasse, der Bergwanderweg ist wegen Holzschlag gesperrt, zur bekannten und schon häufiger besuchten Alp Untersäss auf. 

Morgenstimmung

der Herbst ist da 

Über das Obersäss erreichen wir die Zizerser Alpen. Fadeuer, Höchstelli und Rothorn sitzen über uns. Unser Weg führt untendurch. Auf unbekanntem Gelände gehen wir immer weiter ins Tal hinein. Bis ganz zuhinterst. Verschiedene Alpen passieren wir bis wir über die Güllenböden, wo es erstaunlich gut riecht, die Grün Halde am Fusse des Hochwang erreichen. Hier erklimmen wir den langgezogenen Grat der uns auf den Hochwang hinauf führt. Den wir gegen Mittag erreichen. Oben weht ein zügiger Wind. Am Nordhang des Ratoser Stein liegt Schnee. Auch wir stapfen streckenweise durch den kürzlich gefallenen Neuschnee. Der trotz der Temperaturen über null Grad hart und stellenweise gefroren ist. Wir kommen problemlos durch. Der warme Wind in der Höhe ist herrlich. Ich kann die Tour in kurzen Hosen machen. Die Tiefsichten sind genauso eindrücklich wie die Aussichten in alle Himmelsrichtungen. Wir sind begeistert. Gleichzeitig steigt die Spannung für die zweite Hälfte der Tour. 

herbstlich milchiges Licht

Enzian

Wintergruss im Hintergrund

Silberdistel

auf dem Grat 

Nach dem Hochwang machen wir die Überschreitung über den Ratoser Stein, die Dängelstöck und den Cunggel. Unterhalb der Dängelstöck haben wir Glück. Im Schnee unten tummelt sich ein ganzer Schwarm Schneehühner. Teilweise sind sie schon im weissen Winterkleid, andere Vögel haben noch ein mehrheitlich graues Gefieder. Jedenfalls ist bei den etwa 20 Schneehühnern einiges los. Wie mich Wikipedia lehrt, schliessen sich die Schneehühner im Herbst zu grossen Gruppen zusammen bevor sie sich für den Winter dann wieder aufteilen.

es geht links hinunter in den Schlitz 

Für uns heisst es nach dem Cunggel einen ersten Teil des Abstiegs anzupacken. Bis hinab auf den Faninpass. Einem unscheinbaren Übergang etwas neben der Arflinafurgga. Wir stechen hinab ins Tal. Das bezeichnenderweise auch Fanin heisst. Die herbstliche Farbenpracht ist wunderbar. Wie schon den ganzen Tag über. Menschenleer ist die Gegend und verlassen. Über Obersäss und Untersäss (wieso die Alpen überall gleich heissen müssen, ist für mich ein eigenes Alpenrätsel) erreichen wir den Sässwald. Da führt der Bergwanderweg durch. Der Wald ist ein Erlebnis. Mindestens drei verschiedene Windwürfe haben die Bäume wie Mikadostangen durcheinandergewirbelt. Es sieht übel aus. Zwischendurch schlängelt sich der Weg zu Tal. Und wie. So einen steilen Abstieg in einem Wald haben wir wohl noch selten erlebt. Auch die Tiefblicke, die über den Weg hinausgehen sind bemerkenswert. Da stolperst du besser nicht. 

Was aber ganz besonders eindrücklich ist, sind die sogenannten „Rüfis“ am Gegenhang, dem Mundjer Wald. Grosse Gebiete sind durch die Erosion aufgerissen. Türme aus Geröll erheben sich und im warmen Herbstlicht sieht das prächtig aus. Die Ruinalta im Prättigau. Ungefähr so kommt uns das vor. Einfach viel weniger überlaufen. Wir sind nämlich alleine da. 

eine „Rüfi“

Beim Punkt 1249 erreichen wir den Miesbach, den wir auf einer Brücke queren. So wie das hier aussieht, ist der Bach nicht immer so friedlich wie heute. Zum Dessert steigen wir steil wieder auf. Bevor wir über die letzten gut 5 Kilometer auf einer breiten Forststrasse „auslaufen“. Der Abschluss der Tour bis nach Furna Hinterberg gestaltet sich etwas endlos. Was aber nicht wirklich stört. Denn so können wir die ganze lange Tour noch einmal Revue passieren lassen. 

wilder Bach – heute ganz zahm

Schussendlich waren wir genau 11 Stunden unterwegs und haben knapp 32 Kilometer lang in einer grossen Runde die absolut eindrückliche und herbstliche Landschaft geniessen dürfen. Höhenmeter gab es ebenfalls nicht zu knapp und so entscheiden wir uns im Abendlicht, kurz nach dem die Sonne untergegangen ist, dass wir uns kulinarisch im Gasthaus Hochwang verwöhnen lassen. So geschah es dann. Satt, glücklich und zufrieden fahren wir später nach Fideris zurück und freuen uns auf eine nette Dusche. 



Das Bilderbuch


Die Runde von heute. 



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