Doppelpass mit grosser Runde über den Pass da Fless (2458 m) und den Pass d’Ivraina (2593 m)

Wie ist man eigentlich früher in die Berge gegangen? In Zeiten wo es noch kein Regenradar auf dem Mobiltelefon gegeben hat? In diesen Zeiten wären wir heute Richtung Casti-Wergenstein gefahren um uns am Gelbhorn im grossen Gewitter waschen zu lassen. Dank dem Regenradar und der einigermassen genauen Wettervorhersage haben wir uns gestern Abend spät einen Plan B erarbeitet. Hinüber ins Unterengadin, denn dort soll es nicht so gewitterhaft werden wie hier auf der Nordseite. Der Plan ist voll aufgegangen. 

An der Strasse vom Flüelapass hinab, in Röven, parkieren wir und steigen auf zur Alp Fless Dadoura. Da hat es Kälbchen die erst einige wenige Tage alt sind. Klein und herzig staksen sie durch das Gelände. Entlang der Aua da Fless, einem schönen und natürlichen Bergbach, steigen wir weiter auf. Das Val Fless hinauf bis zur Alp Fless Dadaint. Hier könnten wir über den Jöriflesspass zu den Jöriseen wandern. Was wir wohlweislich sein lassen. Bei der Anfahrt sahen wir schon am Morgen um 07.00 Uhr grosse Menschenmengen, die sich an der Flüelapassstrasse  bei Tschuggen für den Sturm auf die Jöriseen bereit machten. Wohnmobile in grosser Zahl stehen illegal in der Gegend herum und beherbergen die Wanderer. Auch beim Flüela Schwarzhorn ist schon am frühen Morgen der Dichtestress in vollem Gang. Wir für uns drücken uns die Daumen, dass unser Plan B aufgeht. Der soll nämlich von ganz wenigen Menschen handeln die uns heute begegnen werden. 

Blick gen Muttelhorn

Plattenhörner im Hintergrund

Genauso ist es. Im Val Fless sehen wir einzig Kühe und Murmeltiere. Das Val Fless geht lückenlos ins Val Torta über. Das wir komplett durchwandern. Torten hat es keine, und auch keine Menschen. Oben im Val Torta bilanzieren wir dasselbe Inventar wie weiter unten. Munggen und ein paar Kühe. Sonst? Gar nichts. Ausser Natur pur, absolut unverbaut und herrlich. Bei besten Verhältnissen und umgeben von mächtigen Bergen wie den Plattenhörnern oder dem Piz Valtorta oder dem Piz Murtera. Die alle so schroff sind, dass man da als Bergwanderer nicht hochkommt. 

Am Pass da Fless, in dessen Umgebung es kleine Seelein hat, endet das Val Torta und geht ins Süser Tal über. Über das man vom Berghaus Vereina zum Vereinapass (Pass d’Ivraina) hochsteigt. Den wir ebenfalls bald erreichen. Hier sehen wir tatsächlich sechs Personen. Die Landschaft wechselt. Auf einmal ist sie von viel Schutt und Geröll geprägt. Wasser hat es heute sowieso in grossen Mengen. Was bei der Wärme sehr willkommen ist. Die Berge sind von Blockgletschern umgeben. Auf dem Vereinapass stehen wir direkt vor dem Piz Linard. Einem der schönen Gipfel des Silvrettamassivs.

Piz Linard von hinten

Ab hier steigen wir ab. Ins Val Sagliains. Das uns auf einem technisch erstaunlich anspruchsvollen Weg zu Tale führt. Bis hinunter nach Sagliains. Der Weg ist fordernd. Kein Schritt gleicht dem andern. Manchmal rauscht der Bach Au da Sagliains einen Schritt neben dem Weg mit brodelnder Gewalt. Da machst du besser keinen Fehltritt. An anderen Stellen ist der Weg so zugewachsen, da kannst du bloss erahnen, wo du hintrittst. Aber auch auf dieser Seite des Piz Murtera ist alles Natur pur. Wild und genauso wie man sich das in den Alpen vorstellt. Einfach wunderbar und prächtig. Wie Gabi im Film mit der sprudelnden Aua da Sagliains festgehalten hat. 


Blick zurück ins Val Sagliains

Pünktlich für den Zug nach Susch, von wo wir mit dem Postauto wieder hoch zum Auto an der Flüelastrasse fahren, erreichen wir den einmalig doof konzipierten Bahnhof Sagliains. Das ist, kein Witz, der einzige Bahnhof der Schweiz der für Fussgänger nicht zugänglich ist. Da wir aber Berggänger sind, erklimmen wir das Perron halt etwas unkonventionell. 

Das Fazit der heutigen Tour: beim Plan A wären wir voll in den Gewitterhammer gelaufen. Der Erdrutsch, der die RhB-Linie bei Valendas unterbrochen hat, spricht Bände. Der Plan B hat voll gepasst! Erst bei der Heimfahrt, genau bei Fideris, sind wir in den Regen gekommen. 

Das Bilderbuch

Die Route. 

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