Nach der blauen die graue Küste und sonstige Kuriositäten

Wischiwaschiwetter

Das Wetter kann sich nicht so recht entscheiden. Ist es nun wolkig und grau oder doch eher sonnig und blau? Die Bilanz am Abend fällt 80:20 aus. Es ist eher grau und wolkig mit etwas Wind. Schien die Sonne, war es herrlich, schien sie nicht, war es frisch mit 15 Grad.

wörtlich übersetzen gibt hier das falsche Ergebnis, auch wenn’s lustig tönt

Surferparadies Hoddevik

Die Gegend um das Vestkapp ist das Surfparadies Norwegens. Vor allem im Winter. Dann weht ein beständiger, kräftiger, Wind. Im Sommer sind die Verhältnisse eher unbeständig. Auch heute ist nicht viel los als ich in Hoddevik einen Augenschein nehme. Ein paar Stand-Up Paddler planschen in der Bucht. Surfen geht nicht, der Wind fehlt komplett. Der Camping ist voll mit norwegischen Surffreaks. Wie mir die Campingbesitzer vom Vestkapp-Camping bei Ervik sagten, sei das Dorf total mit Surfern überflutet worden weil es Zeitungsberichte und Werbung gegeben habe. Die Einheimischen seien gar nicht glücklich über diesen Boom in ihrer stillen Einöde. Der Ort ist bloss über eine schmale Strasse (ein Auto breit) erreichbar, die sich in Serpentinen den Berg hoch und runterschlängelt.

die schmale Strasse
Strand von Hoddevik

Sehr interessant ist die Arena mitten in der Natur bei Dragseidet. Wie muss hier ein Konzert wirken? Hoch auf dem Berg mit dem Blick hinab auf das Meer. Wahnsinn.

Es ist kaum vorstellbar, dass da in frühen Zeiten wirklich Schiffe über den Bergrücken von der einen auf die andere Seite des Berges verschoben worden sein sollen um die gefährliche Fahrt ums Kap zu umgehen. Was dann zum, immer noch, geplanten Schiffstunnel bei Stad führt. Baubeginn war bis jetzt noch nicht und schon im Blogeintrag von 2015 habe ich über diesen Tunnel geschrieben.

Still wie in der Badewanne – hier kann es aber sehr hohe Wellen geben wie das Bild zeigt

Ich kurve wieder …

… der Küste entlang. Mit dem grauen Himmel ist das aber viel weniger eindrucksvoll als gestern. Heute tuckere ich bloss 90 km. Denn ich sehe kurz vor Maløy einen Abzweiger zum Steinvik-Camping. Nach gut einem Kilometer bin ich auf einem schönen Platz direkt am Meer. Ich kann meinen Stellplatz sogar auswählen. Saubere Infrastruktur und eine Waschmaschine gibt es sowie WLAN. Da ist der Fall für mich klar. Ich bleibe, geniesse die Zeit, mache Service und überlege, wie es weitergehen soll. Wir waren bereits im 2015 hier in der Stadt (die rund 3’000 Einwohner hat).

die Arena von Dragseidet mitten in der Natur
Kreuz von Dragseidet
Schlaglochstopfer sind unterwegs …
Selje

Und so dies und das

Der beste norwegische Wohnwagenpilot

Kaum habe ich mich auf dem Camping installiert, erlebe ich den Spitzenpiloten der norwegischen Wohnwagenfahrer. Zuerst höre ich ihn, weil es direkt neben meinem Bus so ungesund nach Kunststoff der über Teer schleift tönt. Ich schaue nach und siehe da: da ist ein Wohnwagen aufgesessen, und zwar richtig. Der hintere Teil ist definitiv kaputt. Was dann folgt ist eine fast einstündige Übung des Fahrers, sein Gefährt mittels Wagenheber und dem Unterlegen von Brettern unter die Räder zu befreien. Am Ende hat er Erfolg. Hilfe wollte er übrigens keine annehmen.

hinten rechts ist das Teil definitiv kaputt
Rettungsaktion

Wer denkt, das sei es nun, liegt falsch. Die Schau geht weiter. Der Wagen muss richtig platziert werden. Auf dem Camping hat es Bäume. Genau: jetzt geht es oben los. Der Fahrer manövriert seinen Wohnwagen so in eine Arve, dass nichts mehr geht. Mit viel Kraft muss er die grossen Äste auf die Seite bewegen damit er seine Büchse befreien kann. Logisch hat sie nun auch oben Dellen bekommen. Ich bin gespannt, ob sie die Kiste heute Abend beim Kochen dann niederbrennen. Update um 22.00 Uhr: Der Wohnwagen steht noch, sie waren auswärts essen.

Von wegen bargeldloses Norwegen

Bezahlen per Kreditkarte auf dem Camping geht nicht. Das Gerät streikt. Die Einheimischen zahlen mit der weit verbreiteten App Vipps, das ist das norwegische Twint. Das ich aber nicht nutzen kann, ich habe keine norwegische Personennummer. Ergo sitze ich ins Auto, fahre rund 15 Kilometer hin und zurück um in Maløy an einem Geldautomaten Bargeld zu holen. So kann man die Zeit auch verbringen. Immerhin hatten sie Kronenmünzen die man zum Duschen braucht und auch für die Waschmaschine bekam ich unkompliziert Münz.

Maløy

Direkt an der Schiffsautobahn

Von meinem Stellplatz aus sind es rund 50 Meter Luftlinie zum Meer. Direkt vor dem Fenster fahren laufend Schiffe durch. Kleine Schnellboote, Fähren, grosse Frachter, es ist richtig etwas los. Maløy ist ein Knotenpunkt des Verkehrs hier in der Region und im Hafen der Stadt liegen die grosse Fischkutter, die die örtlichen Betriebe mit Fang beliefern. Am frühen Morgen, so zwischen 05.00 und 06.00 Uhr fahren gemäss Fahrplan beide Hurtigrutenschiffe hier durch. Das nordwärts gehende zuerst, dann das südwärts gehende. Ich tendiere auf das Stellen meines Weckers um aus dem Bett den beiden Schiffen zuzusehen.

Blick auf die Schiffe direkt aus dem Bus

Hier das Bilderbuch des Tages.

Und die Fahrstrecke.