Im Trüben fischen und überrascht werden

Fieser Niesel begrüsst mich

Es ist trüb und ein fieser Niesel geht nieder als ich bei Bud aus dem VW Bus schaue. 11 Grad zeigt das Thermometer und ja, das ist schon viel weniger als auch schon und ich muss mich zuerst daran gewöhnen. Die Berge sind wolkenverhangen oder gar nicht sichtbar. Ich mache mir meinen Zmorge im Bus und fahre nachher los.

Wo ist hier die Sonne, wo?

Gondeln, trödeln, schauen

Gemütliches gondeln gen Ålesund ist das Programm heute. Aus dem Lautsprecher tönt die ruhige, teils melancholische, Saxophonmusik des norwegischen Jazzmusikers Jan Garbarek. Was perfekt zur Landschaft passt die heute ihr ruhiges Kleid angezogen hat.

Molde wieder besucht

In Molde mache ich kurz Station, interessanterweise läuft bei mir im Auto gerade jetzt Teil 1 des „Molde Canticle“ von Garbarek. Die Stadt hat uns vor acht Jahren sehr gefallen und das nette Hotel, dass dannzumal nagelneu war, strahlt auch heute weiss vor sich hin. Nach einem Besuch in einem Café geht es weiter. Es geht gerade ein typischer Sprühregen nieder. Dicht kommt das Nass herunter, aber so weich, man merkt es fast nicht.

ein Wahrzeichen von Molde – das Bad

Der Abstecher der sich lohnt

Statt auf der E39 via Fähre von Molde gen Süden zu fahren entscheide ich mich spontan, den Fjorden entlang zu kurven. Das ist gemütlich und entspannend und passt zum Wetter. Das streckenweise etwas aufhellt, aber überwiegend trüb weitergeht. Auch diese Route wird durch eine Fährpassage aufgelockert und ich passiere Tunnels die unter einem Fjord durchgehen. Dass damit Ålesund für heute wohl nicht drinliegt ist mir egal. Bei dem Wetter eilt das nicht.

meine heutige Route – der Campingplatz von heute Abend ist beim roten Punkt

Die Wiege der Bergsteigerei

In Åndalsnes mache ich Pause. Das Dorf ist gemäss der norwegischen Selbstdeklaration die Wiege des Alpinismus. Es hat ein alpines Museum und die Region ist weltweit bekannt für ihre Berge und die Landschaft. Romsdalen, Trollstiegen, Trollveggen, Geirangerfjord, usw.. Alles ist hier versammelt. Am Kai liegen zwei Schiffe der Hurtigruten. Die Fram und die Spitsbergen. Sie sind hier wohl „eingelagert“ da sie im Moment nicht gebraucht werden.

Was neu ist, sogar nigelnagelneu, ist die Bergbahn auf den Nesaksla. Schweizer Technik und Qualität ist seit diesem Jahr in Betrieb. Statt 700 Höhenmeter über den steilen Romdalseggen hinaufzusteigen, was ich bei schönerem Wetter durchaus gemacht hätte, fahre ich mit der Bahn hoch. Die Aussicht von oben ist, trotz der Wolken und Regenschauer die es hin- und hertreibt, hammermässig.

die Bahn geht direkt vom Hafen & Bahnhof her hoch
der Fluss Rauma
das Dorf – rechts die beiden Schiffe der Hurtigruten

So verpasse ich halt den Rampestreken, eine Aussichtsplattform die aber, so lese ich es, ziemlich überlaufen sein kann. Ehrlich gesagt ist die Aussicht von oben genauso toll. Die Hurtigruten führt ihre Gäste übrigens mit dem Bus ab Ålesund hierhin und dann mit der Bahn auf den Berg. Ausländer hat es wenige, ein paar Deutsche und vermutlich Gäste aus den Golfstaaten so vom Aussehen her. Im Supermarkt versammeln sich all jene die selber kochen. Es ist wirklich lustig die verschiedenen Einkaufsstrategien zu beobachten. Und das Verhalten der Leute wenn sie ihre gewohnten Produkte nicht finden.

Der letzte Abzweiger

Zum Abschluss will ich noch die Trollveggen besuchen. Das ist die höchste Steilwand Europas die sich 1‘000 Meter gerade in die Höhe erhebt und bloss 9 km entfernt ist. Es nebelt aber und so ist der Eindruck eingeschränkt.

da wären die hohen Wände – unten der Camping direkt vor den Wänden

Da es direkt unter der Felswand einen Camping hat und es schon 17.00 Uhr ist, biege ich ab. Der Camping ist nicht stark belegt. Das schlechte Wetter hat auch Vorteile. Die Norweger balgen sich um die Plätze vorne am Meer und so gibt es Platz hier hinten. Ich geniesse heute einen ruhigen Platz für mich unter Bäumen mit direktem Blick auf die Felswände, unten rauscht der Fluss Rauma und von der Strasse höre ich nullkommagarnichts.

Nach den Schwierigkeiten in Schweden bin ich die letzten Tage ein Glückspilz mit meinen Stellplätzen. Die immer wieder niedergehenden Schauer mit Sprühregen machen immer mal wieder Pause.

Heute gibt es endlich mal wieder Fleisch. Im Laden konnte ich 150 Gramm kaufen statt einer Kilopackung. Wild campen geht hier übrigens nicht. Es hat nur wenige Möglichkeiten und die sind alle mit einem Schild der Sorte „Camping verboten“ dekoriert.

Und so dies und das

Aus Zufall finde ich einen Artikel über Åndalsnes und den Dreharbeiten vom letzten Jahr für eine neue Folge des Films „Mission Impossible“ mit Tom Cruise. Das ist wirklich lesenswert. Krass was hier für ein Aufwand betrieben worden ist.

Am Morgen habe ich übrigens ein Erfolgserlebnis. In einem „Europris“, einem Supermarkt in dem ich selten war, finde ich tatsächlich meinen geliebten Illycafé in der Büchse. Endlich wieder richtigen Kaffee. Der kostet zwar drei Mal so viel als die andere Brühe, dafür kann man ihn trinken. Der Rest Pulver den ich habe wird heute Dünger für die Pflanzen auf dem Camping. Ich habe gleich alle Büchsen gekauft die es gab. Es waren bloss zwei.

Ja, sie sind nicht ausgestorben!

Im Laden heute Nachmittag in Åndalsnes kreuzt ein Kunde mehrmals meinen Weg. Ich rieche ihn jeweils schon von weitem. Ob er noch weiss, in welchem Jahr er letztmals geduscht hat? Dabei sieht er doch ganz normal aus und ist meinem Alter. Typen gibt es. So wie heute Morgen vor dem anderen Supermarkt. Da mussten wir Kunden beim Eingang / Ausgang ebenfalls warten bis ein Kunde seinen Kompass soweit im Griff hatte das er den Eingang traf.

Und die Bilder des Tages.