Das gepflegte Nichtstun

Der Tag im Schnelldurchlauf

Ein Blick aus dem Dachzimmer am Morgen bestätigt was der Wetterbericht gestern angesagt hat. Es ist stark bewölkt, die Wolken hängen tief an den Bergen. Es ist mit 13 Grad massiv kühler als gestern, dafür hat der Wind abgestellt. Hätte mir gestern jemand gesagt, dass ich heute Mittag warmen Milchreis esse und heissen Tee trinke, ich hätte gelacht.

Milchreis, heisser Tee und Meerblick

Mein Entscheid ist schnell gefällt. Ich steh auf’s Bremspedal und mache einen Tag Pause hier auf diesem wirklich netten und schönen Camping. Lesen, überlegen was die nächsten Stationen sein könnten und hinaus auf das sich sanft wellende Wasser in der Bucht schauen ist ungemein entspannend.

Am frühen Nachmittag lege ich eine Arbeitsschicht ein, logge mich für ein paar Stunden im Büro ein und erledige die wichtigsten Sachen. Dann fahre ich das Notebook wieder herunter und verstaue es hinter mir im Schrank.

Da die Sonne dann und wann ganz scheu durch die Wolken drückt, sitze ich auf das Velo und besuche das Fischerdorf Bud noch einmal. Gestern war ich da bekanntlich nur kurz da ein Regenschauer niederging.

Bud City
aktiver Hafen
Familienidyll
es gibt auch bejahrte Schuppen

Das Dorf ist klein, aber durchaus nett. Manchmal verstecken sich die schönen Dinge ja etwas. So fällt mir auf, dass es an vielen Orten Mövennester hat in denen Hochbetrieb herrscht. Auch Fischerhütten, die Rorbuer, gibt es zu mieten. Genauso wie auf den Lofoten, aber mit massiv weniger Touris. Auf dem höchsten Punkt über dem Dorf gibt es Reste einer alten deutschen Festung aus dem 2. Weltkrieg.

lange kommt nichts, dann Island und nachher Grönland

Und so dies und das

Kleindeutschland auf dem Camping

Auf dem Campingplatz komme ich mit verschiedenen Leuten ins Gespräch. Der Anteil an Deutschen beträgt rund 80%. Und die Norweger die es hat sind auch Deutsche. Mindestens vier Partien sind Deutsche die nach Norwegen ausgewandert sind. Der überwiegende Grund: nach der Ausbildung suchten sie Arbeit, die Schweiz war bei den meisten Favorit, aber da fanden sie nichts oder die Regeln passten nicht. In Norwegen sind sie fündig geworden und so wanderten sie in den hohen Norden aus. Meine heutigen Nachbarn kommen aus der Region von Tromsø und ursprünglich aus Bayern. Irgendwie ist das lustig. Sie machen Ferien im Süden, ich im Norden. Und beide sind wir am selben Ort. Rauf zu ihnen sind es von hier ca. 1’400 km. Zu mir nach Winterthur ca.2’200 km. Immer wieder beeindruckend diese Distanzen.

Das Wetter, die Touristen generell und die Schweizer

Genauso interessant ist, wie die Leute sich reisetechnisch verhalten. App gesteuert ist der Tourist heutzutage unterwegs. Ich bin da ja nicht anders, schaue auf die Wetter App und bewege mich dann entsprechend. Sogar die Nordnorweger kamen so in den Süden. Bei ihnen sei schon der Winter miserabel gewesen, der Frühling habe auch gleich mitgemacht und auch der Sommer sei komplett ins Wasser gefallen. Sie hätten gerade mal eine schöne Woche gehabt. Von der Hitzewelle hätten sie nichts gespürt, die sei im Süden abgelaufen. Für sie seien die 13 Grad und das trübe Wetter heute schon richtig schön im Vergleich zu dem was sie oben hätten.

Die anderen neuen Nachbarn sind Zürcher. Die, um ein paar Tage versetzt, praktisch dieselbe Route machen wie ich. Sie kamen ebenfalls aus Schweden nach Norwegen weil es hier kühler ist. Und fragen sich jetzt, ob sie gen Süden sollen oder retour nach Schweden. Sie wollten ans Nordkap, haben das aber sein lassen, siehe schlechtes Wetter im hohen Norden. Ich für mich weiss es schon. Ich bleibe vorläufig mal hier an der Westküste und bewege mich sachte südwärts. Denn seit heute habe ich eine Idee wie es weitergeht. Soviel zum Nichtstun, da kommt man auf Ideen.

Nix mehr mit kurzen Hosen und so – es braucht wieder mehr Kleider

Und zum Schluss noch dieser hier: sagt mir ein Deutscher in der Dusche er sei jetzt fertig, ich könne rein. Er habe heute Morgen schon einmal geduscht, aber mit kaltem Wasser (das ist wirklich kalt!). Weil er seine Brille nicht aufhatte und das 10 Kronen Stück in den Schlitz für die 20 Kronen warf. Warm duschen sei definitiv schöner :-).

Und die Bilder des Tages.