Der Tag der Kontraste

Der Start auf dem Strynefjell

Als ich mich wecken lasse spüre ich die Wärme der Sonne auf meinem Verdeck. Das fühlt sich vielsprechend an. Als ich rausschaue ist der Himmel bedeckt, aber es hat auch Sonne. Der Gamle Strynefjellsvegen ist damit der erste Programmpunkt. Ich fahre ihn zurück an den Ort wo ich gestern hergekommen bin, drehe um und fahre den Weg nochmals bis zum Ende im Fjell von Grotli. Beim Stryn Sommerskicenter frage ich mich, wie lange hier oben wohl Sommerski gefahren werden kann. Denn der Gletscher wird, wie bei uns, laufend kleiner. Im Internet sehe ich dann: es war offen bis zum 20.06.2021.

Strynefjell
das kleine Skigebiet
der Gamle Strynefjellsvegen (Gamle = Alt)

Der Weg nach Osten

Da ich die Gegend doch einigermassen kenne nach den diversen Besuchen der letzten Jahre, fahre ich bis nach Lom durch. Das ist das Zentrum in dem die Strassen aus den drei Nationalparks Jotunheimen, Breheimen und Reinheimen zusammentreffen. Auch die zwei höchsten Berge Norwegens, der Galdhøppiggen und der Glittertind, liegen in Lom. Dementsprechend ist das Puff gross, so auch heute. Ich besuche die berühmte Bäckerei im Ort, übe mich im Schlange stehen nach Corona-Art und geniesse dann meinen Cappuccino mit einer Hefeschnecke mit Füllung. Das alles an der warmen Sonne die gewittrig niederbrennt. Es hat über 20 Grad. Die Stabkirche fotografiere ich aus der Entfernung. Sie ist für Touristen gerade gesperrt da ein Begräbnis stattfindet.

der Fluss Otta ist ziemlich trocken
die Bäckerei mit dem Wasserfall im Vordergrund
die bekannte Kirche von Lom

Der weitere Weg nach Süden

Der führt mich über die Jotunheimen-Gegend. Ungefähr 25 km nach Lom biege ich ab. Es hat viel Verkehr und: es regnet. Kurz nach Lom haben Schauer eingesetzt. Auch die Jotunheimen-Gegend kenne ich gut. Im 2015 wanderten Gabi und ich über den bekannten Besseggen-Grat. Als ich heute einen Augenschein nehme fällt mir als erstes der neue, grosse, Parkplatz auf. Die Massen an Leuten, die über den Grat wandern, müssen offenbar besser verwaltet werden als auch schon.

Regenschauer voraus
ein Teil des Besseggen
Sonne flüssig

Der Grat selber ist knapp unter der Wolkendecke und somit sichtbar. Es regnet nach wie vor und ist jetzt mit 10 Grad eher frisch.

Immer weiter gen Süden

Beitostølen ist mein nächstes Ziel. Da hatten Gabi und ich im 2015 unser Basislager in einer Ferienwohnung. Die norwegische Landschaftsroute Valdresflye (Straße 51) führt über diese weite, weite Ebene. Da kommt Lapplandfeeling auf so leer ist das hier oben. Ich quere Flye auf 1’389 Metern – so etwas wie dem Pass der Gegend, es regnet, bei jetzt 7 Grad.

Langlauf in Beitostølen

Die Norweger trainieren im Sommer für den Winter. Mit ihren Rollskis fahren sie durch den strömenden Regen. Neben Einzelsportlern sehe ich eine Truppe von rund 20 Personen die im Skatingstil auf dem Veloweg bergwärts stöckeln. T-Shirts und kurze Hosen tragen sie, es regnet, aber wärmer, es hat 9 Grad.

Nass geht es weiter

In der Zwischenzeit regnet es so stark, wir fahren noch mit um die 50 km/h, sonst siehst du nichts mehr. Da wir langsam an Höhe verlieren wird es etwas wärmer und ich konstatiere 11 Grad.

Da es so fest regnet, macht es keinen Sinn, irgendwo einen Campingplatz anzusteuern. Ich will raus aus dieser grossen Regenwolke. Das gelingt mir in Fagernes, da ist es trocken. Ich steuere den örtlichen Campingplatz an und lande im Luxus. Gross, gut belegt, perfekt organisiert, jeder hat einen geteerten und ebenen Stellplatz plus für Tisch und Stuhl einen Vorplatz mit Verbundsteinen. Die sanitären Anlagen sind fast neu, sehr grosszügig und blitzsauber. Sogar ein WLAN haben sie, und zwar eines mit Saft. Was für ein Unterschied zu anderen Plätzen die ich bis jetzt gesehen habe. Schade bleibe ich nur für eine Nacht. Ach ja, geschüttet hat es dann auch noch, aber nur kurz. Vorher sass ich zum Apéro etwas an der warmen Sonne.

Apéro an der Sonne
mein Platz direkt am Strondafjorden (ist ein See, nicht das Meer)

Und so dies und das

Hund und Katz

Den mit den Hunden auf dem Camping hatten wir schon. Das ist hier übrigens kein Thema. Heute geht es um Katzen, die ein Nachbar schräg gegenüber hat. Ich dachte zuerst, an der Leine seien zwei Hunde befestigt. Aber nein, der hat tatsächlich zwei grosse Katzen an der Leine im Freilauf. Die armen Tiere dürfen sich im Radius von 10 Meter bewegen und ich frage mich, wie artgerecht das wohl ist.

Schauen und staunen

Ansonsten ist es extrem spannend über den Platz zu wandeln und etwas herumzuschauen. Vom Dänen mit dem Uralt-Mercedes und dem ebenso uralten Wohnwagen bis hin zum ultramodernen Wohnwagen der XXL-Klasse mit dezenter Aussenbeleuchtung in rot (ist das ein Bordell?) hat es alles. Beim Dänen ist vermutlich alles im Originalzustand, das muss ein Liebhaber sein. Ganz spannend finde ich seinen Türschliessmechanismus am Mercedes. Je ein Gummizug geht zum Dachträger und hält die Türe zu. Aus dem Augenwinkel sehe ich die Inneneinrichtung des Wohnwagens. Sogar der Transistorradio ist historisch.

Tierischer Schilderwald

Nach den Tagen an der Westküste, wo ich nur Warnschilder für Schafe und Rotwild gesehen habe, kehre ich heute ins Elchland zurück. Zusätzlich kommen noch die Schilder dazu, die vor Rentieren warnen. Die einzigen Tiere die ich sehe, und die relativ unkontrolliert auch im dichten Verkehr auf den Strassen herumlatschen, sind Schafe. Da gibt es brüske Brems- und Ausweichmanöver wenn eines dieser Wollknäuel ohne ersichtlichen Grund einfach vor ein Wohnmobil läuft. Es geht aber immer gut aus. Die Einheimischen sind sich das wohl gewohnt.

Die Bilder des Tages.

Mit der Strecke.