Da schwitzt der Elch

Heizung voll aufgedreht

Im schwedischen Fjäll haben sie die Heizung voll aufgedreht und die Feuchtigkeit massiv erhöht, in Åre hat es an die 25 Grad, null Wind und die Luft steht quasi still. Ich habe schon am Morgen ein klebriges Gefühl. Ich bin in den schwedischen Bergen und nicht am Mittelmeer. Die Stadt ist das schwedische Zermatt. Die Reichen und Schönen haben hier ihre Häuser und Appartements. Der Ort ist geprägt von grossen Gebäuden mit Ferienwohnungen. Die, davon gehe ich auf Grund der Anschriften aus, häufig von grossen Ferienvermittlern betrieben werden. Clubferien sind in Schweden offenbar in.

Als erste Aktivität ist der Besuch des Vogelschutzgebietes Ånnsjön auf dem Programm. Die Vögel sind zwar weg, sie ziehen bis Ende Juli in den Norden, das Gebiet ist aber auch so einen Besuch wert. Der seichte See bedeckt eine grosse Ebene (59 km2) und ist mit Schilfgürteln und Inselchen unterteilt. Als ich meine kurze Wanderung mache, habe ich das Gefühl zu verschmachten. Die pralle Sonne brennt nieder und ich komme mir vor wie in der Sauna.

Da schwitzt der Elch

Genau, wenn der Elch schwitzt habe ich ganz klar zu heiss. Bei diesen Temperaturen eine richtige Wanderung zu unternehmen ist keine gute Idee. Der Wetterbericht sagt für Montag noch mehr Hitze voraus. Bevor das alles dann ungefähr ab Dienstag kippt, nass und vor allem kühler wird. Ein Elch kann übrigens gefährlich leben sehe ich heute auf zwei Schildern.

West oder Ost ist die Frage

Ich muss überlegen, in welche Richtung ich gehe. West (Norwegen) oder Ost (retour nach Östersund in Schweden). Åre ist genau in der Mitte. Da ich das mühsame Elend mit dem Camping nicht nochmals erleben will, entscheide ich mich für Westen und fahre nach Trondheim. Eine Fahrt durch schöne Landschaften, einmal mehr. Und durch die Hitze. Fotos mache ich wenige, denn ich will Vorwärtskommen. Aber ob das mit dem Elend des Campeurs gut kommt? Siehe weiter unten.

Reduit in Norwegen?

In Hegra schaue mich mir die gleichnamige Festung an, die die Norweger 1910 in Betrieb genommen hatten. Dannzumal hatten sie Angst vor einer schwedischen Invasion. Sie bauten im ganzen Land mehrere Festungen, da hatte schon vor den Schweizern jemand ähnliche Ideen. Sie haben für die Festung, die man begehen kann, einen Berg ausgehöhlt in dem es nass und kühl ist. Wie wohl die Verhältnisse für über 100 Jahren gewesen sind?

Heute ist das anders mit der Invasion. Da bauen die Schweden in Storlien, direkt an der Grenze in der Pampa des Fjälls, ein grosses Einkaufszentrum. Da oben ist sonst nichts ausser ein paar Skifahrern im Winter welche die Ferienhütten bewohnen die überall verstreut stehen. Es gibt aber auch hier, wie bei uns, Einkaufstourismus über die Grenzen hinweg. Ach ja, und Tesla hat noch eine Schnellladestation hingestellt. Denn die Norweger kommen ja meistens mit einem Elektroauto. Mit all den Einkäufen müssen die Batterien voll sein, sonst kommen sie nicht mehr nach Hause.

Hinten shoppen – vorne laden

Als ich in Trondheim, respektive etwas nördlich davon ankomme, bin ich am Meer. Direkt am Wasser weht ein herrlich kühler Wind. Es hat noch um die 21 Grad. Was sehr angenehm ist. Aber …

Des Campeurs Elend

… der Campeur überlegt sich, ob er eine Krise hat oder nicht. Ich glaube, so zu 50%. Denn auch heute ist es extrem mühsam und vor allem zeitraubend um einen Stellplatz zu finden. Es hat sehr wenig Campingplätze und die sind komplett voll mit Norwegern. Auch hier boomt der Campingtourismus im eigenen Land. Touristen sehe ich so gut wie keine, ein paar wenige Deutsche fahren vorbei. Was für ein Gegensatz zu normalen Jahren. Auf einen vollen Campingplatz habe ich so was von keine Lust. Das mit der grossen Freiheit ist irgendwie nicht so ganz wahr stelle ich fest. Wobei ich das bereits im Vorfeld vermutet hatte. Aber jeden Tag zwei Stunden einen Platz suchen? Das finde ich ätzend mühselig.

Wild irgendwo hinstellen ist extrem schwierig. Die Gegend um Trondheim ist dicht besiedelt. Da geht nix mit wild. Aber trotz allem bin ich am Ende fündig geworden. Dank einer App die einen Stellplatz anzeigt. Da bin ich aber nicht, denn es stehen schon mehrere andere Wohnmobile als ich komme. Ich bin jetzt ganz allein mitten im Wald und kann endlich wieder die Ruhe geniessen.

Sogar draussen sitzen klappt einwandfrei. Bis jetzt ist weder ein Mücke noch so eine Killerbremse aufgetaucht wie sie mich in Schweden umschwirrten. In der Ferne blöckt ein Schaf und auch der Verkehr auf der Waldstrasse ist nun stark zurückgegangen. Der Platz liegt auf dem Fjell oberhalb von Trondheim. Es hat hier viele markierte Wege und vermutlich ist der Verkehr von den Ausflüglern. Ich werde mich mal schlau machen, was man so alles unternehmen kann. Morgen Montag versuche ich es auf einem Campingplatz. Am Meer zu sein wäre schon schön.

Aktuell ist es 21.30 Uhr und ich stelle fest: die Sonne ist weg, es wird markant kühler. Ich fröstle. Ein schönes Gefühl darf ich sagen nach der Hitze heute. Es ist Zeit, in den Bus zu wechseln.

Gesund links: Gemüseeintopf mit Fisch; weniger gesund rechts: Chips; und einfach gut: ein kaltes Bier

Und dies und das

Corona – ein Virus mit Folgen.

Es bringt nämlich allenthalben die Grenzkontrollen zurück. Zwischen Schweden und Norwegen ist ein mobiler Grenzposten installiert worden. Das norwegische Militär betreibt, etwas im Rückraum, also nicht direkt an der Grenze, diesen Kontrollposten durch den keine Mücke schlüpft. Lückenlos wird jede Person kontrolliert. Mit Covid-19 Impfzertifikat kann ich problemlos einreisen. Der Grossteil der Leute steht aber Schlange. Vor dem Zelt in dem sie einen Covid-Test machen müssen. Auch die Quarantäneregeln sind hier noch voll in Kraft. Ausser für die Geimpften mit Zertifikat. Sonst merkt man von Covid-19 noch weniger als in Schweden. Einige Kilometer weiter hat dann eine mobile Zollkontrolle jemanden erwischt der wohl zu viel Alkohol über die Grenze brachte. Der Berg an Büchsen und Flaschen der beim Auto aufgebaut ist spricht Bände.

Norwegischer Armeeposten und kein Flohmarkt
Anstehen für den Covid-19 Test

Pack die Badehose ein

400 Meter vom meinem Stellplatz gibt es den Baklidammen. Einen Staudamm der einen recht grossen See zurückhält. Der See ist als Badesee bekannt. Ich packe also meine Badesachen ein und wurzle mit den Crocs durch den Wald. Denn ich will baden da ich ja keine Dusche habe heute. Beim vermeintlichen See angekommen schaue ich blöd. Der See ist weg. Die Staumauer wird seit letztem Jahr und noch bis diesen Herbst saniert. Der See ist also leer. Tja, Künstlerpech, so wurzle ich zurück und nehme eine Aussendusche beim VW Bus mit kaltem Wasser. Das erfrischt auch und tut gut. Da will ich mal baden, und dann das.

Nichts da mit Badesee – das ist eine Baustelle
Badezimmer der Sorte „Budget“

Die Bilder des Tages.