Schnuppern an der ViaRhenana

Die Bise zieht, der Himmel ist meistens bewölkt, die Sonne blinzelt kurz durch die Wolkendecke und es ist frisch. Velowetter? Wir wiegen ab, und entscheiden uns, die Wanderschuhe anzuziehen. Ein weiser Entscheid, wie wir bereits am Bahnhof Winterthur feststellen. Wo sich auf dem Perron die Velos drängen. Um in den Zug geladen zu werden, der viel zu wenig Platz für all die Zweiräder bietet. Auffahrt lässt grüssen.

kein Velowetter heute

Uns lockt es, ein Stück der Wanderroute 60 am Bodensee zu gehen. Die komplette Route ist 195 km lang, was doch ein paar Tage in Anspruch nimmt. Unser Stück führt ab Kreuzlingen dem See und dem Seerhein entlang. Manchmal nah am Wasser, dann wieder weiter weg. Bei Triboltingen geht es sogar in die Höhe. Was die Übersicht erhöht. Es ist grüner als grün. Das viele Nass der letzten Wochen lässt die Vegetation spriessen. Auf den Feldern liegt stellenweise noch Wasser und neben den Wegen ist es sehr feucht.

Grünfutter

Die Gegend gefällt uns und wir werden sie mit dem Velo bald einmal besuchen. Wenn es dann vielleicht etwas weniger Leute mit Zweirädern im öV hat. Die Flachwanderung ist genau das, flach. Eine eher ungewohnte Erfahrung für uns. Da in den Bergen nach wie vor Schnee liegt, und es wieder bis in tiefe Lagen geschneit hat, bewegen wir uns in tiefen Lagen. Am Wochenende schauen wir dann mal im Prättigau, was so drinliegt.

Vögel ziehen durch die Luft, Reiher gibt es in grösserer Zahl. Enten schwänzeln im Wasser und an einer Stelle springt ein Reh durch das nasse Gras. Natur pur treffen wir an. Mit wenig Fussverkehr, vielen lauschigen Stellen und, da wo wir in die Dörfer kommen, schönen Wohnlagen. Die oftmals ziemlich steril wirken. Die Ausdehnungen der Villen sind imposant. Hier wird edel gewohnt.

In Gottlieben sehen wir das, was es hier im Moment öfters zu geben scheint. Gaststätten der Kette „Zu – vermutlich für immer“. Es lebt irgendwie nicht so richtig. Leere Gebäude und Bauvisiere die schon älter sind treffen wir an. Zum Glück hat es zwei, drei nette Cafés. Und natürlich das, was Gottlieben bekannt macht: die Produktionsstätte der bekannten Gottlieber Hüppen. Aber sonst? Ja, die tolle Lage am Wasser. Bloss macht die nur bedingt Spass wenn es sonst nicht viel hat. Keinen Laden, eine Bäckerei, die schon vor Jahren dicht gemacht hat und so sieht das auch in den anderen Dörfern aus. In denen teure Terrassenüberbauungen hingeklotzt werden. Wobei in Gottlieben zumindest für einen Teil der Gebäude der Drachenburg und des Waaghauses Hoffnung besteht. Und auch das Schloss Gottlieben ist ein Thema. Und das nicht nur wegen seiner Bewohnerin, die ehemals sehr prominent gewesen ist.

Hübsches Café in Gottlieben
Aussicht auf die Insel Reichenau

Leider hat sich die Sonne, die uns anfänglich erfreute, hinter die Wolken verzogen. Es ist wieder grau, kühl und windig. In Ermatingen, beim Friedhof, sehen wir bei der Bushaltestelle, dass in wenigen Minuten ein Postauto fahren wird. Spontan beenden wir unsere Wanderung und steigen in den gelben Bus ein, der uns nach Märstetten bringt. Von wo wir mit der S-Bahn nach Winterthur zurück zuckeln. Frisch gelüftet, mit schönen Eindrücken und Ideen für die Velotour.

Einige Bilder des Tages.

Und die Route.