Wetterküche Chrüz (2195 m)

Voll Winter und das am 20. März? Ja, es ist so. Schnee liegt in Massen, es ist wieder kalt und es schneit. Schwierig sind die Voraussetzungen für den heutigen Tag. Das Lawinenbulletin teilt heikle Verhältnisse mit. Die Wetterfrösche liefern Wolken, Schneefall, grosse Kälte und starken Nord- bis Nordostwind in der Höhe. Mit diesen Zutaten eine schöne Skitour auszuhecken ist nicht ganz einfach. Am Ende stellen wir fest, dass es auch im Engadin drüben keine Schönwettergarantie gibt. Somit orientieren wir uns der Nähe nach und legen uns auf das Chrüz oberhalb von St. Antönien fest. Ein Klassiker, und da wir da fast jeden Stein kennen, lassen sich die Verhältnisse gut einschätzen.

Um 10.00 Uhr brechen wir auf. Es schneit, es hat Wolken, stellenweise bricht die Sonne durch. Es liegt pappiger Neuschnee. Der Skilift hat bereits Sommerpause. Dem Pistenhang entlang steigen wir auf. Je höher wir kommen, je leichter und pulvriger wird der Schnee. Der Wind weht sackkalt über die Kuppe. Fast hinter jedem Baum ändern die Wetterverhältnisse. Ist es windstill und die Sonne kommt durch, merken wir die Kraft der Märzsonne. Ist sie weg und der Wind bläst, fühlen wir uns eher in Sibirien. Es hat bloss -9 Grad, aber der „Windchill“ lässt einen nicht wirklich „chillen“. Gefühlt sind wir da bei – 20 Grad, da es mit etwa 20 km/h windet.


Der Aufstieg ist traumhaft. Tief verschneite Bäume, eine meterhohe Schneedecke und so um die 20 bis 30 Zentimeter Neuschnee. Das müsste gut kommen sagen wir uns bei der Pause auf der Alp Valpun. Was dann kommt ist der letzte Teil des Aufstiegs auf das Chrüz. Das wir gerade noch knapp sehen in den Wolken. Es sind wenige Leute unterwegs heute. Eine Gruppe kreuzen wir beim Aufstieg, sie sind auf der Abfahrt und etwas unglücklich. Denn es ist ziemlich weiss, runderhum, oben, unten, überall. Es zieht zu. Der Schneefall wird stärker. Wir wissen wo wir sind, sehen tun wir aber streckenweise nicht mehr allzuviel. Ob das gut kommt mit der Abfahrt? 

Wir steigen weiter auf. Die Spur ist gut, erst im Gipfelhang wird es etwas schwierig, die Orientierung zu halten. Es ist schlicht rundherum weiss. Wenn ich nicht wüsste wo ich hingehe, ich hätte null Ahnung wo ich bin. Den Gipfel finden wir zielgenau. Es ist kalt. Wir rüsten rassig die Skier um und mampfen dabei unsere Eingeklemmten. Für eine richtige Pause ist es zu ungemütlich. 



Dann, auf einmal, ist die Sicht da. Die Wolkendecke reisst auf. Die Sonne grüsst. Wir sehen wo wir sind. Und noch besser: wir sehen wo wir abfahren werden. Jetzt geht es schnell. Die Abfahrt im leichten und frischen Pulverschnee, mit Sicht!, ist der Hammer. Rund 20 Minuten ist die Sicht gut. Uns reicht das. Wir fahren ab bis zum Wald unterhalb von Valpun. Es zieht wieder zu. Was uns aber egal ist. Denn hier unten ist die Sicht nicht mehr entscheidend. 

Das letzte Stück der Abfahrt geht dem Skilift Junker entlang hinab bis zur Talstation. Pappiger und verblasener Neuschnee liegt da. Da wirst du zum Passagier auf den Skis die irgendwo durchfahren. Aber was soll’s? Der geniale Teil der Abfahrt ist das was begeistert hat und uns in Erinnerung bleiben wird.

ja, es war heute frostig

Stell dir vor, im 2020 haben wir 26. Februar die Skitourensaison mit einer Tour bei rekordmässig miesen Verhältnissen abgeschlossen. Und dieses Jahr? Sind wir immer noch unterwegs von Höhepunkt zu Höhepunkt. Genial ist das. 

Die Bilder

Die Route.