Chamonna Tuoi in der Bise

Die Bise bist. Und wie. Sie führt dazu, dass es im Prättigau bis auf über 2’200 Meter hinauf Wolken hat und es heute Morgen trüb ist. Was gar nicht zu unserem heutigen Tagesplan passt. Den wir kurzerhand auf den Sonntag verschieben und so quasi im Handumdrehen eine neue Tagesplanung erstellen müssen. Was uns gelingt. Zuerst schauen wir Webcam. Schnell ist klar: die Nordseite fällt heute flach, da stecken alle Gipfel in den Wolken. Das brauchen wir nicht. Im Unterengadin hingegen ist der Himmel blau und klar. Schnell packen wir die Schneeschuhausrüstung zusammen, fahren nach Selfranga auf den Autozug und lassen uns im Nu hinüber in die Sonne chauffieren. 

Ab Guarda ziehen wir los ins Val Tuoi. Auf der Fahrstrasse haben sie extra Schnee hingekarrt damit die Skitüreler gut in die Chamonna Tuoi hinauf kommen. Wir stapfen mit den Schneeschuhen hoch. Die Sonne scheint, die Krokusse spriessen und es liegt weniger Schnee als wir gemeint haben. Dafür bläst uns die Bise stramm direkt entgegen. Das wird den ganzen Aufstieg über so bleiben. Eine ziemlich erfrischende Sache. Ein Aufstieg in Jacke und Handschuhen. Das habe ich sonst im Hochwinter, aber sicher nicht im Frühling. Nun, die Sonne entschädigt und die tolle Landschaft ebenso. 




Rechts oben sitzt der Piz Cotschen, ein bekannter Skitourenberg. Aber auch hier hat es nur noch wenig Schnee. Alles ist abgeblasen. Im Prättigau liegen noch Schneemassen, hier drüben ist die Schneedecke nur noch ein Fleckenteppich. Zum Glück haben wir die Schneeschuhe genommen heute. Der Schnee ist nämlich alles andere als schön zu fahren. 

Wir steigen direkt nach Norden auf ins Tal. Ein gerader Strich auf der Karte. Mit fast keinen Abweichungen nach links und rechts von der Spur weg. Passiert das, sacke ich rassig in die Tiefe. Die Schneedecke trägt nur sehr, sehr mässig. Die Löcher sind tief und einmal versinke ich beidbeinig in die Tiefe und komme fast nicht mehr raus. Drum: immer schön auf der Spur bleiben, da bleibe ich oben. 

An einer kleinen Hütte essen wir Zmittag. Windgeschützt an der Hauswand. Die Sonne wärmt und ohne Wind ist es angenehm. Nach dem Essen geht es um die Ecke und wir stehen wieder in der Düse. Bald erreichen wir die Chamonna Tuoi und stehen direkt unter dem Piz Buin. Der mächtige Klotz dominiert das Tal und wir hatten ihn immer schön vor uns. 

Piz Buin mit der Chamonna Tuoi

Die Hütte umrunden wir und dann segeln wir mit Rückenwind wieder zu Tal. Nach wie vor immer voll auf der Spur. Mit dem Panorama vor den Augen. Das weite Tal mit dem tollen Ausblick ist wunderschön. Leute sehen wir durchaus, aber alle nur kurz da sie mit den Skis zu Tale fahren. Ein paar wenige Fussgänger auf Schneeschuhen passieren wir. Über alles gesehen sind spärlich Leute unterwegs. 

Auf einem Fels mit Erde obendrauf entdecke ich tatsächlich bereits blühende Anemonen. Unglaublich was diese Pflanze da geschafft hat. Auf über 2’000 Meter über Meer blüht sie schon im April! Weiter unten sind die Wiesen über Guarda mit ganz kleinen und zarten Krokussen übersäht. Eine Augenweide ist das. 

was für Frühlingsboten 😃


auch die Krokusse machen mit
Zurück beim Auto packen wir unsere eigene Beiz aus. Gabi hatte die Idee, in der Kühltasche bleifreies Bier mitzunehmen und ein paar Salznüsse. Eine 1a-Idee ist das. Auf einem sonnigen Bänkli beim Parkplatz mit Aussicht auf die gegenüberliegenden Berge zwitschern wir unseren Apéro. Bevor wir ins sonnengewärmte Auto steigen, uns so richtig nett aufwärmen und wieder zum Autozug fahren der uns hinüber ins wolkige Prättigau bringt. 

Die heutige Notlösung die wir aus dem Hut zauberten hat überzeugt. Es ist ein toller Tag geworden. 

Die Bilder

Und die Route.