Was man nicht weiss
Hätte ich am Morgen gewusst was mich auf meiner, so die Idee, gemütlichen Velofahrt nach Nyvallen, dem Eingang zum Sonfjället-Nationalpark, erwartet, ich wäre im Bett geblieben.
Durch die Hölle auf die Alp im Fjäll
Nyvallen ist eine Alp, so wie wir es kennen, direkt unter dem Sonfjället. Dahin führt eine Strasse. Die ist ca. 16 km lang. Ich fahre mit dem gelben Velotraum los und nach 2 km ist der Asphaltbelag fertig. Ab jetzt ist es eine typisch schwedische Nebenstrasse aus Kies. Aber was für eine. So etwas habe ich wirklich noch nie erlebt. Ich werde durchgerüttelt und geschüttelt, mir fällt fast der Helm vom Kopf. Dabei fahre ich aufwärts, so ganz nebenbei stelle ich fest, dass über 400 Höhenmeter auf 14 Kilometern vor mir liegen. Das ist nicht viel, aber bei dieser Strasse zählt jeder Meter doppelt.
Staub fressen
Kies ginge ja noch, der harte Teil ist aber der Staub. Es ist knochentrocken. Jedes Auto das mich überholt, und es sind einige, wirbelt eine dicke Staubwolke auf. Ich fahre eigentlich im Nebel den Berg hoch. Vermutlich werde ich am Morgen auf dem WC Zement produzieren. So viel Staub habe ich noch nie geschluckt. Aber auch das ginge ja noch. Der Höhepunkt ist die Qualität der Strasse. Eine Ratrakspur kommt dem sehr nahe. Praktisch lückenlos ist die Strasse genauso gewellt. Aufwärts geht es noch, aber abwärts ist das gefährlich. Zweimal haut es mir den Lenker aus den Händen so sehr schüttelt es mich durch. Auf Fotos habe ich verzichtet, ich hatte null Lust, den Fotoapparat zu verschmutzen. Vielleicht mache ich Morgen ein Foto, wenn ich mit dem Auto dort unterwegs sein werde.
Gratulanten auf der Alp und „ich bin dann mal weg“
Die 32 km haben es wirklich in sich und ich weiss jetzt, wieso mir oben zwei Schweden gratulieren. Da kommt wohl selten jemand mit dem Velo hoch. Oben ist die kleine Alpbeiz, auf die ich mich gefreut habe, zwar offen aber trotzdem zu. Die Betreiberin sei gerade kurz mal nicht da. Die Definition von „kurz“ ist etwas schwierig. Ich warte 30 Minuten, verdrücke meinen Fruchtriegel gegen den Hunger und mache mich auf den Rückweg. Die Beizerin fehlt noch immer und vermutlich suchen die Leute noch jetzt nach ihr.
Gut gerüttelt ist halb geschüttelt
Unten beim Camping esse mich zuerst etwas und hänge dann nochmals gut 20 km mit dem Velo an. Ich gehe nach Hede einkaufen. Diesmal aber auf der E45. Was für eine Wohltat. Velofahren ohne Rüttelpiste und ohne Staub. Fast schon langweilig. Da stört nicht mal mehr der starke Gegenwind auf dem Hinweg nach Hede. Auf dem Rückweg fliege ich dann mit bis zu 40 km/h regelrecht der Strasse entlang, der Wind schiebt mich kräftig.
Der Tag in Kürze
Das Fazit des Tages: ein 1a-Stellplatz auf dem Camping weil ich am Morgen umziehen konnte. Eine Velofahrt die mich noch im Traum schütteln wird und ein versöhnlicher Abschluss auf Speichen. Morgen will ich dann ins besagte Fjäll und wandern.