Himmelblaue dänische Eindrücke

Was für ein Wetter. So um die 18 Grad, praktisch wolkenlos, mehr oder weniger windstill, Sonne und blauer Himmel. Und wir packen in Hvide Sande, sitzen ins Auto und fahren an unsere nächste Zwischenstation? Tönt relativ übel wenn man daran denkt, dass wir mit dem Velo fahren wollen. Ist aber durchaus angenehm, da wir das tolle Wetter trotzdem geniessen können. Auf der Fahrt nach Nors besuchen wir nette kleine Orte wie Lemvig am Limfjord oder Sehenswürdigkeiten wie den Leuchtturm Bovbjerg Fyr und die grösste Dorfkirche Skandinaviens in Vestervig. Hier besichtigen wir gleich neben der Kirche Spuren einer Siedlung aus der Eisenzeit. Ein paar hundert Jahre vor Christus wohnten bereits Menschen an diesem Ort. Bis 1830 gab es auch ein Kloster. Das dann aber abgerissen wurde. Dafür steht die zugehörige Klostermühle noch. 

ehemalige Klostermühle von Vestervig

Was man am Strand ebenfalls sieht, sind Reste des 2’685 km langen Atlantikwalls, den die Deutschen im 2. Weltkrieg zur Sicherung der Küsten vom Atlantik über den Ärmelkanal bis hinauf an die Nordsee gebaut haben. 

Bovbjerg Fyr


alte Bunker des Atlantikwalls direkt auf dem Strand

Vestervig Kirche 


Auf den gut 160 Kilometern ist heute vor allem die Vielzahl der Landschaftsformen spannend. Dünenlandschaft wechselt sich ab mit Wald, dann wieder viel Landwirtschaftsland und auf einmal wieder Sand und Dünen. 


Ferienhaustraum direkt in den Dünen 



Paletten begleiten uns heute (siehe weiter unten)

Strassenszene in Lemvig







Neben dem alles beherrschenden Wind, der die Vegetation teilweise schon fast grotesk stark verformt ist der Sand die treibende Kraft. Entweder weil er, wie kurz vor Thyborøn, in Form von Dünen bereits direkt an der Strasse angelangt ist und diese bei starkem Wind bedeckt, oder weil er in der Vergangenheit urbar gemachtes Ackerland zurückerobert hat. Sturmfluten haben in den vergangenen Jahrhunderten, bis in die 1930-er Jahre hinein, die Landschaft genauso beeinflusst. Teilweise sorgten sie für Umgestaltungen der groben Sorte. Meereszugänge verschwanden, andere entstanden. So entstanden einige der heutigen Siedlungen erst in den erwähnten 1930-er Jahren. Die Fischfangindustrie, die in Thyborøn den grössten dänischen Hafen hat und in Hanstholm den wertvollsten Fisch anlandet, ist auch erst seit dieser Zeit aktiv. Was für eine Vielfalt. Wir sind fasziniert. Kleiner Raum, grosse Geschichte kann man sagen. 

Windkunst – sieht aus wie geschnitten – ist aber vom Wind so geformt 
In Thyborøn führt uns das Navi an die alte Fähranlagestelle. Die gibt es nicht mehr. Wir suchen etwas, bis wir die komplett neu gebaute Anlegestelle finden und tuckern in rund 10 Minuten hinüber nach Agger. Respektive dessen Anlegestelle. Die sich auf einer einsamen Landzunge befindet die sich in den Limfjord hinein erstreckt. Kurz nach der Abfahrt von der Fähre knallt mir ein Stein in die Scheibe. Skandinavien und Steine in der Scheibe kennen wir von 2013 her. Mal sehen, ob man den Steinschlag reparieren kann oder ob die Scheibe ersetzt werden muss. Einmal mehr ist der Einschlag genau an der Grenze zum kritischen Randbereich. 

Ganz speziell ist unsere Unterkunft. Da ich, die Pfingsten lassen grüssen, bereits im Januar keine Wohnung an der Küste mehr gefunden habe, logieren wir in Nors, rund 15 km von der Küste entfernt. Was aus booking.com nicht hervorging ist, dass es sich bei „Palletten – Bofællesskab for seniorer“ um eine Wohnanlage vor ältere Menschen handelt. Eine so genannte „geteilte Community“. Der Besitzer bietet gut ausgestattete Wohnungen für ältere Menschen an die noch selbständig leben können. Plus 2 Appartements für Gäste wie uns. Als wir das sahen, staunten wir. Auch ob der offiziellen Bezeichnung der Anlage. Wir werden definitiv älter 😉. Uns kümmert es nicht. Die Wohnung ist hell, geräumig und vor allem sauber. Das gefällt. Das Dorf liegt auf dem Land. Da ist fast schon das Vogelgezwitscher als Lärm einzustufen. Herrlich diese Ruhe!

Weniger gefällt der Wetterbericht für Samstag. Der Wind dürfte stark sein und dazu kommt Nässe von oben. Schauen wir mal, was wirklich passieren wird.

Der Tag in Bildern.

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