Verhältnisse der feinen Art
Was werden wir verwöhnt. Perfektes Wetter, leichter Wind, an die 15 Stunden pro Tag Sonne, und es wird laufend mehr bis zum 21. Juni, und dazu ist es knochentrocken bei um die 22 Grad tagsüber. Wenn die Sonne untergeht und in der Nacht, da ist es dann wirklich frisch. Der Wetterbericht meint, es bleibe so. Wir haben ein Riesenglück. Das ganz spezielle Licht hier im Norden beeindruckt einmal mehr. Es ist viel heller als bei uns. Nach 15 Stunden Sonne sind wir ganz gerne mal am Schatten.
Die Velowege sind in ebenso perfektem Zustand. Pfirsichzarte Asphaltbänder treffen wir an, weniger zarte Schotterstrecken gibt es auch, die aber auch gut fahrbar sind. Schlaglöcher muss man suchen und so ist das Pedalieren eine grosse Freude. Auch die Beschilderung passt, man kann sich fast nicht verfahren. Wegen der Trockenheit ist der allgegenwärtige Staub ein Thema. Wir werden gepudert was das Zeug hält. Fahren wir irgendwo über Schotter, ziehen wir eine Staubfahne hinter uns her.
Skagen: hin, schauen und sofort wieder weg
Unser heutiges Tagesziel ist Skagen, ganz im Norden der Insel. Dort, wo Skagerrak und Kattegat zusammenkommen. Mit dem Velo gibt das eine Strecke von ziemlich genau 80 km, hin und zurück. Bei so gut wie keinen Höhenmetern. Die Idee wäre es gewesen, den Zusammenschluss der beiden Meere zu besuchen. Aber es kam anders. Flexibel wie immer passen wir den Plan an. Denn:
Kreuzfahrer ahoi
Skagen hat etwa 7’500 Einwohnerinnen und Einwohner. Wir sehen vom Horizont aus, genauer von der versandeten Kirche kurz vor Skagen, dass ein Megapott vor Anker liegt. Der Effekt? Das Dorf ist von Tausenden von Leuten geflutet worden. Alles ist voll. Die Touristenmassen füllen den Veloweg gen Nordspitze von Dänemark. Wir müssen auf die Strasse ausweichen. Es ist krass, was sich da an Horden durch die Gegend bewegt. Kreuzfahrtschiffe sind, man liest es öfters, ein Fluch. Für Skagen vielleicht wirtschaftlich ein Segen. Für uns? Ein Grund für die sofortige Flucht. Unser Glück ist, dass wir hier bleiben und so halt am Mittwochabend, wenn die Horden an den Buffets kämpfen, hoffentlich in aller Ruhe das Naturschauspiel ganz im Norden oben geniessen können. Die Aida-Schiffe legen in Deutschland unten ab und kuttern die Tourimassen auf diesen Routen gen Norden. In die Fjorde und die Städte von Dänemark, Norwegen und Schweden.
Damit es noch voller wird, sind zusätzlich noch Schülergruppen unterwegs. Die wohl ganze Schulhäuser umfassen. Ist Schullagerzeit in Dänemark? Wir wissen es nicht, aber diese grossen Gruppen finden wir vor Hotels und Jugendherbergen.
Am Wegesrand zu sehen
Da gibt es Heide, Dünen, die ganz grosse Råbjerg Mile passieren wir auf einem Weg, den wir gestern von der Dünenkuppe aus gesehen haben. Die versandete Kirche St. Laurentius besuchen wir. Das ist hier ein Muss. Alleine sind wir nicht, aber im Vergleich zu Skagen ist es einsam. Die Kirche ist heute ein Turm, denn die Kirche ist weg. Und versandet war das Teil mal, vor ca. 300 Jahren. Seitdem ist offenbar fleissig gewischt worden. Es ist blitzsauber im inneren des Turms. Aber ja, es sieht hübsch aus und manchmal reicht auch die nette Geschichte.
Ansonsten lebt die Gegend von der tollen Natur mit den Dünenlandschaften, den schönen Wäldern, in denen viel Eichen wachsen und der einen oder anderen kleinen Sehenswürdigkeit die man auf dem Sattel so passiert. Relativ karg und damit genau das, was uns gefällt.
Und so dies und das
Nachtessen mit Blick auf’s Reh? Das haben wir heute. Beim Nachbarhaus, in Richtung Meer, äst in aller Ruhe ein Reh. Ums Haus, in dem wir wohnen, flitzen die Vögel und die hier lebenden Bachstelzen sitzen wie gewohnt oben auf den Kaminen. Auf jedem Kamin ein Vogel. So muss das sein. Vorne sehen wir das Meer und so langsam aber sicher sinkt die Sonne in ein Wolkenband. Heute fällt der kitschige Sonnenuntergang aus. Wir geniessen die ruhige und friedliche Stimmung. Die Erholung spüren wir! Wie üblich im Norden sind wir ganz automatisch in unseren Trott gefallen. Es ist lange hell und wir merken gar nicht, wie spät es jeweils ist. So haben wir extrem lange Tage.
Das Bilderbuch vom Tag.
Mit der Route: