Wo ist denn hier das Meer?

Der frühe Vogel erwischt die besten Würmer. Oder so. Jedenfalls bin ich um 05.00 Uhr hellwach. Und das nach vier Stunden Schlaf. Da ich mich heute von Ost- nach Nordfriesland beamen muss und das neue Ziel nicht gerade um die Ecke liegt, stehe ich auf, esse meinen Zmorge, packe den Rest meines Karsumpels ein und ab geht die Post. Das Wetter könnte nicht besser sein. Umso besser bin ich so früh unterwegs. Der Entscheid erweist sich als goldrichtig. Lange fahre ich fast alleine. Erst auf der A1, der längsten und meistbefahrenen Autobahn in Deutschland, zieht der Verkehr an. Das ist harmlos im Vergleich zu dem Ghetto das ich hatte, als ich an derselben Stelle vorbeikam auf dem Weg von Berlin nach Düsseldorf. Ab Hamburg ist dann schon einiges los. Da ich die A23 nehme und die Dauerbaustelle A7 meide, merke ich davon wenig. Um 13.30 Uhr bin ich, nach Pausen und Abstechern, in Süderlügum. Hier habe ich meine Ferienwohnung bis Ende Juli. 


Die Wohnung erweist sich als Traum. Sauber, hell, gepflegt. Einfach perfekt. Garniert mit einem superschnellen WLAN. Deutschland ist leider bekannt für seine schlechten Internetverbindungen. Hier in Schleswig-Holstein schreitet der Glasfaserausbau aber rasant voran. Mein Glück! 



Nach dem Einräumen will ich das tolle Wetter geniessen und sitze aufs Velo. Kurz nach der Abfahrt merke ich, dass es im Dorf viele Läden hat. Ich wähne mich in Dänemark. Dänische Ladenketten sind hier, alles ist auf dänisch angeschrieben. Auf dem Parkplatz stehen vorwiegend dänische Autos. Sind die Dänen hier oben so quasi das Gegenstück zu uns Schweizern an der Südgrenze von Deutschland? Ja, genau das ist es. Die Dänen kommen über die Grenze um in Deutschland einzukaufen. Die Sachen sind günstiger und die dänische Luxus- und Fettsteuer (gibt es wirklich) fallen nicht an. So seien Lebensmittel bis zu einem Drittel günstiger. Das Dorf habe 11 Supermärkte, und 2’000 Einwohner. Sagt mir der Hausbesitzer am Abend. Nun, ich kaufe also zuerst ein und gehe dann auf meine Velorunde. 



Eigentlich will ich mehr oder weniger direkt ans Meer. Am Ende entpuppt sich das als Strecke von knapp 30 Kilometern bis ich endlich am Wasser bin. Die Nordsee will erfahren werden. Sogar auf einem grasigen Wanderweg pedaliere ich ans Ziel. Es lohnt sich. Die Gegend ist weit, die Sicht prächtig, die Sonne scheint und es gefällt schlicht und einfach. Schöne Häuser mit Strohdächern gedeckt hat es viele. Generell gefällt mir die Gegend hier besser als in Ostfriesland. Sie ist noch weiter. Und es hat mehr Bäume und Wälder. 


Grenze wie aus dem Bilderbuch 


Kein Witz – mein Weg zum Wasser – „Til Havet“ heisst „zum Meer“




In Højer bei der Schleuse stärke ich mich. Die ungeplant lange Velorunde macht hungrig. Auf der Strecke überquere ich die dänische Grenze und so ist meine Zwischenverpflegung typisch dänisch. Krabbenbrot und dazu ein Tuborg Bier (ohne Alkohol). 


Das war lecker und nötig 


Der Rückweg ist in etwa gleich lang, genauso schön und am Ende summieren sich knapp 64 Kilometer auf dem Tacho. Kurz vor der Grenze zurück nach Deutschland passiere ich übrigens das Forschungs- und Entwicklungszentrum von Ecco. Das sind die dänischen Schuhe, die es auch bei uns gibt. Die Firma siedelt hier im Grünen mit einem Campus der sehr ökologisch verträglich aussieht. Ansonsten ist wenig los. Natur pur ist vorherrschend und das ist kein Wunder. Ich bin im dänischen Nationalpark „Vadehavet“ unterwegs. Das heisst übersetzt Wattenmeer. 


Es hat sich gelohnt – das Wattenmeer in der dänischen Version


eine grosse Runde um ans Meer zu kommen 


Die Bilder der Zeit in Deutschland, Holland, Dänemark und Schweden liegen 
hier.

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