An der belgisch-holländischen Grenze kann ich von einem erhöhten Punkt auf dem Deich nochmals auf den Zwin zurück schauen. Ein eindrücklich grosses Gebiet mit Küste, Dünenlandschaft, Feuchtgebiet, Wiesland und Wald. Es soll sogar noch erweitert werden. Es gefällt, dass die unberührte Natur ihren dringend benötigten Platz hat oder wieder bekommt.
Auf der Karte führt meine Route, die Noordzee Route, ein Stück auf einer Fähre. Da bin ich ja mal gespannt. Zuerst folgt Genussradeln der Küste entlang mit einmaligen Ausblicken auf wunderschöne Sandstrände, natürliche oder angepflanzte Dünenlandschaft, Seen mit vielen Vögeln – bis das Terminal der Fähre sichtbar wird. Ein grosszügiger Bau mit breiten Velorampen zu den Kassenschaltern und nach dem „Gatter“ – so etwas ähnliches kenne ich doch von den holländischen Bahnhöfen; hier statt mit QR-, mit Strichcode zu öffnen – eine ebenso ausladende Rampe zur Anlegestelle der Fähre hinunter. Es stellt sich heraus, dass die Fähre nur für Fahrradfahrer mit ihren Stahlrössern und für Fussgänger verkehrt. Im Innern der Fähre gibt es denn auch entsprechend grosszügig Platz und Anstellmöglichkeiten für die Zweiräder. Die Fahrt auf die Insel Walcheren im Zeeland dauert 20 Minuten.
Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Wenig Wind und erst noch von hinten. Und windgeschützt ist es sogar sommerlich heiss. Das Thermometer zeigt denn auch 30 Grad an. Die Route führt herrlich abwechslungsreich an Schutzdeichen und Dörfern vorbei. Dann befinde ich mich auf dem Deich oder auf einem schön geführten Veloweg durch natürliches Dünengebiet. Oder, an diesem heissen Tag sehr willkommen, führt die Route durch Waldstücke mit knorrigen, niedrigen Bäumen.
Die Routenführung der Noordzeeroute LF 1 entspricht meinen Vorstellungen: konsequent immer nah an der Küste und „Umwege“ in Kauf genommen, um ein besonders schönes Stück Natur durch eine Naturschutzzone erleben zu können. Und immer wieder bestehen in den kleinen Dörfern zahlreiche Einkehrmöglichkeiten. Oft sind die schmucken Giebelhäuser, die mich manchmal an kleine Hexenhäuser erinnern, herzig anzusehen und zeigen sich gepflegt und herausgeputzt.
In Vrouwenpolder – ja, genau, hat mich auch an Frauenpower erinnert – bin ich, wie könnte es anders sein, im Hofhotel Christina untergebracht bei einer selbstsicheren, immer wieder laut lachenden, aufgestellten Frau in meinem Alter. Ein wunderhübsches Zimmer im Dachgeschoss des sehr gekonnt ausgebauten Bauernhauses empfängt mich mit Anschrift mit meinem Namen. Zoldersuite bedeutet übrigens: Suite auf dem Dachboden.