Insel Baltrum – auf ungewohnten Pfaden

Du bist auf der Insel. Du bist nicht mit der Fähre gefahren, nicht geflogen und eine Brücke hat es auch nicht. Sondern du hast die Insel auf ungewohnten Pfaden erreicht. Mit einer Wattwanderung. Genau das erleben wir heute.


Die Insel Baltrum kann zu Fuss von Nessmersiel aus erwandert werden. Wattwanderführerinnen und Führer begleiten die Gruppen durch das Watt auf die Insel. Das lassen wir uns nicht entgehen und um 14.00 Uhr geht es los. Mit Neoprenschuhen, kurzen Hosen und einer gewissen Spannung starten wir. Nach einigen Metern an Land steigen wir ins Watt ein. Etwas glitschig ist es, manchmal sacken die Füsse in den nassen Sand und Schlick ein. Das Gefühl ist erstaunlich angenehm. Das Restwasser wird von der zaghaft durch die Wolkendecke drückenden Sonne schön erwärmt. So verlaufen die ersten Schritte auf dem ungewohnten Grund erfolgreich und niemand legt sich hin. Das gehen ist zu Beginn etwas ungewohnt und anstrengend. Bald gewöhnen wir uns an den permanenten Gleichgewichtsausgleich.



ungewohnter Untergrund 



Der Führer erklärt auf humorvolle Art, wie das Watt funktioniert und was für Lebewesen sich darin tummeln. Es sind viele. Auffallen tun vor allem die Wattwürmer. Bis zu 50 Stück davon leben auf einem Quadratmeter. Die Würmer mampfen Sand, filtern die Nährstoffe heraus und lassen den Sand am Ende wieder raus. Das sind die feinen Häufchen und kleinen Hügel die man überall sieht. Das Watt ist voll davon. Leider ist es den Führern nicht mehr erlaubt, Wattwürmer auszubuddeln. Die Tiere können so dick und lang wie ein kleiner Finger werden. So wirken die Tierchen im Versteckten und wir sehen nur ihr Arbeitsergebnis.



Oder die Bäumchenröhrenwürmer. Die bauen aus Muschelschill, Sandkörnern und einem selber produzierten Klebstoff eine feine Röhre. Die kann bis 40 cm in die Tiefe führen. Oben ragt sie knapp über die Wasseroberfläche. Kommt die Flut, füllt es die Röhre mit Wasser. Am oberen Ende hat die Röhre feine Haare. Daran bleibt der Plankton hängen. Der Wurm wandert die Röhre hoch und mampft den Plankton. So organisiert sich hier im Watt jeder Bewohner sein Futter auf eine andere Art. Alle zusammen machen das Naturwunder Watt aus. Und sind einer der Gründe, wieso das Watt das Label Unesco Weltnaturerbe erhalten hat.



Watt waten vor Baltrum – links unten Mövenspuren – rechts unten Wattwurmhaufen 




Die Strecke hinaus auf Baltrum ist etwa 7.5 km lang und führt zuerst nach Osten. Wir durchqueren einige Wasserläufe. Die recht viel Wasser führen. Das Wasser reicht teils bis über die Knie, oder bis ans Hinterteil. Was je nach Körpergrösse dann entweder unter oder über dem Wasser ist. Zum Glück ist das Wasser nicht kalt. Der Untergrund ist erstaunlich fest und wir kommen rasch voran. Die ganze Wanderung ist nach rund 2 1/2 Stunden zu Ende und wir stehen auf Baltrum.



Eindrücklich ist vor allem, wie sich das Wattenmeer bei Ebbe zeigt und wie die Fläche auf einem wirkt wenn man sie durchquert. Harmlos sieht es aus, ist es aber nicht. Es gibt immer wieder Unfälle mit Toten. Leute gehen hinaus und werden dann entweder von der Flut überrascht oder ertrinken in einem Wasserloch. Wir stehen an Stellen auf dem feuchten Sand wo das Wasser am Abend 4.5 Meter hoch sein wird. Kommt die Flut, steigt das Wasser pro Minute um 1 Zentimeter. Tönt nach wenig, ist aber viel wenn du an der falschen Stelle stehst. Wir würden uns nie getrauen, die Wanderung ohne Führer zu machen.



links oben junge Crevetten – rechts unten die feinen Röhren der Bäumchenröhrenwürmer 




Nach der Ankunft auf Baltrum heisst es Füsse waschen, was erstaunlicherweise ganz gut geht. Die Füsse sind vor allem sandig, aber nicht dreckig. Wir haben Hunger und Glück. Das erste Restaurant das wir erreichen hat eine sehr ansprechende Speisekarte. Wir kehren ein und stellen fest: nicht nur die Speisekarte sieht nett aus, auch das Essen ist fein.



Gestärkt verlassen wir die Insel mit der letzten Fähre und fahren in 30 Minuten wieder zurück aufs Festland. Die Wattwanderung wird uns in Gedanken die nächsten Tage sicher begleiten. Immer dann, wenn wir das Watt sehen, können wir nun im Kopf spüren wie sich das an den Füssen anfühlt.



Die Bilder der Zeit in Deutschland, Holland und Schweden liegen hier.

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