Einmal trockenlegen im Norden

Entspanntes Fliegen geht so: das Flugzeug der SAS ist in Kloten fast leer. Es gibt somit null Hektik. Das Kabinenpersonal macht die Sicherheitsdemonstration so lustig, dass alle lachen müssen. Frei nach dem Motto: SAS habe das Weltbeste Kabinenpersonal. Wer das noch nie gesehen habe, soll mal in der Kabine schauen, da seien sie anwesend. Interessant ist weiter, wie das fliegende Personal aufgeregt ist weil hier die Air Force Two steht und vor allem einer der Spezialflieger der Amis mit einer mobilen Kommandozentrale (auch für Atomkriege). Am Flughafenrand sieht man die «Planespotter» an den Zäunen aufgereiht. Und auf dem Gelände hat es auffällig viel Polizei.


Irgendwo über Süddeutschland – mit Nebelmeer

Der Flug nach Kopenhagen verläuft ruhig. Ich kriege eine feine Zwischenverpflegung. Bei SAS fliege ich immer Business. Kostet, wenn man früh bucht, fast keinen Aufpreis. Bietet aber doch ein paar Annehmlichkeiten. Zum Beispiel immer den ersten Sitz ganz vorne. Da hat es viel Beinfreiheit. Sonst sind die SAS-Flieger nämlich extrem eng bestuhlt. Kurz vor Kopenhagen überfliegen wir einen grossen Windpark, der im Meer draussen liegt. Da stehen jede Menge Windräder direkt im Wasser. In Kopenhagen reicht es für einen kurzen Boxenstop in der SAS-Lounge bevor der Flug nach Trondheim bereit ist. 


Windpark südlich von Kopenhagen im Meer draussen

Auf dem Weg gen Norden wird es winterlich. Lange sehe ich bloss eine Wolkenmatte unterhalb des Flugzeugs. In Norwegen macht der Himmel auf und ich geniesse die verschneite und in der Zwischenzeit vertraute Landschaft. In Trondheim ist das Wetter klar. Um 15.00 Uhr steigen sie hier die Abenddämmerung ein. Es ist mit -6 Grad kalt. 


Wie üblich in Norwegen muss ich durch den Zoll. Und als Insider ist es klar, dass das durchgecheckte Gepäck hier persönlich umgeladen werden muss. Es muss einfach einmal durch den Zoll. Auch wenn dort keine Nase hockt. Nun ja, ich schleppe also alles einmal quer durch die Halle und checke das Material gleich wieder ein. Zwei Stunden Pause gibt es nun. Gerade recht, um ein paar administrative Kleinigkeiten aus der Sparte ehrenamtliche Arbeit zu erledigen. 


Trondheim in der Nachmittagsdämmerung um 15.00 Uhr



Weiter geht es nach Tromsø. Im Norden ist das Wetter gemäss Wetterbericht regnerisch. Bei knapp über null Grad. Nach ein paar richtig kalten Tagen startet jetzt gerade ein Wärmeeinbruch. Ich bin ja mal gespannt, was mich die folgenden Tage erwarten wird. Immerhin ist die Wettervorhersage nicht einfach mies wie die letzten beiden Jahre als ich hier oben war. Das lässt Raum für Hoffnung. 


Nach der Landung in Tromsø ist es warm. 4 Grad über Null. Somit 10 Grad wärmer als in Trondheim. Und, ich muss es so schreiben, arschglatt. Die typischen Eisbahnen die ich vom letzten Jahr auf den Lofoten schon kenne. Das ist hier halt normal. Das einmal kalte und dann wieder warme Wetter bringt das mit sich. Mit Müh und Not schlittere ich zum Mietauto. Die Antirutschteile sind im Koffer. Ich schaffe es fast. Mit dem rechten Bein bin ich am Einsteigen. Da rutscht der linke Fuss weg. Ich lege mich schwungvoll hin. In eine schön pflotschnasse Pfütze. Im Nu saugen sich die Kleider voll. Das Gefühl ist „nett“. Klatschnasse Hosen und Unterhosen, der linke Ärmel des Wollpullovers trieft ebenfalls. Zum Glück hat das Auto eine Sitzheizung.

Dank guter Ortskenntnisse bin ich dann relativ zügig im Hotel. Eines von mindestens drei Clarion Hotels. Zwei davon stehen im Abstand von 50m. Super. Zum Glück weiss ich, welches Gebäude ich brauche. Und wie daheim sind hier die Einbahnstrassen ein Genuss. Vor allem wenn man in der falschen Richtung davorsteht. Am Ende finde ich aber die richtige kleine und enge Gasse die zum Hotel führt und kann mich dort trocken anziehen. Dumm ist bloss, dass ich das Auto in ein Parkhaus stellen muss. Die 15 Minuten sind genau 15 zu viel. Wieso? Das steht im nächsten Absatz. Das Parkhaus übrigens haben wir im 2013 schon kurz beschrieben gehabt. Drin waren wir dannzumal nie. Es ist sehr speziell. Sie haben dazu einen Berg ausgehöhlt. Darin hat es jetzt diverse Stollen in denen man parkiert. Da kannst du minutenlang durch den Berg kurven und dir den idealen Parkplatz suchen. Möglichst nahe bei einer Ausfahrt. Sonst läuft man ewig bis man wieder draussen ist. 


Bis ich vom Parktunnel zurück bin, ist das Buffett im Hotel abgeräumt. Dumm gelaufen. Wobei: daheim esse ich im Moment gerade viel Chili con carne. Weil ich das für Pfadikollegen gekocht habe und wir dann die Sitzung kurzfristig absagen mussten. Und was war heute das Buffett? Genau, Chili con carne. Deshalb besuche ich das feine Seafood-Restaurant nebenan. Ich habe enormen Hunger. Zuerst eine Lobstersuppe und dann ein feines Heilbutt-Lachs Tartar. Leicht und fein.  

Die starke Bewölkung lockert sicher langsam auf. Für heute lasse ich es bleiben mit einer Nordlichtpirsch. Am Samstag soll das Wetter gut und der Himmel bis gegen Mitternacht ziemlich klar sein. Da ruhe ich mich nun lieber aus, schlafe schön und freue mich auf die Fahrt nach Senja. Ich bin sehr gespannt, wie die speziellen Lichtverhältnisse sein werden. Und meinen Fotostandort für den Abend kenne ich bereits. Reko über das Internet und Google Maps. So läuft das heutzutage. 


Die Stadt ist übrigens voll von Nordlichtpilgern. Kein Wunder, Tromsø ist DER Hotspot für Nordlichtjäger. Sie haben das Geschäftsmodell früh entdeckt und als Erste mit der gezielten Vermarktung begonnen. Was sie wohl machen werden, wenn die Sonne weniger aktiv sein wird? Denn der Zyklus geht langsam seinem Ende entgegen. 




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