Wir gehen Lärchengold schürfen

Am Donnerstag sind wir mit Freunden bereits im Oberengadin, in der Region St. Moritz, in die herrliche Herbstlandschaft eingetaucht. Das hat nach mehr gerufen. Und so sind wir heute Freitag wieder da.

Die Ecke von Maloja

Eine unbekannte Ecke ist für uns Maloja. Auf der Karte sehe ich den Lägh da Cavloc, als ich für den Besuch bei den Freunden, die in Maloja ein Haus haben, eine kleine Wanderung suche. Am Ende landen wir am Donnerstag dann in St. Moritz. Aber egal. Heute ist Freitag und die in der Zwischenzeit erweiterte Wanderung wartet. Den Lägh da Bitabergh habe ich in die Runde integriert. Ein Name, der uns an holländische Wurzeln denken lässt. Weit gefehlt, stellen wir fest, als Gabi den Namen recherchiert. Wir landen bei der lombardischen Sprache, genauer beim Alpin Lombardisch. Die Sprache ist vom Aussterben bedroht.

hinter Maloja

Es ist ziemlich kalt, als wir am Morgen in Maloja loswandern. Der Boden ist streckenweise gefroren, es zieht ein kalter Wind über die Landschaft. Zum Glück hat sich die Sonne durchgesetzt und den anfänglichen Nebel vertrieben. Die Lärchen strahlen golden um die Wette und der Himmel ist blau. Es herrscht Prospektwetter. Wir geniessen und wandern. Bis wir nach rund einer Stunde beim Lägh da Cavloc ankommen. Es ist kurz vor Mittag. Gerade richtig, um im kleinen Restaurant am See den Zmittag zu essen. Begleitet von einem einheimischen Kastanienbier mundet das Essen.

tiefenentspannt
Hirsch nach Bergeller Art

Mit vollen Bäuchen ziehen wir weiter. Zuerst erkunden wir die Umgebung am See, auf der Alp Cavloc. Bevor wir uns dem nächsten See zuwenden. Die Gegend ist voller Lärchen, deren Blätter herrlich gelb in der Sonne leuchten. Zum Glück ist es nicht überlaufen mit Leuten. Ob es daran liegt, dass man sich den See tatsächlich erwandern muss? Oder eher daran, dass wir relativ früh unterwegs sind? Jedenfalls freuen wir uns, hat es nur wenige Menschen hier oben.

Alp da Cavloc
am Anfang des Wegs zur Fornohütte
am Lägh da Cavloc
unterwegs zum …

Den kleinen Lägh da Bitabergh erreichen wir nach einer weiteren guten Stunde. Über Stock und Stein, auf und ab, geht der Bergwanderweg. Immer durch die herrliche Herbstlandschaft. Das ist einfach nur schön. Beim kleinen See rasten wir. Eine Zeitlang sind wir alleine dort. Im Wasser hat es sogar noch Kaulquappen. Die sind vermutlich sehr spät dran. Ob das gut kommt mit dem Winter?

Lägh da Bitabergh

Von See aus wenden wir uns talwärts. Bis zur Hochwassersperre Orden. Das ist eine Staumauer, die das Bergell, besonders Stampa, vor Hochwassern schützt. Die Mauer ist imposant und mit dem Kunstwerk „Culur“ von Gottfried Honegger geschmückt. Als wir lesen, dass das Hochwasserrückhaltebecken im Jahr 1987 randvoll gewesen sei, staunen wir. Das müssen enorme Wassermassen gewesen sein. Wären die ungebremst gen Bergell geflossen. Es hätte dort ausgesehen wie 1927. Als ein Hochwasser Teile von Stampa zerstörte.

Hochwasserschutz für das Bergell bei Orden

Weiter geht es für uns retour nach Maloja. Und hoch zum Torre Belvedere. Der sitzt über Maloja. In seiner Umgebung sind die Gletschermühlen zu besichtigen. Wir streifen durchs Gelände, staunen ob der tiefen Löcher, die beim Rückzug der Gletscher entstanden sind, frieren langsam etwas, weil die Sonne sich zurückzieht. Und sind deshalb froh, als wir bei der Postautohaltestelle im geheizten Vorraum des Tourismusbüros auf den Bus warten können. Der proppenvoll und mit Verspätung gen St. Moritz braust. Wo es uns tatsächlich noch auf den Zug retour ins Prättigau reicht. Auch der Zug ist voll. Lärchengold zieht Silberschweife an. Geschätzt sind 99% der Passagiere im Pensionsalter. Ja, auch wir bewegen uns darauf zu. Und machen uns etwas Sorgen, wenn dann all die Babyboomer im öV unterwegs sein werden. Das gibt eine weitere Art von Dichtestress.

Torre Belvedere
Gletschermühle
Tschüss ihr Lärchen, bis zum nächsten Mal

Und so dies und das

Als wir am Morgen in St. Moritz den Bus besteigen wollen, ist er schon ziemlich voll. An der Türe drängen sich die Leute. Die aber nicht so richtig zügig einsteigen. Den Buschauffeur kümmert das keine Bohne. Er sitzt vorne drin, drückt auf dem Handy herum, weigert sich, die vordere Türe zu öffnen und zu kommunizieren. Und dann kommt der Hammer: er schliesst einfach die hintere Türe und fährt weg. Verdattert stehen die „Fahrgäste“ da. Der Bus ist weg. Und der Ärger gross. So etwas haben wir noch nie erlebt. Zum Glück fährt eine halbe Stunde später wieder ein Bus. Der etwas weniger voll ist. Die halbe Stunde nutzen wir, um eine Beschwerde per Telefon bei der Postauto AG abzusetzen. Das wird wohl wenig nützen, lässt aber den Ärger etwas kleiner werden.

Jetzt sind wir retour in Fideris. Müde und zufrieden, mit dem Bild des Lärchengolds vor Augen. Und für mich ist der Tag ebenfalls hübsch. Ohne Schmerztabletten probiere ich aus, ob nach dem Velosturz alle Muskeln wieder richtig sortiert sind. Das sind sie, zumindest zu 95%. Die anderen 5% machen sich Abends bemerkbar. Da ist nochmals eine Portion Geduld gefragt.

Hier geht es zum Bilderbuch.

Das ist die Route.

Screenshot