Weisse Enziane auf dem Piz Giarsinom (2665 m)

Endlich ein heisser Sommertag. Zeit, sich in die Höhe zu verziehen. Wir fahren mit dem Zug nach Guarda und ab da geht es los.

Aussichtsberg gegenüber von Guarda

Zufällig entdecke ich vor einigen Tagen auf der Karte den Piz Giarsinom. Der steht direkt gegenüber von Guarda und bietet eine herrliche Aussicht auf das Tal und die gegenüberliegenden Dörfer wie eben Guarda, aber auch Lavin, Ardez, und wie sie alle heissen. Da wollen wir hinauf.

Akrobatin am frühen Morgen am Bahnhof Guarda
in Giarsun

Was unschwer möglich ist. Es braucht bloss Saft in den Waden. Denn wir starten direkt am Bahnhof Guarda. Von wo wir zum Inn hinuntersteigen, diesen über eine Brücke queren und ab da geht es aufwärts. Die Wolken wolken, es hängen Nebelschwaden von den gestrigen Gewittern im Wald. Es ist kühler als gedacht und vor allem, die kurzen Hosen lassen grüssen, sehr, sehr feucht. Die Gräser sind tropfnass und unser schmaler Weg führt direkt durch das Kraut. Zum Glück trocknet das dann später wieder. Zuerst erreichen wir die ziemlich überwucherte Alp Zeznina Dadoura. Diese liegt im Wald. Pause oder nicht? Nein ist die Antwort. Wir sind nicht sicher, ob die kleine Alphütte bewohnt ist oder nicht. Einfach vor der Türe an den Tisch sitzen finden wir keine gute Idee.

Alp Zeznina Dadaint

Weiter geht’s knapp 30 Minuten weiter hinauf. Zur grossen Alp Zeznina Dadaint. Da ist niemand daheim. Deshalb machen wir unsere Pause direkt neben der Alphütte. Der Nussgipfel, der in unseren Rucksäcken mitreist, ist schnell verspeist. Da wir an der Route zu den Macunseen sind, passieren uns einige Leute. Die Sonne drückt langsam durch und die Szenerie gefällt uns sehr. Unweit von der Hütte durchwandern wir die Weide von Jungrindern. Die sind so was von anhänglich und wollen gestreichelt werden. Wir fühlen uns fast wie im Kuschelzoo.

die waren extrem anhänglich

Beim Punkt 2256 trennt sich unser Weg vom dem gen Macunseen. Sofort sind wir alleine. Der Weg wird zur Wegspur. Da ist Sorgfalt gefragt. Sonst laufen wir ins Schilf. Zum Glück hat es immer wieder Markierungen. So finden wir den Piz Giarsinom problemlos. Der Berg ist etwas speziell. Er sitzt am tiefsten Punkt eines Grates. Von wo aber die beste Aussicht herrscht. Deshalb steigen wir noch ein paar Höhenmeter weiter auf. Um das „Hinterland“ des Piz zu erforschen. Was sich lohnt. Erstens sehen wir von weitem eine Gämse. Vor allem aber drehen zwei Bartgeier ihre Kreise in der Luft. Gabi sieht ihnen fast schon in die Augen, dank dem Feldstecher. Leider verziehen sich die beiden Vögel dann. Wir sehen sie später, beim Abstieg, ganz weit oben noch einmal. In der Nähe sehen wir dafür Murmeltiere. Die wir im Tirol etwas vermisst hatten.

vom Gipfel hoch sehen wir in die Tiefe

Das Wetter arbeitet daran, sich als sommerlich zu zeigen. Es windet zwar leicht, ist aber warm genug um im T-Shirt und den kurzen Hosen zu rasten. Die Fernsicht ist durch den starken Dunst eingeschränkt. Was uns nicht weiter stört. Es gefällt uns hier oben in der Einsamkeit.

Pigmentstörung in der Natur

Die Alpenblumen blühen um die Wette. Wir passieren viele Türkenbundlilien, andere Blumen präsentieren sich in grosser Zahl, weiter oben durchwandern wir blühende Alpenrosenfelder und stossen bis hinauf zur Enzianzone vor. Die stengellosen Enziane sind in voller Pracht zu sehen. Mir fällt plötzlich ein weisses Exemplar derselben auf. Die sind doch sonst immer blau? Unweit davon hat es noch ein weisses Exemplar. Google weiss Rat. Offenbar handelt sich bei den sehr seltenen weissen Enzianen um Exemplare, die eine Farbpigmentstörung haben. Und deshalb weiss in die Landschaft leuchten. Wir freuen uns, konnten wir diese seltenen Exemplare bestaunen.

Normalmodell
Spezial in Weiss
Türkenbund

Zurück ins Tal

Für den Rückweg wählen wir den Weg nach Lavin. Was sich lohnt. So ist der Gegenaufstieg, vom Inn hinauf ins Dorf, weniger lang. Vor allem hat es in Lavin einen Volg. Der sogar noch offen hat. Zwei kühlschrankkalte, alkoholfreie, Biere zischen vor dem Laden unsere Kehlen hinab. Das tut sowas von gut. Wir waren über 8 1/2 Stunden unterwegs, machten doch einige Höhenmeter und auch die Kilometerzahl ist hoch genug. Da sich das Wetter schlussendlich für die hochsommerliche Variante entschieden hat, ist es warm im Dorf. Wir frieren definitiv nicht. Kurz vor 17.00 Uhr hüpfen wir in den Zug, der uns retour nach Küblis führt.

Super war’s und hier sind die Bilder des Tages. Jetzt legen wir die Beine hoch und chillen.

Mit der Route.