Schwarze Wolken ziehen über den Ofenpass ins Val Müstair. Zwischendurch drückt die Sonne durch, die Gipfel sind mehrheitlich im Nebel verborgen. So sieht es heute Morgen aus als wir aufstehen. Als Optimisten lassen wir uns die Laune nicht verderben, essen draussen vor dem Bus unser Morgenessen und gehen mit der Wanderausrüstung los zur Bushaltestelle. Mit dem Postauto fahren wir hoch nach Lü. Denn dort oben sitzt der Piz Terza (auch bekannt als Urtirolaspitz). Den kennen wir vor allem als Skitour, wie sieht die Gegend im Sommer aus ist die Frage.
Ab Lü steigen wir stetig in leicht westlicher Richtung auf bis wir die Fuorcla Sassalba mit ihrem kleinen See erreichen. Hier oben bläst ein bissiger Wind, er ist schon fast stürmisch. Schon vorher musste ich vom nassgeschwitzten T-Shirt auf ein langärmliges Wollleibchen umrüsten. Jetzt ist es sogar Zeit, eine Jacke anzuziehen. Die Grafik des heutigen Temperaturverlaufs spricht Bände. Vom Sommer in den Winter und gleich wieder zurück. Ein Wechselbad sondergleichen, das wir streckenweise doch als sehr frostig wahrnehmen. 6 Grad und der „Windchill“ sind doch eher schlottrig. Bei mir bleiben die kurzen Hosen aber montiert, schliesslich haben wir Sommer.
Die Wolken haben sich während unseres Aufstiegs in höhere Lagen verzogen. Es ist zwar trüb und wirft ein paar kleine Tropfen, dafür ist die Landschaft umso eindrücklicher. Auf dem Gipfel steht ein Grenzstein und wir machen ein paar Schritte hinüber nach Italien. Die Aussicht geht bis hinab ins Südtirol.
Wegen der Kälte und des starken Windes steigen wir bald ab, in eine windgeschützte Senke. Sandwiches wärmen und genau das brauchen wir nun. Retour über die Fuorcla Sassalba geht es weiter. In einer weiten Runde umrunden wir den Muntet durch das weite und menschenleere Costainas-Tal. Wir haben ein Gefühl wie seinerzeit in Norwegen. Weite, Wind, Schnee, Kälte und Einsamkeit.
Durch blühende Alpenrosenfelder erreichen wir den Pass da Costainas. Von wo es der Alpstrasse entlang bis nach Lü hinunter geht und sich unsere Runde schliesst. Trocken, vorwiegend trüb aber trotzdem schön, das ist das Fazit dieser Bergtour.
Später dann, wir müssen es zur Kenntnis nehmen, hat uns Meteo Schweiz im neuen Wetterbericht eine Gewitterzelle eingezeichnet.
Und ja, das stimmt. Aktuell, um 20.55 Uhr, regnet es kräftig, donnert teilweise und wir sitzen im VW Bus an der Wärme. Morgen Donnerstag soll es aber wieder etwas besser werden. Offenbar ist es diesen Sommer so gut wie unmöglich, dem Hudelwetter zu entgehen. Aber wir wollen nicht klagen, denn auch heute konnten wir unser geplantes Programm trocken durchführen.
Die Bilder des Tages.
Mit der Strecke.