Die Königstour über den Kanzberg (2009 m) zur Jochspitze (2236 m)

Der Tag soll trocken werden. Und er startet mit: Regen. Der hört zum Glück schon vor 06.00 Uhr auf. Heute sind wir früh auf den Beinen, wir haben eine lange Tour geplant. Die wir am Ende als unsere absolute Königstour einstufen!

Rezept für die Toptour

Das Menu beinhaltet zwei Berge, viel Aussicht, einsame Täler, Schnee und die Hoffnung, dass wir trocken durchkommen. Denn die Bergtour ist lang. Von Hinterhornbach gehen wir los. Das ist ein ganz kleines Dorf, mit etwas Tourismus, und sonst so gut wie nichts. Das Dorf liegt ganz am Ende des Hornbachtals, welches wiederum ein Seitental des Lechtals ist.

Morgenstimmung beim Tourenbeginn
gleich nochmals

Zuerst steigen wir steil, im schattigen Wald, hinauf zum Kanzberg. Einem mächtigen Geländerücken. Der bereits erahnen lässt, was wir noch erwandern werden. Oben auf dem Rücken, kurz vor dem höchsten Punkt, hat es eine kleine Schutzhütte. Die wir nach 2 1/2 Stunden und etlichen Höhenmetern unschwierig erreichen. Die von Blumen förmlich übersäten Alpwiesen sind ein Hingucker der Sonderklasse. Ich glaube, wir haben noch nie so viele Blumen gesehen. Nur schon die stengellosen Enziane sind eine Pracht. Ob die Blumen so spriessen, weil die Alpen nicht mehr bewirtschaftet werden?

auf dem Kanzberg

Auf dem höchsten Punkt des Kanzlers machen wir Pause. Und linsen bereits vorwärts, zum markanten Jochberg. Bei mir kommen, so aus der Ferne, Zweifel auf, ob wir auf diesen Berg kommen oder nicht. Vor allem stören mich Schneefelder in der Flanke. Die wir durchschreiten müssen, um auf das Hornbachjoch zu kommen. Am Ende lösen wir das pragmatisch wie immer. Wir gehen los, schauen und schätzen die Lage laufend ein. Am Ende stehen wir ohne Probleme oben auf der Jochspitze. Denn der Weg verläuft, anders als angenommen, auf der linken Seite des Berges. Und schon klappt das. Auch die Schneefelder entpuppen sich dann, im Abstieg, aus der Nähe als gut begehbar.

Zwei auf der Jochspitze
es nebelt etwas
die Jochspitze von unten

Kurz vor dem Hornbachjoch sind wir für einige Meter in Deutschland. Bevor wir auf einem schmalen, aber gut angelegten Weg, ins Jochbachtal absteigen und wieder nach Österreich wechseln. Die gewonnen Höhenmeter vom Aufstieg wollen abgebaut werden. Steil geht es nach unten. Aber immer so, dass es einigermassen angenehm bleibt. Auch dieses Tal ist leer und einsam. Wild und unverbaut fliesst der Bach zu Tale. Im unteren Bereich müssen wir den Weg etwas suchen. Ein gewaltiger Murgang hat vor einigen Jahren Unmengen an Geröll und Kies zu Tale gebracht. Da ging alles kaputt was in der Gegend stand. Von den steilen Wänden auf der linken Seite schiessen mehrere Wasserfälle zu Tal. Wir geniessen die Szenerie aus vollen Zügen.

das südliche Höllhorn
das Jochbachtal – da runter gehen wir
wunderschön
einer der Wasserfälle

Bis kurz vor Hinterhornbach wähnen wir uns weit weg von jeglicher Zivilisation. Die wir dann im Dorf sehr begrüssen. Denn im Gasthof Hochvogel bekommen wir unser wohlverdientes Hefeweizen bleifrei. Das nach der langen Tour hochwillkommen in unsere Mägen fliesst. Ich garniere das Bier mit einem wunderbaren Eiscafé.

Einsamer und noch einsamer

Im Hornbachtal stimmt der Spruch vom „am A…. der Welt“ definitiv. Denn „am A…. der Welt“ ist es noch nicht fertig. Da biegst du ab, gehst weiter in ein anderes Tal hinein, steigst steil auf und steil wieder runter. Alles ist wild und unverbaut. Es ist ein Traum. Die Natur hat ihren Platz, sie gefällt, sie wütet und sie macht Sachen kaputt. Die Murgänge sind gewaltig und gestalten das Tal um. Bergwelt in Reinkultur ist das.

Murgang von 2018

Und so dies und das

Übrigens sehen wir heute die folgenden Tiere: Feldhase, Gämsen (mit Jungtier), Murmeltiere (die ersten in dieser Gegend), eine Blindschleiche sowie die obligaten Kühe. Bei den Menschen sind wir etwas sparsam. Wir treffen genau zwei Personen an.

Jetzt ist es 21.00 Uhr, am Himmel zucken die ersten Blitze und es donnert. So wird der Tag so zu Ende gehen wie er gestartet ist: Nass. Uns ist das egal, wir blicken zufrieden auf unsere Königstour zurück.

Die Bilder des Tages.

Mit der Route.