1038 alpine Meter auf dem Skeisfjell

Der Uetliberg ist 869 Meter hoch. Der Gipfel auf dem Skeisfjell 1038 Meter. Stell dir vor, du wanderst auf den Uetliberg, überquerst Schneefelder, hast alpine Verhältnisse, siehst schmelzende Schneeberge in Seen, wanderst durch Nebel, erlebst ein kühles Windchen und so um die 10 Grad. Und vor allem: ausser dir ist weit und breit kein Mensch. 


Genau so war es bei uns heute. Bis um 11.00 Uhr warteten wir im Hotel. Dann war der letzte Regenschauer durch. Das Wetter soll heute aufklaren und für die nächsten drei Tage stabil bleiben. Wir brechen auf und fahren ein paar Kilometer bis zum Parkplatz Fossberg in der Nähe von Rosendal. Dort geht unsere Bergtour auf das Skeisfjell und den zugehörigen Gipfel los. Skeisfjell spricht man übrigens als „Schei..fjell“ aus. Kein Witz. Ich habe das am Nachmittag mit einer Norwegerin verifiziert. Die spricht weder Deutsch noch Englisch. Und sprach das Fjell eben genau so aus. Tja. So sind die Sprachen immer wieder spannend.


Zuerst wandern wir auf einer ungeteerten Fahrstrasse 2 km ins Tal hinein. Bis wir hinten ankommen. Und wir sind es hier in Norwegen gewohnt. Der Weg geht direkt in der Falllinie weiter. Einfach die Wand rauf. So um die 700 Höhenmeter machen wir in kurzer Zeit. Ungewohnt für uns sind die vielen Wegmarkierungen. Wir finden den Weg tatsächlich ohne Sucherei. Hier im Süden sieht es wegtechnisch wohl besser aus als im hohen Norden. Der Weg wird immer steiler. Am Ende hat es mehrere Stellen wo Seile hängen. Die helfen beim Aufstieg ungemein. Denn die Wegbeschaffenheit ähnelt Schoggicreme. Ich schrieb im 2014 einmal von „Fango vertikal“. Das war heute genauso. Vor allem ist es nass. Das Gras, der Weg, bald die Hosen und wenig später die Schuhe. Alles trieft. Die ganze Tour machen wir heute somit mit nassen Füssen. Zum Glück haben wir trotzdem warm in den Schuhen. Goretex hat seine Grenzen. Am Donnerstag ziehen wir unsere Gamaschen an wenn es wieder so nass sein sollte. 


Oben angekommen, verzweigt der Weg. Wir sind knapp auf Uetliberghöhe. Es ist alpin. Wir finden bei der ersten Rast Multebeeren. Die sind noch nicht reif. Bald gehen wir weiter und erreichen die ersten Schneefelder. Auf dieser Höhe aussergewöhnlich. Norwegen hatte einen langen und harten Winter, und nun einen nassen und kalten Sommer. Da bleibt die weisse Pracht bis in tiefe Lagen liegen. Wir überqueren einige Schneefelder und gehen weiter leicht aufwärts. Die Wolken hängen tief, der Nebel kommt, die Sicht wird schlechter. Zum Umdrehen ist es nicht trüb genug. Denn wir wissen: Der Gipfel ist nicht mehr weit. Und so ist es. Bald taucht er aus dem Nebel auf. Und kaum sind wir oben, reisst die Nebeldecke teilweise auf. Die Sicht auf den Fjord hinaus ist gewaltig. Ganz kurz sehen wir sogar auf den Folgefonna-Gletscher. Genau wegen solchen Eindrücken kommen wir hierher. Verbunden mit der Einsamkeit sind die Eindrücke gewaltig.


Die heutige Tour ist ein 1a-Einstieg, definitiv anspruchsvoll, eindrücklich und schön. Froh sind wir am Ende, dass wir im Abstieg keine Textilbremse brauchten. Dank den Seilen kommen wir den Steilhang gut herunter und in der Zwischenzeit hat es ein wenig getrocknet. So sind die Steine mehr oder weniger griffig. 


Am Ende waren wir heute 4 1/2 Stunden am Wandern und machten gut 930 Höhenmeter. Und für einmal stimmten die angebenen Zeiten. Das war hier oben schon öfters ganz anders. Heute sind wir sogar schneller als veranschlagt. Super. 


Abends lassen wir den Tag bei mittlerweile fast wolkenlosem Himmel im Hotelrestaurant ausklingen. Das Essen mundet ausgezeichnet. Wir haben einen ziemlichen Hunger mit ins Hotel gebracht. Die Materialpflege ist heute aufwändiger als auch schon. Mal schauen, wie trocken die Schuhe bis am Donnerstag sind. Dann wartet die nächste Tour auf uns. Ob die wieder so sumpfig wird?

Unter diesem Link ist die Fotosammlung unserer Reise zu finden.  


Auf dem Skeisfjell

Tierische Gesellen am Wegesrand



Abendstimmung beim Hotel in Rosendal




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