Alte Steine, der Ludwig der Lust hatte und viel Platz im Osten

Der Start in den Tag

Hochnebel hat es in Lübeck und es ist kühl. Ich esse meinen Zmorge im Bus, da ist es schön warm und ich habe alles in Reichweite. Schnell packe ich zusammen und will noch kurz den Abwasch erledigen. Da schlägt Corona zu.

Der Platz ist gut belegt, die Abwaschküche aber reduziert mit zwei statt drei Abwaschstationen unterwegs. Als Folge gibt es draussen eine Schlange und ich bin die Nummer drei. Da eine Dame sehr geschwindigkeitsreduziert abwäscht, vermutlich poliert sie bei jeder Gabel jeden einzelnen Zinken, dauert es über zehn Minuten bis ich an der Reihe bin. Diejenigen, die hinter mir anstehen werden auch bereits ziemlich ungeduldig. Am Ende geht’s dann doch ziemlich zügig voran.

Die Sonne ist so gegen 11.00 Uhr auch da und den ganzen Tag scheint sie, mit Wolken am Himmel, bei leichten Wind und rund 22 Grad. Schlicht perfekt ist das Wetter heute.

In Wismar lichtet sich das Gebüsch

Zuerst fahre ich nach Wismar. Eine weitere Hansestadt die sehenswert ist. Wobei ich sagen muss, dass sich die Gebäude irgendwann gleichen. Die Strassen sind voll, die Leute dürfen wieder reisen und ich glaube, sie geniessen das aus vollen Zügen. In einem Frisörsalon lasse ich mir die Haare und vor allem den Bart schneiden, der langsam einem Gebüsch ähnelt. Ich komme aus dem Salon, schaue in den Spiegel und habe den Eindruck, mit dem kürzeren Bart sehe ich zehn Jahre jünger aus :-).

In Schwerin liegen die Nerven blank

Von Wismar fahre ich weiter nach Schwerin. Ebenfalls voller Volk, aber sehr sehenswert. Vor allem das Schloss und das Regierungsviertel. Die grosszügigen alten Gebäude sind einmalig. Vieles ist top restauriert und sieht prächtig aus. Anderes ist brösmelig und fällt langsam in sich zusammen. Die breiten Boulevards sind schön und ich denke immer wieder, wie toll muss es sein, wenn du soviel Platz hast auf dem du deine Stadt verteilen kannst. Da hat dann sogar ein veritabler See Platz. Schwerin ist der Sitz der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern, und schöne und pompöse Regierungsgebäude sind leider keine Garantie für schlaue Ideen und Entscheide. Dazu mehr weiter unten.

Hier hatte der Ludwig Lust

Den Abschluss macht heute Ludwigslust. Im Ort gibt es das gleichnamige Schloss. Das ich auf Fotos gesehen habe und das imposant aussieht. Als ich da bin, ist es mit dem Imposant vorbei. Der Kasten ist ziemlich angegraut und teilweise eine Baustelle. Ich nehme an, in einigen Jahren ist das Schloss dann saniert und herausgeputzt. Aktuell macht es aber nicht viel her. Da gefällt mir die zugehörige Kirche im Abendlicht viel besser. Wie auch die rundum angeordneten, einstöckigen, Gebäude die früher, als der Ludwig hier noch Lust hatte, für die Höflinge und Bediensteten gebaut worden sind. Heute sind es zum Teil wunderbar renovierte Kleinode.

Die Erinnerung an den 2. Weltkrieg wird, wie an vielen anderen Orten in der Gegend, wachgehalten. So hat es direkt zwischen dem Schloss und der Kirche eine Gedenkstätte für rund 200 Opfer der Aussenstelle Wöbbelin des KZ Neuengamme.

Und so dies und das

Die örtlichen Krachmacher

Es ist schon so, ein Dorf kann noch so klein sein, irgendwelche Deppen gibt es immer die in der Nacht Krach machen müssen. Hier in Ludwigslust hat es ein paar wenige Jugendliche, die mit dem Ghettoblaster unterwegs sind und ausprobieren wie viel Bass die Kiste draufhat. Glücklicherweise sind hier die Ferien vorbei und so ist gegen 22.30 Uhr dann Ruhe.

Die kleine Version der Jugendlichen waren ein paar Stunden früher zwei Knirpse, so zwischen 6 und 10 Jahren, die ihre Frauenfürze loswerden müssen. Ein strenger Blick genügt und sie verziehen sich.

Die eigenartige Entscheidung

Da wiehert er, der Amtsschimmel. Kein Wunder, das Landesgestüt Redefin ist ein paar Dörfer weiter, also ganz nah. In Grabow (Elde), bekannt für seine Fachwerkshäuser, gibt es einen kleinen Hafen an der Müritz-Elde-Wasserstrasse. Die Gemeinde hat, das kann man ihr nur hoch anrechnen, gleich daneben Stellplätze für Wohnmobile gebaut. Die Kosten € 5.00 pro Nacht. Dabei ist hier einfach der Parkplatz, sonst nichts. Es hat ein Sanitärgebäude mit WC und Dusche. Da kommt man für günstige € 0.50 rein.

Und stellt dann fest, dass die Dusche abgeschlossen ist. Ich erinnere mich, irgendwo gelesen zu haben, dass es in Deutschland einige Länder gibt, die öffentliche Duschen wegen Corona geschlossen halten. Wieso weiss vermutlich nur der besagte Amtsschimmel. Haben die Angst davor, dass Rudelduschen stattfinden bei denen die Abstandsregeln nicht eingehalten werden? Speziell nervig ist, dass nirgends eine Notiz hängt die einem über die geschlossene Dusche informiert. So gibt es halt eine Halbdusche am Lavabo mit mässig kaltem Wasser.

Ein Tesla? Ja, ein Tesla!

Teslas mit vier Rädern kennen wir, das sind die Elektroautos. Aber Tesla gibt es schon länger. Zum Beispiel Tonbandgeräte. Ja, und dem Autobauer gehört der Name Tesla nicht. Er darf ihn bloss mitnutzen. Da helfen all die Milliarden nicht.

Spezielle Gestalten

Wo es viele Menschen hat, gibt es auch mehr der Sorte die auffallen. In Schwerin nervt sich eine Anwohnerin, die notabene mit ihrem Auto durch die Fussgängerzone tuckert, dass sie dauernd Leuten ausweichen muss oder diese ihrem Gefährt nicht aus dem Weg gehen. Sie motzt lautstark aus dem Fenster, zur Belustigung aller die sie hören.

Wenig später folgt ein ähnliches Modell, aber auf dem Velo. Da es, wie erwähnt, viele Leute in den Strassen hat, müssen die Velopilotinnen und Piloten Slalom fahren. Was die Dame auf ihrem Drahtesel offenbar nervt. Sie ruft lautstark aus, dass man gefälligst auf der richtigen Strassenseite fahren solle und fährt dauerklingend und fluchend ihres Weges.

Den Abschluss des Tages macht ein Herr, schon etwas bejahrt, im müffelig ausschauenden Trainer auf dem Minivelo, auf dem Stellplatz beim Schloss Ludwigslust. Er will partout wissen, ob hier alle Campeure ein Impfzertifikat haben und ob dies kontrolliert werde. Meine Antwort, dass ich das erstens nicht wisse und dass es mir zweitens egal sei, macht ihm keine Freude. Er fährt weiter um andere Campeure mit seinem Anliegen zu nerven. Es wäre ja interessant zu wissen, ob der Typ selber geimpft ist oder nicht.

Das Bilderbuch mit vielen Gebäuden.

Die heutige Route gen Süden.