Die Interpretation, was hier „am Götakanal“ liegt, ist etwas grob gefasst. Das merke ich heute wieder, als ich weit weg vom Kanal, mitten auf dem Land, das Schild „Längs Göta Kanal“ antreffe. Nun denn, so gesehen ist alles, was bei uns daheim nördlich der Alpen ist, am Rhein. Aber ja, ich nehme es, wie es ist. Nämlich schön.
Eigentlich wäre heute eine Velotour von Landvetter nach Göteborg auf dem Programm. Die lasse ich sausen. Weil der Wetterbericht für die Region Göteborg gewittrige Niederschläge auf dem Menu hat. Und das ist so. Als ich am Abend in die Gegend komme, regnet es heftig. In Linköping soll es zwar mal Wolken haben, aber trocken bleiben.
der krönende Abschluss
Mein Plan war es, in den vier Tagen mindestens 315 Kilometer zu fahren. Das entspricht der Strecke der Vätternrundan. Ich darf sagen, dass das heute gut gekommen ist. Meine verschiedenen Velotouren ergeben im Total sogar einige Kilometer mehr.
Heute Morgen checke ich im Apartment in Linköping aus und verpuffe mein ganzes Material ins Auto. Das auf dem Parkplatz an der Sonne vor sich hinbrüten darf. Selber mache ich mich mit dem Velo auf den Weg. Zuerst fahre ich nach Berg, da wo der Götakanal seine Schleusentreppen hat. Dorthin geht es aber nicht deswegen. Sondern weil es der nächste Einstiegspunkt für eine Fahrt entlang des Kanals ist. Ein guter Kiesweg führt über 20 Kilometer dem Kanal entlang. Die Sonne lacht, Leute hat es so gut wie keine, die Landschaft ist eine Pracht und so wird das für mich zu einer Jubelfahrt, so gut gefällt es mir. Denn auch Höhenmeter hat es keine. Bis Borensberg geniesse ich die perfekte Velotour.
In Borensberg hat es wieder eine Schleuse. Die noch von Hand betrieben wird. Was Schwerarbeit ist. Das sehe ich, weil ich einmal mehr Glück habe, und die Wasa Lejon durch die Schleuse kommt. Da ist viel Kraft nötig, um die alten Tore zu betätigen. Die Schleuse ist die eine Sehenswürdigkeit, die Klappbrücke die andere. Es ist wieder einmal wie aus dem Bilderbuch.
Gleich neben der Schleuse gibt es ein grosses Kaffee. Mit feinem Capuccino und frische Waffeln gibt es ebenfalls. Endlich finde ich einmal eine Einkehrmöglichkeit unterwegs. Super! Was ich noch nicht weiss ist, dass ich rund anderthalb Stunden später wieder dort einkehren werde. Weil es Mittag ist und ich Hunger habe.
Vorher kurve ich über das Land. Getreu dem Schild „Längs Göta Kanal“. Schön ist es auf jeden Fall, das ist die krönende Abschlusstour meiner Tage in Schweden. Sogar den Duft nach nassem Asphalt darf ich geniessen. Auf einmal ist die Sonne weg. Dunkle Wolken bedecken den Himmel. Sieht das nach Regen aus? Der Wetterbericht sagt doch, dass es trocken bleibt. Tja, als die Tropfen fallen merke ich, dass dem nicht so ist. Zum Glück bin ich am Rande des Schauers. So kann ich ohne Regenschutz, den ich eh nicht dabeihabe, weiter kurbeln. Glück muss man haben. Später kommt die Sonne wieder und es ist um die 27 Grad warm.
In Motala, dem Start- und Zielort der Vätternrundan, dreht die Strecke. Ich fahre in einem Aussenquartier der Stadt durch. So komme ich an keinem der Orte vorbei, die ich kenne. Den Vätternsee sehe ich, das passt. Die Route geht auf der anderen Seeseite wieder nach Borensberg. Wo besagte Mittagspause stattfindet. Dann sause ich auf demselben Weg, alles dem Kanal, entlang, retour nach Berg. Da steht die letzte mit Glacé gefüllte Kühltruhe vor dem Ziel beim Auto in Linköping. Ich stürze mich in die Touristenmassen und geniesse mein Glacé. Noch geht es gut 10 Kilometer weiter. Unterbrochen bloss von einer Veloputzaktion an einer Tankstelle. Auch mich selber kann ich gleich mit reinigen. Meine Beine sehen aus wie frisch paniert. Das Schoggivelo ist heute, auf all den Kieswegen und Strassen, so richtig schön dreckig geworden. Als Garnitur kommt Salz vom Schweiss dazu. Sauber geputzt fahre ich auf dem ebenso sauberen Velo zum Auto, nehme das Velo auseinander, verpacke alles und ab geht die Reise nach Göteborg.
Und so dies und das
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Ungefähr bei der Hälfte meiner Fahrt nach Göteborg muss ich mit dem Volvo an eine Ladestation. Die Anzeige meint, dass es genau auf 0 aufgehe, wenn ich ans Ziel düse. Das ist mir doch zu heikel. Denn wenn der Strom aus ist, ist fertig lustig. An der Tankstelle hängen fast 10 Autos an diversen Schnellladestationen. Es brummt und summt. Die Abwärme der Hochleistungslader ist spürbar. Ich passe mich den Schweden an. Die gehen in die Tankstelle zum „Fast Food“. Wobei ich Glück habe. Ein Fertigmenu für die Mikrowelle ohne chemische Zutaten gibt es tatsächlich. So esse ich meinen Znacht halt so. Und 40 Minuten später ist der Akku zu 90% voll und ich kann weiterfahren.
„Chischtlilagerplatz“
Die „Chischtli“ aus Plastik, genannt Wohnmobile, gibt es hier in grosser Zahl. Wie das wohl in der Hochsaison aussieht? Wenn die Kisten aus Deutschland und der Schweiz hinzukommen? Jedenfalls gib es ziemlich viele Plätze, wo sich die „Chischtli“ sammeln und gemeinsam wohnen dürfen. Eines haben diese Plätze gemein: sie sind an der prallen Sonne, da gibt es keinen Schatten. Zum Glück windet es meistens etwas.
Mein Fazit
Einerseits ist die Reise mit dem Velo im Flieger nach Schweden für vier Tage etwas ein Gemurkse. Andererseits ist die Freude gross, wenn es so coole Velotouren gibt, wie ich sie geniessen durfte. Dazu trägt das Topwetter natürlich bei. Deshalb sage ich: Toll war es!
Das Bilderbuch.
Mit der Route.