Freitag, ich mache einen Tag blau. In der geschäftlichen Mailbox ist es ruhig. Das passt zum Wetter. Das ist auch ruhig. Der Himmel ist fast genauso blau wie mein freier Tag. Wobei: es hat doch tatsächlich ein paar leichte Schleierwolken. Die verziehen sich am Nachmittag. Die Temperaturen sind wieder sehr perfekt, so um die 20 Grad. Mit einem fast nicht wahrnehmbaren Wind.
Die Route
Einmal die Seerunde. Aber nicht die um den Vätternsee, mit ihren 315 Kilometern. Die lasse ich, wie im gestrigen Blog geschrieben, sausen. Ich mache meine eigene Seerundfahrt, Um den Roxen. Das ist der See, der hier vor der Haustür liegt. Er ist mit 95 km2 Fläche immer noch grösser als der Zürichsee (88 km2). Dafür ist er maximal seichte 8 Meter tief.
Zuerst fahre ich rund 15 km lang auf einem, einmal mehr, perfekten, Veloweg aus der Stadt heraus auf‘s Land. Endlich biegt die Strecke dann auf eine Nebenstrasse ab. Landwirtschaftlich geprägt ist die Gegend und ich absolviere genüsslich meine Kilometer. Ab und zu kreuze ich andere Velofahrer. Die haben hier das Winkgen, wie die Prättigauer. Man grüsst sich freundlich. In der Schweiz passiert mir das fast nie. Ein Gümmeler grüsst keinen, der mit einer Packtasche unterwegs ist. Hier ist das anders.
In einem Waldstück mache ich Pause an einem kleinen See. Die Fischerhütte liegt romantisch in einer Senke. Da laden sich die Batterien der Seele wie von selbst. Wunderbar ist es. Heiter pedaliere ich ein paar Minuten später weiter. Den See Roxen sehe ich bis jetzt fast nie. Die Strasse ist weit vom Ufer weg. Eine Seerunde ohne See? Zum Glück wird das ändern. Sagt mir die Karte. Und so ist es.
Bald blitzt der See wiederholt durch die Bäume. Ich nähere mich ihm langsam aber sicher. Vor Berg, da wo eine grosse mehrstufige Schleusenanlage des Götakanal liegt, steche ich aus der Höhe hinunter zum See. Es ist kitschig schön.
Die Schleusenanlage schaue ich mir genauer an. Ganz speziell muss ich die Glacétheke unter die Lupe nehmen. Aus der Theorie, der aufgestellten Glacéwerbung, wird ganz schnell Praxis. Die Kugeln munden wunderbar. Nach über 70 km Velofahrt brauche ich etwas Zucker.
Wieder habe ich Glück an der Schleuse, die Wasa Lejon schleust sich hinunter zum Anlegeplatz. Aus der Nähe betrachtet ist das Schiff alt und verwittert. Mit 9 Schleusen werden hier 40 Höhenmeter überwunden. Der See selber liegt schlappe 33 Meter über Meer. Das Prozedere ist sehenswert. Im Vergleich zum Kindakanal, werden die Schleusen mit einer Fernsteuerung bedient. Da muss keiner mehr schrauben.
Auf der Weiterfahrt passiere ich Ausgangs von Berg das Vreta Kloster. Wieder so eine alte Anlage, die in der Landschaft glänzt. Das ist immer wieder hübsch anzuschauen.
Nachher düse ich gen Linköping. Links der See, vorne sehe ich die Stadt. Mit dem Hochhaus, in dem ich wohne. Den Heimweg kann ich nicht verfehlen. Ich kurve am grossen Einkaufsgebiet vorbei, direkt in die Stadt. Wo die Einheimischen den für hier lauen Sommerabend in den vielen Beizen geniessen. Es ist was los!
Auf mich wartet ein kühles Bier im Kühlschrank im Apartment und der Znacht ist auch gekauft. Mangels gescheitem Kochgeschirr habe ich mir eine Fertigmahlzeit für die Mikrowelle gekauft. Gemäss Zutatenliste tönt sie gut. Es gab auch solche, da brauchst du ein Chemiestudium und vor lauter E‘s weisst du definitiv, dass du dich beim Essen chemisch reinigst.
Und so dies und das
Schulabschluss und Streetparade?
In Schweden feiern die jungen Leute ihren Schulabschluss ausgiebig. Das ist eine gelebte und gepflegte Tradition. Auf geschmückten Lastwagen, die mit Megaboxen ausgestattet sind, aus denen megalaute Musik dröhnt, kurven sie durch die Stadt und lassen sich bejubeln. Mehr über die „student-Feiern“ findet sich hier.
Lass es pedalieren
Im Apartment hat es eine Filterkaffeemaschine. Sogar Kaffeepulver ist vorhanden. Ich braue mir drei Tassen Kaffee. In dem ich 6 Messbecher Kaffee in den Filter gebe. Was rausläuft, ist dunkel und stark. Nach dem ich meine drei Tassen intus habe, pedaliere ich wie der Blitz. Soviel Koffein wirkt wie Doping. Der Koffeinschub ist eine Reminiszenz an die Vätternrundan. Da gibt’s bei den Verpflegungsposten ebenfalls sehr starken, sehr schwarzen, Kaffee.
Flach wie eine Flunder?
So stellt man sich das Velofahren hier vor. Die Hügel sind so um die 140 Meter hoch. Eigentlich sind das Buckel in der Landschaft. Wenn du die aber mehrfach rauf und runterfährst, staunst du am Ende über 840 Höhenmeter, verteilt auf 90 km. Die Flunder ist alles andere als flach. Für dieses Gelände ist das Gravelbike mit einer Scheibe ideal.
Das Bilderbuch.
Und die Route.