Dichter, weisser Teppich auf der Alp

Was ist weiss wie Schnee und hat jetzt Saison?

Des Rätsels Lösung

Von ungefähr Mitte Mai bis Anfangs Juni blühen die Narzissen, genauer die Dichternarzissen, in Seewis. Die Kunst es ist, die Blumen in der richtigen Zeit zu erwischen, also zum Höhepunkt der Blüte. Gabi fragt, ob es nun schon soweit sein könnte. Ich zweifle, konsultiere die Webseite, die das jeweils genau mitteilt und stelle fest: die Narzissen sind voll in der Blüte. Damit ist unser Sonntagsprogramm klar. Ab auf den Sattel und hinauf nach Seewis.

Die Narzissenwanderung zu Fuss ist ziemlich ätzend. Da fast alles auf Asphalt verläuft. Zu Beginn wandert man rund eine Stunde in die Höhe. Dann erreicht man langsam den Bereich, wo die Narzissen blühen. Mit dem Velo ist das massiv einfacher. Da pedalieren wir locker bergauf. Der eingebaute Rückenwind ist hilfreich. Bald erspähen wir erste Blüten, und dann einen Wegweiser eines Bergwanderwegs. Der sieht vielversprechend aus. Wir biegen ab und entdecken die ersten Wiesen voller Blüten. Der Anblick ist einfach immer wieder herrlich. So ähnlich wie Nordlichter. Man bekommt nie genug davon.

Es hat auch viele Enziane
Ein Meer von Narzissen

Wir fahren weiter bergauf. Es hat keine einzige Blüte an der Strecke. Bis wir an einem Waldrand eine Wiese sehen, wie wir sie noch nie geniessen durften. Die Narzissen stehen so dicht, die Wiese ist einfach weiss. Wir geniessen und fotografieren. Vorsichtig gehen wir dem Waldrand entlang bis zu den Blüten. Um ja keine der zarten Pflanzen unter die Schuhe zu bekommen.

Grüsse aus den Ferien

Nach diesem einmaligen Erlebnis, steigen wir weiter auf. Immer wieder hat es vereinzelt Narzissen. Dazu kommt ein spannender Weg mit den Velos. Der wird ganz schmal. Wir müssen zu Fuss ein steiles Stück hinunter, zirkeln über eine sehr schmale Brücke und wuchten die Velos auf der Gegenseite wieder hoch. Um dann auf die nächste Alpstrasse zu gelangen. Die uns zum Maiensäss Valcaus führt. Das eine Beiz ist. Wir kehren ein, geniessen Sonne und Aussicht und staunen ob des Panachés nicht schlecht. Es stammt von der Brauerei Engel in Crailsheim (Deutschland). Vor etwas mehr als einer Woche sind wir genau an dieser Brauerei in Crailsheim mit unseren Tourenvelos vorbeipedaliert. Die Welt ist klein, und das Radler fein.

Auf der Rückfahrt wähle ich eine andere Route als Gabi. Und verfahre mich ziemlich. Wieder wartet ein schmaler Pfad im Wald auf mich. Den ich zu Fuss hinuntermuss. Es ist mir zu steil. Am Ende erreiche ich die Strasse, die zur Schesaplanahütte führt. Mit Spass brettere ich sie hinab. Bis mein Velocomputer piepst. Und zwar mehrmals. Bei einer Rampe, die aufwärts führt, tönt der Motor plötzlich komisch, er rattert und die Unterstützung bleibt aus. Der Bildschirm teilt mir mit, dass der Geschwindigkeitssensor und das ABS ein Problem haben. Nach dem ersten Schreck schalte ich das Velo zwei Mal aus und wieder ein. Dann sind alle Störungsmeldungen weg und das Gefährt macht wieder das, was es muss. Ich sause durch Seewis und düse das Prättigau hinauf, retour nach Fideris. Da hat wohl die Software ein Problem gehabt und der alte IT-ler weiss: ein Reboot tut immer gut.

Und so dies und das

Retour in Fideris waschen wir die Velos. Plötzlich frischt der Wind böig auf, Tropfen fallen und es sieht nach Regen aus. Der Spuk ist zum Glück schnell vorbei, der Wind stellt ab und die Sonne kehrt zurück. Bergwetter halt.

Das Bilderbuch des Tages.